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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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Lustlos knabberte sie daran herum und streckte sich schließlich auf dem Lager aus. Was sollte sie bloß tun? Ihre Papiere wiederzubeschaffen, wäre natürlich eine Option. Sicherlich würde sie viele Fragen beantworten müssen. Zum Beispiel, wo sie in der ganzen Zeit gewesen war und wieso sie um keinen Tag gealtert schien. Vielleicht würde man sie sogar psychischen und physischen Untersuchungen unterziehen. Die Vorstellung ließ sie schaudern. Es wäre ihr ein Graus, wenn ein Psychologe sie stundenlang ausfragen würde. Zumal sie doch sowieso nicht die Wahrheit sagen konnte, denn dann würde man sie mit Sicherheit in eine psychiatrische Klinik einweisen. Wahrscheinlich würde die Polizei sie ebenso verhören, da sie annehmen musste, Imogen sei die ganzen Jahre irgendwo festgehalten worden. Solche Fälle hatte es schon gegeben, und sie waren durch alle Medien gegangen, bis die Betroffenen endlich ihre Ruhe hatten. Doch das war eine ganz andere Situation. Solange Imogen kein Wort über Dian oder Annwn verlor, wäre alles in Ordnung.
    Und dann? Man würde sie in irgendeiner Sozialwohnung unterbringen, weil sie kein Geld hatte, und an Tante Mables Erbe würde sie vermutlich so schnell nicht herankommen – falls das überhaupt noch möglich wäre.
    Am meisten machte ihr jedoch zu schaffen, dass sie völlig auf sich allein gestellt war und es keinen Menschen gab, der sie liebte, der auf sie wartete und ihr half. Nichts von dem, was ihr vertraut war, existierte mehr. Sie hatte alles verloren, ebenso, wie sie Dian verloren hatte. Obwohl sie immer noch tieftraurig darüber war, dass er sie verlassen hatte, wünschte sie doch sehnlichst, dass er nun bei ihr wäre, sie in die Arme nahm und ihr zuflüsterte, dass alles gut werden würde.
    Aber es war nichts mehr gut, ebenso, wie Dian nicht bei ihr war. Doch wenn sie ihn finden konnte und er erfuhr, was geschehen war, würde er ihr vielleicht helfen. Schließlich hatte er behauptet, Magie zu beherrschen. Dies wäre die ideale Gelegenheit für ihn, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

14

    Irgendwann war Imogen in einen unruhigen Schlaf gefallen, aus dem sie immer wieder hochschreckte. Einmal trat sie vor die Hütte, sah sich um und lauschte, aber die Nacht lag still über den Highlands. Mondlicht ließ das Gras schimmern, ein leichter Wind wehte, zupfte an ihren offenen Haaren und strich ihr kühl übers Gesicht. Einen Moment lang atmete sie tief die klare Luft ein, nahm die Ruhe bewusst wahr und dachte daran, wie sehr sie wünschte, Dian wäre bei ihr. Er würde sie umarmen, sie küssen …
    Die Vorstellung trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie kehrte zu ihrem Lager zurück und versuchte, wieder in den Schlaf zu finden. Sie träumte wirres Zeug von Dian, der sie einsperrte, der blutüberströmt auf dem Boden lag, nicht mit ihr reden konnte, sich in einen der bissigen Hunde verwandelte und nach ihr schnappen wollte. Dann wechselte der Schauplatz. Sie sah Tante Mable, die ihr zurief, sie habe sie im Stich gelassen. Die Tante sperrte sie ebenfalls ein, wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, und sie siechte vor ihren Augen dahin und starb.
    Mit dumpfem Pochen in den Schläfen stand sie schließlich auf, öffnete die Tür und atmete die kühle Morgenluft ein. Am Horizont zeigte sich bereits ein schmaler Streifen Helligkeit.
    Imogen nahm eine weitere Flasche Mineralwasser, trank und überwand sich, etwas zu essen. Da sie kein Geld hatte, war es besser, mit dem nahezu geschmacklosen Brot vorliebzunehmen, als zu hungern.
    Dann machte sie sich auf, um ihre Suche fortzusetzen. Gegen Mittag jedoch sank ihre Hoffnung, Dian zu finden. Das war doch vollkommen verrückt! Sie wusste so gut wie nichts über Dian McArtair – vielleicht war das nicht einmal sein richtiger Name. Und dann diese wilde Geschichte mit der Anderswelt, den Dämonen und seiner Magie …
    Andererseits: Wie sonst ließ es sich erklären, dass seit ihrem Verschwinden über zwanzig Jahre vergangen waren?
    Der Einzige, der ihr darauf eine Antwort geben konnte, war Dian. Und magisch begabter Druide hin oder her, sie hatte schon einmal über weite Entfernung so etwas wie Kontakt zu ihm gehabt. Unwillkürlich griff sie sich an den Rücken. Als Dian so schwer verletzt worden war, hatte sie es gespürt. Vielleicht konnte sie auch spüren, wenn er sich in ihrer Nähe befand?
    Die Sonne neigte sich immer weiter dem Horizont zu, während Imogen ziellos durch die Highlands wanderte. Als sie eine Schäferhütte fand,

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