Drunter und Drüber
mehr richtig und der Scherkopf müsste unbedingt zum Schärfen zu McCready’s.«
»Das kann ich doch übernehmen«, erklärte sich Sophie spontan bereit. »Geh du ruhig mit Ben.«
Ja! Am liebsten wäre er auf der Stelle Richtung Seeufer gerannt, doch der verdammte, ihm von Edwina eingetrichterte Sinn für Anstand, befahl ihm, ihr noch die Gelegenheit zu einem Rückzieher zu geben. »Sind Sie sicher?«
»Allerdings. Ich denke, es ist wichtiger, dass du dein Kanu überprüfst, als dass ich es beglotze.«
»Danke, Sophie. Kommen Sie mit der Gangschaltung zurecht?«
»Na sicher. Es ist schon eine Weile her, aber ich habe mit dem Pickup meines Vaters Auto fahren gelernt, und wenn man es einmal gelernt hat, vergisst man es nie mehr.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie einfach meinen Wagen nehmen. Ich habe den Scherkopf schon in den Kofferraum gelegt. Nein, verdammt, wie konnte ich das vergessen?« Enttäuscht machte er einen Schritt zurück und vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. »Sie können das Ding unmöglich in den Laden schleppen. Es ist nicht besonders schwer, aber all die Messer sind nicht nur gefährlich, sondern auch völlig ölverschmiert.«
»Ich bin kein hilfloses kleines Frauchen, J.D.«, fauchte Sophie ihn ungehalten an. »Und mein Körper reagiert auf Wasser und Seife genauso wie der deine.« Dann wurde ihre Miene wieder entspannter. »Tut mir Leid.«
»Oma, hast du wieder einen deiner Menopausen-Momente?«, fragte Tate mit mitfühlender Stimme.
Sie drückte ihn an sich. »Nein, mein Liebling. So sehr es mich auch schmerzt, es zugeben zu müssen – manchmal bin ich schlicht und einfach ein reizbares altes Weib.« Dann wandte sie sich lächelnd an J.D. »Mike McCready wird mir helfen. Geh du nur mit Ben. Tate, hättest du Lust, mich zu begleiten?«
»Och, nee. Ich will mit Opa und J.D. runter an den Steg.«
»Okay.« Sie küsste ihn auf die Stirn und wandte sich über seinen Kopf hinweg nochmals an J.D. »Mein Lieber, wo finde ich die Schlüssel?«
J.D. ging die Autoschlüssel holen und brachte sie noch bis zum Wagen. »Bremse und Lenkung gehen nur, solange der Motor an ist, der Rest ist vollkommen normal«, erklärte er zum Abschied. »In der Tat hat die Kiste für ihr Alter erstaunlich wenig Macken. Nur dürfen Sie nicht auf die Benzinanzeige achten. Sie steht immer auf leer, doch momentan ist der Tank fast voll.«
Sophie schwang sich hinter das Steuer, trat einmal kurz aufs Gas, brachte den Motor dadurch zum Heulen, schnallte sich mit einem kessen Grinsen an und machte sich mit dem Armaturenbrett vertraut. Dann fuhr sie langsam rückwärts auf den Weg, winkte dem Jungen und den beiden Männern fröhlich zu, legte den ersten Gang ein und preschte gut gelaunt davon.
»Auf geht’s!«, meinte Tate, sobald der Wagen um die erste Kurve verschwunden war, und rannte Richtung See.
J.D. wandte sich an Ben. »Danke«, sagte er und fügte, als dieser ihn fragend ansah noch ein »Dafür, dass Sie gekommen sind, um mich zu holen. Das war wirklich nett« hinzu.
»Kein Problem. Du hast es verdient, zu erfahren, weshalb dein Kanu untergegangen ist. Wenn es mein Boot wäre, würde ich auch wissen wollen, was falsch gelaufen ist.«
»Ja, das will ich ganz bestimmt. Bis Sie mir eben eröffnet haben, dass das Boot geborgen worden ist, war mir gar nicht klar, wie sehr.« Er stopfte die Hände in die Hosentaschen und kreiste unbehaglich mit den Schultern. »Dafür bin ich Ihnen etwas schuldig.«
»Gut.« Ben griff in die Brusttasche seines Hemdes und zog eine Zigarette daraus hervor. »Dann wirst du ja sicher nichts dagegen haben, wenn ich ein paar Züge mache, solange Tate nicht in der Nähe ist.«
»Verdammt, so viel bin ich Ihnen aber nicht schuldig.«
Lachend zündete sich Ben die Zigarette an, hielt sie jedoch so, dass der Wind den Rauch nicht zu J.D. pustete.
Als sie den Steg erreichten, stand Tate dort bereits bei den beiden jungen Tauchern. Einer von ihnen vertäute, während Tate ihn mit Fragen bombardierte, sorgfältig sein Ruderboot, und der andere zog an einem Seil J.D.'s Kanu zum Ufer. J.D. lief zu ihm, half ihm, das Boot an Land zu zerren und gemeinsam legten sie es mit dem Kiel nach oben auf den Steg.
Er dankte den beiden jungen Männern, hockte sich, während sich Ben noch mit den beiden unterhielt, neben das Kanu und strich mit einer Hand über den geschwungenen Rand.
Das Boot war leicht verzogen, jedoch dafür, dass es vierundzwanzig Stunden unter Wasser
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