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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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wenn du der Elf
bist, der den Bund eingeht, dann bin ich wohl dein offizieller
Bundzeuge der Gager.“
Offensichtlich war Leo damit der Meinung, sich genügend
vorgestellt zu haben, denn er wandte sich wieder seiner Möhre zu
und knabberte zierlich das Dunklere vom Mark.
    Jetzt stand Julie der Mund offen. Leo der Bundzeuge? Das konnte
nur der Anführer eines Volkes oder dessen Vertreter werden, also
würde Leo irgendwann Herr über Gagrein sein.
Langsam schwante Julie, warum Leos Mutter so verzweifelt
gewesen war.
    Die kurze Pause war schnell vorbei, alle hatten es eilig das letzte
Stück nach Aßlar hinter sich zu bringen. Julie war neugierig; sie
hatte viele Leute gefragt, wie es auf Festen in Aßlar zuging, aber
von jedem etwas anderes zu hören bekommen.
    Doch das letzte Stück war länger als gedacht; der wiegende Gang
ihres Pferdes, der Blumenduft und die Wärme legten sich wie ein
Schleier über Julies Neugier und machten sie schläfrig. Schließlich
war sie so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte wie
der Weg stetig anstieg. Die Vorhut stand schon oben auf dem
Kamm des kleinen Berges, etliche zeigten mit ausgestreckten
Fingern auf die andere Seite. Der bunte Trupp um Julie herum
feuerte die Pferde an, um auf die Anhöhe zu kommen.
Wachgerüttelt von der Aufregung der anderen, stieß auch Julie
ihrem Pferd die Fersen in die Flanken und preschte durch die
warme Nachmittagsluft.
Aßlar
    Das Tal der Elfen lag friedlich im aufsteigenden Abendnebel. Die
letzten goldenen Sonnenstrahlen strichen über den Dunst wie
eine warme Hand über das weiche Fell einer weißen Katze.
    Julie saß auf ihrem Hengst Go, neben sich Mathys, froh, dass
dessen Blick einmal nicht an Anouk klebte. Statt dessen blickte ihr
Gefährte – war er das noch? – mit glänzenden Augen von der
Passkette hinunter auf Aßlar und seine Gärten. Das Tal lag im
Kessel eines gewaltigen Gebirgszuges, der es zu drei Seiten hin
wie ein Hufeisen umschloss; die kleine Anhöhe, auf der Julie sich
befand, war nur ein winziger Ausläufer der Bergformation. Ein
schimmernder See ergoss sich über den gesamten Nordosten, mit
einem gischtenden Wasserfall zu den Füssen der Hänge. Die
Mitte des Tals beherrschte das tiefe Grün eines kreisrunden
Laubwaldes mit einer zentralen Lichtung. So weit das Auge
reichte wechselte sich das glitzernde Blau der vielen Flüsse mit
Lavendel-lila, rot und Sonnen-gelb ab. Wellenförmige Terrassen
überzogen die Berghänge bis auf halbe Höhe mit niedrigen
Kräutern, hohen Fruchtbäumen und Gemüsefeldern, kaum eine
Stelle, die nicht irgendeine Nutzpflanze trug. Die legendären
Gärten von Aßlar!
    Locker verstreut um den Wald herum waren etliche Blumen in
einer Größe gepflanzt, wie Julie sie noch nicht gesehen hatte.
Ohne Stängel schmiegten sich die farbenprächtigen Blüten eng an
den Boden. Aus dieser Entfernung wirkte es, als habe ein Riese
seine Murmeln im Tal vergessen.
Julie räusperte sich und wandte sich an Daan.
     
„Sag mal, wenn hier außer dem Verwalter keiner wohnt, wer
kümmert sich den dann um die ganzen Pflanzen?“
     
Daan lächelte.
    „Elfen pflanzen nicht auf die gleiche Art wie Menschen- wir
müssen die Gewächse nicht pflegen, weil die Anordnung ihrer
Natur entspricht.“
Er schüttelte belustigt den Kopf während er weiter sprach:
    „Auf die Idee, dass eine Pflanze ohne sein Eingreifen nicht
zurechtkommen würde, kann wirklich nur ein Mensch
kommen…“
    Julie war sich nicht sicher, ob sie beleidigt sein sollte. Es steckte
schon ein Körnchen Wahrheit in dem, was der Halbelf gesagt
hatte. Sie schwieg und sah sich weiter um. Jetzt wusste Julie, was
ihr komisch vorkam. Wo waren die Häuser?
    Sie war nicht die einzige, die die fehlenden Bauten bemerkt hatte.
„Daan, wo sind denn die Häuser?“ fragte Ria.
    Daan zog statt zu antworten eine kleine silberne Flöte aus der
Tasche seines langen Mantels; er als Elf besaß eine eigene, Julie
und die anderen hatten vor der Abreise von Anouk eine Leihflöte
ausgehändigt bekommen. Sanft blies er hinein. Glockenhelle
Triller schwebten über das Tal hinweg. Ein roter, kugeliger
Blumen-Gigant weit hinten im Tal öffnete bedächtig seine
Blütenblätter. Der Halbelf lächelte seiner Verlobten zu. „Wenn
mich nicht alles täuscht, ist das Rote da unseres…“
    Fasziniert hatten die anderen zugeschaut. Alle bis auf Chris und
Anouk setzten jetzt ihre Flöten an die Lippen und bliesen hinein.
Chaos war die Folge, denn durch die Vielzahl der

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