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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Vorplatz hinaus; an
    das Geländer gelehnt, sahen sie zu, wie die drei Herren
    zwar langsam, aber ständig die lange Treppe hinunter- 
    stiegen, in jedem Stockwerk in einer bestimmten Bie-
    gung des Treppenhauses verschwanden und nach ein
    paar Augenblicken wieder hervorkamen; je tiefer sie ge-
    langten, desto mehr verlor sich das Interesse der Familie
    Samsa für sie, und als ihnen entgegen und dann hoch 
    über sie hinweg ein Fleischergeselle mit der Trage auf
    dem Kopf in stolzer Haltung heraufstieg, verließ bald
    [  ]
    Herr Samsa mit den Frauen das Geländer, und alle kehr-
    ten, wie erleichtert, in ihre Wohnung zurück.
    Sie beschlossen, den heutigen Tag zum Ausruhen und
    Spazierengehen zu verwenden; sie hatten diese Arbeits-
     unterbrechung nicht nur verdient, sie brauchten sie so-
    gar unbedingt. Und so setzten sie sich zum Tisch und
    schrieben drei Entschuldigungsbriefe, Herr Samsa an
    seine Direktion, Frau Samsa an ihren Auraggeber, und
    Grete an ihren Prinzipal. Während des Schreibens kam
     die Bedienerin herein, um zu sagen, daß sie fortgehe,
    denn ihre Morgenarbeit war beendet. Die drei Schrei-
    benden nickten zuerst bloß, ohne aufzuschauen, erst als
    die Bedienerin sich immer noch nicht entfernen wollte,
    sah man ärgerlich auf. „Nun?“ fragte Herr Samsa. Die
     Bedienerin stand lächelnd in der Tür, als habe sie der
    Familie ein großes Glück zu melden, werde es aber nur
    dann tun, wenn sie gründlich ausgefragt werde. Die fast
    aufrechte kleine Straußfeder auf ihrem Hut, über die
    sich Herr Samsa schon während ihrer ganzen Dienstzeit
     ärgerte, schwankte leicht nach allen Richtungen. „Also
    was wollen Sie eigentlich?“ fragte Frau Samsa, vor wel-
    cher die Bedienerin noch am meisten Respekt hatte.
    „Ja“, antwortete die Bedienerin und konnte vor freund-
    lichem Lachen nicht gleich weiter reden, „also darüber,
     wie das Zeug von nebenan weggescha werden soll,
    müssen Sie sich keine Sorge machen. Es ist schon in
    Ordnung.“ Frau Samsa und Grete beugten sich zu ihren
    [  ]
    Briefen nieder, als wollten sie weiterschreiben; Herr
    Samsa, welcher merkte, daß die Bedienerin nun alles
    ausführlich zu beschreiben anfangen wollte, wehrte dies
    mit ausgestreckter Hand entschieden ab. Da sie aber
    nicht erzählen dure, erinnerte sie sich an die große Eile, 
    die sie hatte, rief offenbar beleidigt: „Adjes allseits“,
    drehte sich wild um und verließ unter fürchterlichem
    Türezuschlagen die Wohnung.
    „Abends wird sie entlassen“, sagte Herr Samsa, be-
    kam aber weder von seiner Frau, noch von seiner Toch- 
    ter eine Antwort, denn die Bedienerin schien ihre kaum
    gewonnene Ruhe wieder gestört zu haben. Sie erhoben
    sich, gingen zum Fenster und blieben dort, sich um-
    schlungen haltend. Herr Samsa drehte sich in seinem
    Sessel nach ihnen um und beobachtete sie still ein Weil- 
    chen. Dann rief er: „Also kommt doch her. Laßt schon
    endlich die alten Sachen. Und nehmt auch ein wenig
    Rücksicht auf mich.“ Gleich folgten ihm die Frauen,
    eilten zu ihm, liebkosten ihn und beendeten rasch ihre
    Briefe.
    
    Dann verließen alle drei gemeinschalich die Woh-
    nung, was sie schon seit Monaten nicht getan hatten,
    und fuhren mit der Elektrischen ins Freie vor die Stadt.
    Der Wagen, in dem sie allein saßen, war ganz von war-
    mer Sonne durchschienen. Sie besprachen, bequem auf 
    ihren Sitzen zurückgelehnt, die Aussichten für die Zu-
    kun, und es fand sich, daß diese bei näherer Betrach-
    [  ]
    tung durchaus nicht schlecht waren, denn aller drei An-
    stellungen waren, worüber sie einander eigentlich noch
    gar nicht ausgefragt hatten, überaus günstig und beson-
    ders für später vielversprechend. Die größte augenblick-
     liche Besserung der Lage mußte sich natürlich leicht
    durch einen Wohnungswechsel ergeben; sie wollten nun
    eine kleinere und billigere, aber besser gelegene und
    überhaupt praktischere Wohnung nehmen, als es die jet-
    zige, noch von Gregor ausgesuchte war. Während sie
     sich so unterhielten, fiel es Herrn und Frau Samsa im
    Anblick ihrer immer lebhaer werdenden Tochter fast
    gleichzeitig ein, wie sie in der letzten Zeit trotz aller
    Plage, die ihre Wangen bleich gemacht hatte, zu einem
    schönen und üppigen Mädchen aufgeblüht war. Stiller
     werdend und fast unbewußt durch Blicke sich verständi-
    gend, dachten sie daran, daß es nun

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