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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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ihr tatsächlich mit einer
Hand das Genick brechen; bisher war er noch nicht wirklich
wütend geworden, es war besser, wenn das so blieb.
Vielleicht half er ihr, wenn sie von sich aus vorlegte.
"Ich sag´s dir auch so", murmelte sie. "Die Männer in der
Schenke sind auf der Suche nach Dunkelelfen, um sie zu jagen."
Jarron entspannte sich sichtlich. "Ist das alles? Das wusste
ich schon. Ich hab ihre Pferde mitgenommen."
     
"Gestohlen?" Julie vergaß ihre Vorsicht. "Das macht man
nicht, kein Wunder dass die sauer sind."
    "Das macht man nicht, kein Wunder dass die sauer sind",
äffte Jarron sie nach. "Bist du immer so ein braves Mädchen? Sie
haben die Tiere schlecht behandelt, darum."
    Julie wurde klar, warum sie keines der Tiere vom letzten
Mal am Holm gefunden hatte. Und er hatte Recht, das Bild der
verwahrlosten Tiere vor der schäbigen Spelunke stieg vor ihrem
inneren Auge auf. War der Dunkelelf einer von den Guten? Wohl
kaum, aber das hatte sie gewusst bevor sie hierher gekommen
war. Letztlich zählte nur, ob er ihr helfen konnte.
"Hilfst du mir?" fragte sie.
     
"Ich weiß nicht. Ich bin jeden Abend hier, Komm morgen
wieder, bis dahin habe ich es mir vielleicht überlegt."
    Er packte sie im Nacken, zog ihren Kopf zu sich heran und
presste seine Stirn kurz gegen ihre. Dieser Duft, eine Mischung
aus Leder, Pferd und - war es Honig? Nein, irgendetwas anderes,
süß und betörend. Beinahe ohne ihr Zutun trieben Julie Fetzen
seines Inneren entgegen. Sie hatte nicht vorgehabt seine
Gedanken zu lesen, vielleicht war das auch von ihm
ausgegangen? Bilder und Gefühle stiegen in ihr auf, verwirrend,
verstörend und fremd. Sie keuchte auf und schloss die Augen, als
könne sie den Strom so stoppen. Tatsächlich endete der
Gefühlswirbel abrupt, und der Druck auf ihrer Stirn verschwand.
Sie schlug die Augen auf.
    Der Dunkelelf war fort.
Julie lehnte sich an Go, der schnaubte und sich tröstend
anstupste. War das heute ein Erfolg gewesen oder nicht? Sie hatte
einen Dunkelelf gefunden, insofern konnte man ihre Absicht
wohl als erfüllt betrachten. Das war aber noch keine Zusage
gewesen. Morgen musste sie sich noch einmal wegstehlen, was,
wenn Anouk bis dahin schon dahinter gekommen war?
Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass sich Jarron einen
Spaß mit ihr machte.
Julie stieg auf Go´s Rücken, wendete das Pferd und gab ihm
die Hacken so fest sie konnte.
     
"Hia!"
    Wenn sie in seinen Kopf schauen konnte, hatte Jarron dann
auch in ihren Gedanken gelesen? Julie klammerte sich fest und
preschte auf dem Rücken ihres Hengstes durch die Nacht, als
könnte sie den durchdringenden Augen des Dunkelelfen
entgehen, wenn sie schnell genug ritt.
*
    Julie zog die Stalltür hinter sich zu. Der Dunkelelf - Jarronmusste ihr helfen. Sie würde ihm alles erklären, erzählen wie
wichtig es für sie war, nicht zu altern, damit Mathys sie besser
wiedererkennen konnte. Der Dunkelelf kümmerte sich liebevoll
um sein Pferd, und er hatte die Tiere vor der Schenke gestohlen,
weil sie schlecht behandelt wurden. Sie saß auf. Das bewies, dass
er ein Herz hatte, und wenn er eines besaß, würde sie es bestimmt
erweichen können.
    Voller Hoffnung flog sie auf Go´s Rücken über den breiten
Weg, der am Jagdwald vorbeiführte. Die ersten Ausläufer des
Wolfsschrundes waren schon ganz nah; von hier bis zur Schenke
war es nicht mehr weit. Julie verhielt ihren Hengst und wappnete
sich innerlich. Nicht nur gegen seine Argumente und seinen
Widerstand, sondern auch gegen andere Dinge, die sie ebenso
beunruhigten. Den Blick aus Jarrons schmalen dunklen Augen,
zum Beispiel. oder die Blässe seiner Haut, die so ganz anders war
als die von Daan. Schimmernder, silbriger, einfach mehr wie
Mondlicht auf einem Teich. So ein Unsinn. Was machte sie sich
hier Gedanken über einen Dunkelelfen, den sie nicht einmal
kannte? Aewores Warnungen kamen ihr in den Sinn. Sie würde
mit dem Dunkelelf reden und seine Hilfe in Anspruch nehmen.
Und sich ansonsten von ihm fern halten. Julie schüttelte sich und
trieb Go zu einer schnelleren Gangart an. Je eher sie es hinter sich
brachte, um so besser.
    Der verabredete Treffpunkt war leer. Wie gestern trieb sich
kein Mensch in der Hitze auf dem Hof vor der Schenke herum,
und es standen auch keine Pferde vor dem Trog. Julie schlang die
Zügel um den abgegriffenen Holm, hockte sich beben dem Zügel
auf die Stange, lehnte ihre Wange gegen Gos Hals und wartete.
Bestimmt würde er gleich auftauchen.
    Die Tür der

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