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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Dunkelelfen nicht mehr aus den Augen lassen, bis
sie ihn überredet hatte. Sollte Anouk ruhig toben, Mathys war
wichtiger.
    Go kannte die Strecke inzwischen gut genug, dass sie ihren
Gedanken nachhängen konnte. Würde er ihr gleich heute zeigen
können, wie man seinen Geist leerte? Laut Aewore war das auch
für Dunkelelfen schwer, also musste die Technik Mischwesen
doch genauso helfen? Oder war das nicht übertragbar, brauchte
man elfisches Blut dafür? So viele Fragen, und sie kannte nur
einen, der die Antwort wusste. Jarron.
    Niemand am Trog, aber es war noch früh. Julie fehlte die
Ruhe um sich auf den Holm zu hocken und zu warten, also band
sie Go fest, trat mit einem Fuß auf die Stange und zog sich an
Go´s Mähne hoch. War da etwas auf dem Dach? Blödes
Sonnenlicht. Sie schirmte die Augen mit der freien Hand ab und
suchte erneut das Dach ab. Da! Da war etwas, eine Gestalt,
liegend, auf dem Dach. Und die Spitzen der Schulterpolster und
der Arme waren unverkennbar. Jarron lag seelenruhig auf dem
Dach.
    "So ein Mistkerl." Julie sprang von dem Holm, dass der Kies
wegflog und bückte sich. Stein um Stein sammelte sie, bis nichts
mehr in ihre Taschen ging, dann kletterte sie wieder auf dem
Holm. Sie wählte ein besonders scharfkantiges Exemplar und
warf, so fest sie konnte.
    Daneben. Sie wählte und warf erneut. Der Stein prallte so
fest auf das schwarze Leder, dass sie das `pock´ bis zu ihrem
wackeligen Stehplatz auf dem Holm hören konnte, doch Jarron
rührte sich nicht. Schlief er? Sie warf den nächsten Stein, war
nicht sicher, ob sie getroffen hatte, legte nach und traf. Er rührte
sich immer noch nicht. Entweder Jarron schlief tief und fest, oder
er war ein ausgemachter Ignorant. Den nächsten Stein schon in
der erhobenen Linken, erstarrte Julie. Entweder das- oder ihm
war etwas zugestoßen…
    Ihr Herz schlug gegen die Rippen wie ein gefangener Vogel.
Wenn ihm nur nichts Schlimmes geschehen war, sie hatte nur ihn,
er war ihre einzige Spur zu dem Wissen, das sie so dringend
benötigte. Rasch zurrte sie Go´s Zügel etwas fester um den Holm,
damit er nicht versehentlich loskam und sich alleine auf den
Rückweg machte, dann lief sie, sich nach allen Seiten
umschauend, auf die Wand der Schenke zu. Noch immer kein
Mensch zu sehen, das war gut. Bei dem, was sie jetzt vorhatte
konnte Julie keine Zeugen brauchen.
    Erst als sie das Gebäude zur Hälfte umrundet hatte fand
Julie wonach sie suchte: eine Ablaufrinne vom Dach bis zum
Boden, am Grund umgeben von zertrampeltem Gras. Der Geruch
in dieser Ecke war widerwärtig. Sie schaute nach oben. In
größeren Abständen waren Halter für die Rinne angebracht, die
man mit etwas Fantasie als Trittleiter sehen konnte. Sicher war
das die Stelle, die auch der Dunkelelf erklomm, wenn er auf das
Dach wollte.
Julie stellte eine Fußspitze auf die nächste Halterung, griff
mit den Händen um das Rohr und zog sich hoch.
    Das Gebäude war nicht hoch, schnell hatte Julie das geteerte
Bretterdach erreicht und robbte über die Kante. Um nicht von
unten gesehen zu werden, lief sie geduckt zu der Stelle, an der
Jarron noch immer auf dem Boden lag, dieses mal mit dem
Gesicht zu ihr. Sie erschrak; war er vorgestern auch schon so blass
gewesen? Erst in diesem Augenblick wurde sie gewahr, dass sein
rechter Arm in einem seltsamen Winkel vom Körper weg stand.
Sie huschte an die Seite des Dunkelelfen und tastete mit
zitternden Fingern am Hals nach seinem Puls, wie Anouk es sie
gelehrt hatte. Nichts!
    Fieberhaft schob sie die Fingerspitzen hierhin und dorthin,
nahm die andere Hand, hob den Kopf leicht an und suchte auf
der anderen Seite. Endlich, ein zartes Vibrieren, eindeutig ein
Pulsschlag. Sie ließ den Finger an der Stelle und wartete. Zählte
die Sekunden. Erst nach drei Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit
schienen, spürte sie den nächsten Schlag. Wieder diese endlose
Pause, nächster Schlag. Wenigstens waren die Schläge
regelmäßig. Julie rechnete. Wenn sie sich alles richtig gemerkt
hatte, war das ein Puls von zwanzig Schlägen die Minute, das war
gar nicht gut.
    Sie versuchte, nicht zu dem verdrehten Arm zu schauen,
wandte sich Jarrons Gesicht zu und schlug ihm erst vorsichtig,
dann etwas kräftiger, auf die Wangen. Der Dunkelelf rührte sich
nicht.
Hatte Anouk nicht gesagt, man musste mit Verletzten
sprechen?
     
"Jarron; Jarron wach auf."
     
Nichts. Die Wasserflasche, sie konnte es damit versuchen.
Julie schnallte die Flasche ab, zog den Stöpsel und spritzte

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