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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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telepathisch statt, so wusste Julie nicht wer
fehlte, aber sie war ganz sicher, dass es zwölf Ratsmitglieder sein
mussten.
    Sie zählte erneut- da erklang ein sanftes Fauchen und jemand
tauchte aus dem Nichts vor ihr auf.
Ein uralter Mann, mit gelblich weißem Bart, das lose Gewand mit
einer Kordel um den mageren Körper geschlungen- Julie erkannt
ihn sofort wieder, obwohl sie den Mann seit drei Jahren nicht
mehr gesehen hatte.
    Es war ihr Retter aus den Katakomben, nur die kleine silberne
Sichel, die er an der Kordel seines Gewandes getragen hatte,
fehlte heute.
"Mhyrrdin!" Anouk verneigte sich und zog Chris und Mathys mit
sich herunter.
    Der alte Mann lächelte, löste mit den Worten" Ich darf doch?"
Phils Hand aus Julies feuchten Fingern und stellte sich zwischen
die beiden.
    "Kann losgehen" sagte er.
Anouk lächelte und erhob ihre Stimme:
    "Wir haben einige Neue unter uns. Die Brücke hat sie passieren
lassen, also hat das Nebelfeld sie anerkannt. Wir werden gleich
den Nebel rufen. Dazu müssen alle voll konzentriert sein; befreit
euren Geist wie man es euch gelehrt hat und stellt euch dann vor,
dass Nebel in euch aufsteigt." Sie räusperte sich. "Überflüssig
euch zu sagen, wie wichtig das hier ist- wenn das Ritual nicht
korrekt durchgeführt wird, driften die Ebenen auseinander.
Keiner kann sagen wo die einzelnen Teile hintreiben, aber da
Tallyn zwischen der ersten und der dritten Ebene liegt, ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass es auseinander reißt und zerstört
wird." Sie schloss die Augen. "Wir haben nur drei Versuche, den
Nebel zu rufen. Nach seinem Aufsteigen folgt ihr den
leuchtenden Pfaden, die für euch erscheinen; der Beginn der
Formation ist jedes Mal anders, aber ein erfolgreicher Ritt endet
mit einer Spirale, soviel ist sicher."
    Julie ließ Daans Hand kurz los, wischte sich den Schweiß an der
Hose ab und fasste schnell wieder zu, denn Anouk fing an zu
singen. Julie verstand kein einziges Wort der langen Litaneimusste sie das alles auswendig lernen wenn sie Anouks Platz
einmal einnahm? Wehmütige und altertümliche Melodien kamen
aus ihrem Brustkorb, der sich nun rasch hob und senkte. Anouks
Busen bebte, als wolle er die Bluse sprengen. Mathys Kopf ruckte
kurz- hatte er Anouk auf die Brüste gestarrt, so wie Julie? Nein, er
hatte die Augen geschlossen, war voll konzentriert. Julie
durchfuhr ein eisiger Schreck. Noch ehe Anouk die Augen öffnete
und sie verärgert anstarrte, wusste Julie, dass sie es vermasselt
hatte.
    "Julie, warst du das? Reiß ´dich zusammen, um Himmels willen!"
Julie senkte bloß den Kopf, nickte so heftig, dass ihr Kinn gegen
ihre Brust schlug und fühlte die brennende Röte in ihre Wangen
schießen. Schnell schloss sie die Augen und befreite ihren Geist,
beschwor den Nebel vor ihrem Inneren Auge herauf. Anouk
stimmte den Gesang wieder an. Eine Weile geschah nichts, dann
brach der Gesang abermals ab.
    "Wer!? Wer ist hier so dämlich seinen eigenen kleinen Problemen
über das Wohl einer ganzen Welt zu stellen? Ist das so schwer?
Habe ich nicht oft genug erklärt, dass es uns alle noch heute
Nacht zerreißt, wenn wir den dritten Versuch auch noch
vergeigen? Ich kann es nicht fassen!" fauchte Anouk.
Julie blinzelte. Alle Gesichter waren blass vor Schreck, nur das
von Mathys war rot.
    Der Merlin versuchte sie zu beschwichtigen: "Anouk, Kindchen,
reg´ dich nicht auf. Die drei sind noch neu, da kann man schon
mal danebenliegen." Er zwinkerte und nickte Anouk zu. "Versuch
es noch einmal, ich helfe euch."
    Der Gesang hob wieder an, und im gleichen Moment war Julies
Geist schon leer, stieg feiner weißer Nebel aus ihrem Inneren auf.
Der Nebel schien von innen nach außen durch ihre Haut zu
dringen. Erst als der Gesang vollends verstummt war und Anouk
erleichtert aufseufzte, wagte Julie es die Augen zu öffnen. Der
Nebel war so dicht, dass sie schon Mühe hatte Daan neben sich zu
erkennen.
"Danke, Mhyrrdin" sagte Anouk leise, dann, lauter, "Auf die
Pferde!"
    Wie im Traum ritt Julie auf Go durch den dichten Nebel, unter
sich die leuchtende Spur, die nur für ihre Augen zu sehen war. Sie
verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Mal dicht an dicht, so dass
die Steigbügel sich berührten, dann wieder weit auseinander,
woben die zwölf Ratsmitglieder auf ihren Pferden den Pfad, der
Tallyn für weitere zwei Jahrzehnte fest mit den beiden anderen
Welten verbinden sollte. Das Echo von Anouks Gesang klang
immer wieder durch den Nebel, einem Nebelhorn gleich, das die
Pferde

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