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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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immer mehr zu geben.
    Natürlich waren manche Arbeiten gefährlicher als andere, aber dennoch erschien es Imogen seltsam. Entweder hier herrschten absolut mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen, oder es gab eine andere Ursache. Und sie vermutete, dass viel mehr dahintersteckte, als Dian ihr sagte.
    Doch mit Fragen kam sie nicht weiter. Vielleicht lag es ja auch an der Sprachhürde – immer wieder gab es Wörter, die Dian nicht verstand und bei denen es ihr auch mit Umschreibungen nicht gelang, ihm klarzumachen, was sie meinte.
    Carney durchquerte den Raum öfter, glotzte sie zwar an, sagte aber nichts. Hin und wieder war Beathan bei ihm und lief dann stets so, dass sich Carney zwischen ihr und ihm befand. Fürchtete er sich tatsächlich vor ihr? Imogen mochte das nicht glauben. Immer noch ans Bett gefesselt und kaum in der Lage, ohne Hilfe zu gehen, könnte sie ihm nicht einmal hinterherlaufen. Und dass sie keine Schusswaffen oder Wurfmesser besaß, musste er inzwischen doch wissen.
    Dann kam Carney in Begleitung einer Frau. Sie steuerte direkt auf Imogens Lager zu und beglotzte sie, als sei sie ein seltenes Zootier. Imogen starrte fest zurück. Am liebsten hätte sie ihr irgendeine Bemerkung entgegengeschleudert, aber so gut, dass sie einen schlagfertigen Spruch loslassen konnte, war ihr Gälisch dann leider doch nicht. Daher beschränkte sie sich darauf, die Frau ebenso unverhohlen zu mustern. Sie besaß einen überheblichen Gesichtsausdruck und die durchtrainierte Figur einer Kriegerin. Die Muskeln an ihren unbedeckten Armen sahen jedenfalls nicht so aus, als stammten sie von Fitnessstudiobesuchen oder eifrigem Üben auf dem Tennisplatz. Eine ausgebildete Soldatin? Von der schottischen Armee? Gab es dort überhaupt Frauen?
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Imogen, wie Carney einen raschen Blick hinter sich warf, als fürchtete er, Dian könne eintreten und missbilligen, was gerade geschah.
    Nun streckte die Frau eine Hand aus und zog an einer Strähne von Imogens Haar.
    »He!« Reflexartig heraus schlug Imogen ihr auf die Finger.
    Im nächsten Moment spürte sie, wie sich kühles Metall an ihre Halsschlagader presste. Der Atem stockte ihr, und sie bezwang den Wunsch, die Augen zu schließen. Diese Frau musste wahnsinnig sein. Komplett durchgeknallt. Jetzt nur keine falsche Bewegung! Imogen musste sie irgendwie davon überzeugen, das Messer wegzustecken. Aber wenn sie versuchte, ihr an die Hand zu greifen, würde sie damit womöglich eine Kurzschlussreaktion auslösen.
    Sie wagte nicht, den Kopf auch nur ein Stückchen zu drehen, daher konnte sie das Gesicht der Frau nur aus dem Augenwinkel sehen.
    Carney beugte sich zu der Messerlady, berührte sie an der Schulter und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Doch statt von Imogen abzulassen, behielt sie ihre Position bei und verstärkte den Druck der Klinge sogar noch ein wenig.
    Imogen wagte nicht, zu schlucken. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und im Nacken. Noch verletzte die Klinge ihre Haut nicht, aber schon eine winzige Bewegung würde ausreichen, sie zu ritzen. Und etwas mehr Kraft genügte, die Ader zu verletzen oder ganz zu durchtrennen.
    Imogen unterdrückte den Schauer, der sie bei diesen Gedanken überlaufen wollte. Nicht bewegen, nicht bewegen, wiederholte sie im Stillen.
    Plötzlich schrie die Frau auf und warf das Messer von sich.
    Es landete auf dem Boden. Der Griff glühte noch einen Augenblick nach, dann sah er wieder normal aus.
    Imogen blinzelte.
    Im nächsten Moment ließ eine sanfte Berührung am Hals sie herumfahren. Dian! Sie war so froh und erleichtert, ihn zu sehen, dass sie um ein Haar in Tränen ausgebrochen wäre. Behutsam streichelten seine Fingerspitzen über ihre Kehle, untersuchten sie akribisch.
    »Alles in Ordnung«, fragte er leise.
    In Ordnung? Machte er Witze? Sie keuchte. »Eine Wahnsinnige hat mir gerade ein Messer an die Kehle gehalten und wollte mich umbringen!« Es war ihr egal, ob Carney und die Frau alles mitbekamen. Doch als sie an Dian vorbeiblickte, bemerkte sie, dass sie mit ihm allein war. Die beiden mussten den Raum unbemerkt verlassen haben.
    »Du bist unverletzt, und ich sorge dafür, dass so etwas kein zweites Mal geschieht«, sagte er ruhig.
    Imogen antwortete nicht. Sie war viel zu wütend und gleichzeitig so erleichtert, mit heiler Haut davongekommen zu sein, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Für Dian schien das Thema erledigt zu sein.
    Kurze Zeit später erschien Gwyd, brachte Bretter und Stoffe mit und

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