Drucke zu Lebzeiten
Kom-
mandanten gehört? Nicht? Nun, ich behaupte nicht zu
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viel, wenn ich sage, daß die Einrichtung der ganzen
Straolonie sein Werk ist. Wir, seine Freunde, wußten
schon bei seinem Tod, daß die Einrichtung der Kolonie
so in sich geschlossen ist, daß sein Nachfolger, und habe
er tausend neue Pläne im Kopf, wenigstens während vie-
ler Jahre nichts von dem Alten wird ändern können.
Unsere Voraussage ist auch eingetroffen; der neue Kom-
mandant hat es erkennen müssen. Schade, daß Sie den
früheren Kommandanten nicht gekannt haben! – Aber“,
unterbrach sich der Offizier, „ich schwätze, und sein
Apparat steht hier vor uns. Er besteht, wie Sie sehen, aus
drei Teilen. Es haben sich im Laufe der Zeit für jeden
dieser Teile gewissermaßen volkstümliche Bezeichnun-
gen ausgebildet. Der untere heißt das Bett, der obere
heißt der Zeichner, und hier der mittlere, schwebende
Teil heißt die Egge.“ „Die Egge?“ fragte der Reisende.
Er hatte nicht ganz aufmerksam zugehört, die Sonne
verfing sich allzustark in dem schattenlosen Tal, man
konnte schwer seine Gedanken sammeln. Um so bewun-
dernswerter erschien ihm der Offizier, der im engen,
parademäßigen, mit Epauletten beschwerten, mit Schnü-
ren behängten Waffenrock so eifrig seine Sache erklärte
und außerdem, während er sprach, mit einem Schrau-
bendreher noch hier und da an einer Schraube sich zu
schaffen machte. In ähnlicher Verfassung wie der Rei-
sende schien der Soldat zu sein. Er hatte um beide
Handgelenke die Kette des Verurteilten gewickelt, stütz-
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te sich mit einer Hand auf sein Gewehr, ließ den Kopf
im Genick hinunterhängen und kümmerte sich um
nichts. Der Reisende wunderte sich nicht darüber, denn
der Offizier sprach französisch und französisch verstand
gewiß weder der Soldat noch der Verurteilte. Um so
auffallender war es allerdings, daß der Verurteilte sich
dennoch bemühte, den Erklärungen des Offiziers zu fol-
gen. Mit einer Art schläfriger Beharrlichkeit richtete er
die Blicke immer dorthin, wohin der Offizier gerade
zeigte, und als dieser jetzt vom Reisenden mit einer Fra-
ge unterbrochen wurde, sah auch er, ebenso wie der
Offizier, den Reisenden an.
„Ja, die Egge“, sagte der Offizier, „der Name paßt.
Die Nadeln sind eggenartig angeordnet, auch wird das
Ganze wie eine Egge geführt, wenn auch bloß auf einem
Platz und viel kunstgemäßer. Sie werden es übrigens
gleich verstehen. Hier auf das Bett wird der Verurteilte
gelegt. – Ich will nämlich den Apparat zuerst beschrei-
ben und dann erst die Prozedur selbst ausführen lassen.
Sie werden ihr dann besser folgen können. Auch ist ein
Zahnrad im Zeichner zu stark abgeschliffen; es kreischt
sehr, wenn es im Gang ist; man kann sich dann kaum
verständigen; Ersatzteile sind hier leider nur schwer zu
beschaffen. – Also hier ist das Bett, wie ich sagte. Es ist
ganz und gar mit einer Watteschicht bedeckt; den Zweck
dessen werden Sie noch erfahren. Auf diese Watte wird
der Verurteilte bäuchlings gelegt, natürlich nackt; hier
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sind für die Hände, hier für die Füße, hier für den Hals
Riemen, um ihn festzuschnallen. Hier am Kopfende des
Bettes, wo der Mann, wie ich gesagt habe, zuerst mit
dem Gesicht aufliegt, ist dieser kleine Filzstumpf, der
leicht so reguliert werden kann, daß er dem Mann gerade
in den Mund dringt. Er hat den Zweck, am Schreien und
am Zerbeißen der Zunge zu hindern. Natürlich muß der
Mann den Filz aufnehmen, da ihm sonst durch den
Halsriemen das Genick gebrochen wird.“ „Das ist Wat-
te?“ fragte der Reisende und beugte sich vor. „Ja ge-
wiß“, sagte der Offizier lächelnd, „befühlen Sie es
selbst.“ Er faßte die Hand des Reisenden und führte sie
über das Bett hin. „Es ist eine besonders präparierte
Watte, darum sieht sie so unkenntlich aus; ich werde auf
ihren Zweck noch zu sprechen kommen.“ Der Reisende
war schon ein wenig für den Apparat gewonnen; die
Hand zum Schutz gegen die Sonne über den Augen, sah
er an dem Apparat in die Höhe. Es war ein großer Auf-
bau. Das Bett und der Zeichner hatten gleichen Umfang
und sahen wie zwei dunkle Truhen aus. Der Zeichner
war etwa zwei Meter über dem Bett angebracht; beide
waren in den Ecken durch vier Messingstangen verbun-
den, die in der Sonne fast Strahlen warfen.
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