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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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sich öffnenden
Blüten ließ sich nicht mehr erkennen, für wen welches Blütenhaus
gedacht war. Daan schmunzelte. Julie sah sich um und musste
kichern. Doch als ihr Blick auf Chris und Anouk fiel, verstummte
sie. Die beiden waren tief in ein Gespräch versunken und ihre
Gesichter verrieten deutlich, dass es um Wichtigeres ging als um
Blumenhäuser. Das Ritual war erfolgreich verlaufen, daran
konnte es also nicht liegen. Julie schaffte es nicht, ihren Blick von
der Hüterin zu lösen- warum wirkte sie zu diesem fröhlichen
Anlass so furchtbar ernst? Schließlich unterbrach Chris das
Gespräch und rief einen der Wächter zu sich, die den Trupp
begleiteten.
    Im Schutz seines Mantels gab Chris dem Bärtigen einen
Gegenstand und flüsterte ihm etwas zu, doch so sehr Julie sich
auch den Hals verrenkte, sie konnte weder hören was gesagt
wurde, noch einen Blick auf den Gegenstand erhaschen. Der
Wächter nickte, gab seinem Pferd die Sporen und preschte abseits
des Weges die Böschung herunter in Richtung See davon.
    Julie zog den Kopf wieder ein, denn Go hatte sich an den Abstieg
auf dem gewundenen Pfad gemacht und es war sicher besser,
wenn sie ihre Aufmerksamkeit dem Weg widmete.
    Rutschend und schlitternd ging es über den Schotter hinunter,
doch Julie fühlte sich sicher auf Go´s Rücken. Obwohl das Tal
greifbar nah gewirkt hatte, verging noch einige Zeit bis die ersten
Reiter des Trupps die Talsohle erreicht hatten.
    Woher kam bloß dieser Geruch? Julie brauchte eine Weile bis sie
den Duft wieder erkannte: Daans Tee im Ausbildungslager hatte
so gerochen, es musste Vanille sein. Immer noch wohlig
schnuppernd sah sie sich um. Tatsächlich, jede Menge der
unscheinbaren Orchideen und Trockengestelle für die
Fermentation der Blütenstände- Daan hatte erzählt, dass die
Schoten bis zu zwei Jahre reifen mussten. Noch mehr als die
Vanille lockte Julie jedoch der Duft des nahen Waldes. Er war viel
größer, als es von oben den Anschein gehabt hatte, und die
Häuser lagen ausnahmslos im hinteren Teil der Senke, geschützt
von den Hängen im Rücken, die so hoch waren, das sie noch kein
Wesen überstiegen hatte. Der Ritt durch den frühen Abend
entlang dem Saum des Waldes machte Julie seltsam glücklich;
etwas Heiliges schien von diesem kreisrunden Forst auszugehen.
Auch die anderen waren still geworden, anscheinend übte der Ort
seinen Zauber nicht nur auf Baumfrauen wie Julie aus.
    Ihre Ankunft war nicht unbemerkt geblieben, die Vertreter der
verschiedenen Völker, die als Bundzeugen eingeladen waren,
warteten teilweise schon seit Mittags auf die Hauptpersonen.
Julie fuhr der Schrecken in die Glieder. Die Liste mit den Bildern
und Namen der wichtigsten Persönlichkeiten aller Ebenen war
beim fleißigen Üben für den Bund völlig in Vergessenheit geraten.
    Die Kinder waren schneller als die Offiziellen, was Julie ein wenig
Zeit verschaffte. Sobald die ersten Häuser in Sicht kamen,
stürmten auch schon mehrere Halbwüchsige auf die Reiter zu.
Julie lächelte dem Nachwuchs vom Pferd aus zu, während sie
fieberhaft in ihrer Erinnerung kramte. Wem würde man sie zuerst
vorstellen? Sie wusste, dass es für einen gelungenen Auftakt nötig
war, den Gastgeber von sich aus mit Namen zu begrüßen. Die
Kinder zogen an ihrem Bein, also saß sie ab und nahm die Zügel
in die Rechte.
Das Geschrei und Gezappel war unbeschreiblich- so konnte man
sich nicht konzentrieren.
    Julie gab es auf. Eine kleine Rothaarige schoss flink, einem
Eichhörnchen gleich, auf sie zu und griff ihre freie Linke.
Widerstandslos ließ sie sich von dem lebhaften Bündel aus
Wimpern und Sommersprossen an die Hand nehmen.
    Der Tross setzte sich in Bewegung und schob Julie und die
anderen langsam auf die Offiziellen zu. Um den Augenblick der
Vorstellung herauszuzögern, verhielt Julie Go´s Zügel, ging so
langsam wie möglich und gab vor, die Kinder zu betrachten. Sie
stutzte. Tatsächlich, da waren Zwillingskinder, und nicht nur ein
Paar! Zwei, nein drei Zwillingspärchen verschiedenen Alters
standen zwischen Kindern, die Julie aus Tallyn schon kannte und
die sicher mit dem ersten Trupp heute Morgen gekommen waren.
Auch zwei winzige Wisbun- Kinder waren da. Scheu hielten sie
sich am Rand, als fürchteten sie, von den viel größeren
Menschenkindern zerdrückt zu werden. Julie lächelte so
freundlich, dass die Wisbuns nicht anders konnten als kurz
zurück zu lächeln und dabei ihre spitzen Zähnchen zeigten.
Erschrocken über den eigenen Mut flitzten die

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