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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Schenke flog krachend auf. Julie wandte
hoffnungsvoll den Kopf zur Tür, doch der Lärm kam von zwei
heruntergekommenen Idioten, die lallend über den Platz
torkelten und hinter der nächsten Biegung verschwanden. Wie
lange wartete sie hier schon? Und wo blieb der Typ?
    Aewore hatte so etwas von Recht gehabt, schimpfte sie
innerlich. Total unzuverlässig. Sie stand auf und tat einige
Schritte auf die Schenke zu. Hatte er nicht gesagt, er wäre bei
Hitze gern auf dem Dach? Sie ging zurück zum Holm, stellte sich
darauf und hielt sich an Gos Mähne fest. Von hier aus konnte sie
das gesamte Dach überblicke. Jarron war nicht da.
    Einen anstrengenden Ritt später stand Julie etwas abseits
von den anderen im Hof der Burg am Feuer. Die einzige Chance
vertan, der Mistkerl war einfach nicht aufgetaucht. Sie starrte in
die Flammen und lauschte auf die Geräusche, welche die
Vorbereitung des Mittsommerfestes anzeigten. Das Knarren der
Bänke, die Urs mit den Jugendlichen aufstellte, das Rattern der
Saft- und Bierfässer, die der Wirt herbeirollte, das seltsame
Zischen der Drachen, die wie üblich an dem Trubel teilhaben
wollten und einen Tiefflug nach dem anderen unternahmen, um
dichter am Geschehen zu sein.
    Ihr Blick folgte dem Rauch, der kräuselnd und sich windend
in den Nachmittagshimmel stieg, dort auf das blasse Orange-rosa
der sterbenden Sonne traf und sich wie Sahne in einer Schale
Himbeergrütze ausbreitete. Der Geruch des brennenden Holzes
weckte die Erinnerung an all die Feuer, an denen sie schon mit
Mathys gesessen hatte, und das Gefühlschaos in ihrem Inneren
legte sich. Nur ein einziges, starkes Gefühl blieb übrig: sie
vermisste Mathys so sehr, wie sie ihn noch nie vermisst hatte.
    Sie musste es morgen noch einmal versuchen. Hatte der
Dunkelelf nicht behauptet, er sei jeden Tag da? Und wenn sie den
Blödmann nicht fand, würde sie eben alleine durch das Portal
gehen in der Mittsommernacht.
"Wie geht es dir?"
     
Anouk trat neben Julie an das Feuer und rieb sich die
    Hände in der Wärme der Flammen.
"Nicht gut", antwortete Julie.
"Du verstehst noch immer nicht, warum ich es nicht
erlauben kann, oder?"
     
"Willst. Nicht erlauben willst", sagte Julie.
    "Meinetwegen auch willst . Nur wenige Menschen können
ihren Geist so leeren, dass das reine Bewusstsein übrig bleibt. Wir
nennen sie Merline. Sie können die Portale zur dritten Ebene
gefahrlos durchschreiten. Hier in Tallyn lebt nur einer. Du hast
ihn kennengelernt. Meinst du, du hast schon seine Größe?
Maktoum, der Pferdezüchter in der Wüste, ist ein anderer.
Dander bei den Wächterswinklern ist auch eine von ihnen. Sie
haben Jahrzehnte gebraucht, bis sie so weit waren. Ich selbst kann
es nicht." Anouk seufzte.
    Julie spießte eine bereitlegende Kartoffel auf einen
Röststock und hielt seine Spitze in die Flammen. Das alles wusste
sie längst. Worauf wollte Anouk hinaus?
    "Ich glaube sogar, dass dein menschlicher Anteil es lernen
könnte, denn du bist stark. Aber für ein Mischwesen ist es einfach
zu gefährlich. Sieh dir Daan an, er ist nach dem Durchtreten des
Portals so geschwächt, dass er kaum gehen kann. Und er ist zur
Hälfte ein Lichtelf."
    Julie mochte Anouk nicht ansehen. Es war nicht in Ordnung
was getan hatte. Sich mit einem Dunkelelfen zu treffen. Ihr
Vorhaben es alleine durch das Portal zu versuchen.
Wahrscheinlich, dachte sie und schluckte, war das alles
grundverkehrt.
"Das weiß ich doch", flüsterte sie.
     
Anouk atmete erleichtert aus. "Schön, dass du vernünftig
bist. Aewore hat sich Sorgen um dich gemacht."
     
Die Hüterin griff sich einen Apfel von einem der Tische und
biss hinein.
     
"Wir sehen uns morgen Nachmittag beim Training."
Falls ich bis dahin wieder da bin, dachte Julie, aber sie
hütete sich es auszusprechen.
    Am nächsten Tag wartete Julie nicht bis nach dem
Mittagessen. Gleich nach der Stunde am Vormittag
glücklicherweise Reitunterricht bei Tibor und nicht Diplomatie
bei Anouk- fütterte und tränkte sie Go, striegelte ihm das Fell bis
er glänzte und legte ihm den Festsattel auf. Dann kämmte sie ihm
die Mähne aus und polierte seine Hufe mit Fett. Der Gager, Hafer,
korrigierte sie sich, kam vorbei und nickte anerkennend. Hatte
der dämliche Dunkelelf wirklich gesagt, sein Pferd sei besser?
Frechheit. Unzuverlässig. Wankelmütig. Und gefährlich. Einerlei.
Sie würde ihm trotzdem die Leviten lesen. Vorsichtshalber füllte
sie eine Flasche für Go mit Wasser und hängte sie an ihren Gürtel.
Sie würde den

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