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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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du mit zu mir rüber?" fragte er. "Gager strahlen voll
viel Wärme ab. Kannst deine Decken ja mitbringen."
    Ronan griff sich seine Decken, tapste auf Zehenspitzen zu
ihm herüber und legte sich fröstelnd neben Leo. Nach wenigen
Augenblicken hörte er auf zu bibbern.
"Stimmt", sagte er müde lächelnd. "Schon viel besser."
     
Als Leo die Augen aufschlug, war es kuschelig warm. Sein
Kopf lag auf etwas Flauschigem.
     
Ein Wolfspelz.
    Alle Muskeln angespannt, hielt Leo den Atem an, kämpfte
gegen den Impuls aufzuspringen. Er zwang sich liegenzubleiben,
dem sanften Heben und Senken von Ronans Brustkorb
nachzuspüren. Er musste sich nachts verwandelt haben,
wahrscheinlich, weil ihm kalt war. Leo seufzte leise. Wenn sie
Freunde sein wollten, musste er das ertragen, er konnte nicht von
Ronan verlangen den ganzen Winter über seinetwegen zu frieren.
Sein Herz raste noch immer. Ja, es war ein Wolf. Aber es war auch
Ronan.
    Er blieb ganz still liegen, bis Ronan erwachte, die Schnauze
weit aufriss, gähnte, ihn erblickte und dann mit einem kläglichen
Quietschen zurückverwandelte. Die Haare verwuschelt, das
Hemd offen, sah er Leo bedröppelt an.
"T´schuldigung."
    Plötzlich wurde Leo bewusst, dass er an Ronans nackter
Brust lag. Das Herz seines Freundes schlug noch schneller als sein
eigenes. Er fuhr hoch. "Macht nichts. Das mit dem Fell, meine ich.
Besser, als wenn dir kalt ist."
    "Ehrlich?" fragte Ronan.
"Ehrlich", sagte Leo.

"Puh, da bin ich aber froh. Das war nämlich arschkalt
gestern." Ronan grinste. Die Wintersonne fuhr durch sein Haar
und ließ es aufleuchten.
Leo sprang auf. "Beim Zipsel, wie spät ist es?"
     
"Keine Ahnung", sagte Ronan träge und streckte sich unter
der Wolldecke.
     
"Ich muss los, wenn die Tränken vereist sind und die Pferde
nicht an ihr Wasser können, schlägt der mich grün und blau."
"Na, dann mach", sagte Ronan. Er setzte sich auf. "Sehen wir
uns?"
     
Leo wandte sich am Höhleneingang noch einmal um.
"Sicher", sagte er.
     
Als er den Hang hinauf stürmte, der Sonne entgegen, hörte
er Ronan in der Höhle singen.
     
*
     
Leo hörte das Klopfen schon von weitem; tock, tock, tock,
dann ein Bersten. Onkel Hafer schlug die Tränken frei.
Ach herrje, er war zu spät. Das würde Ärger geben.
    Sein Onkel wandte sich nicht um, obwohl er ihn gehört
haben musste. Wortlos nahm Leo einen Schlegel und bearbeitete
die nächste Tränke.
Tock, tock, tock- das Krachen. Die nächste Tränke.
Schließlich hielt Leo das gespannte Schweigen nicht mehr aus.
"Entschuldige, dass ich zu spät bin; ich habe verschlafen.
Das kommt nicht wieder vor."
     
"Du stinkst nach Wolf, fass die Tränken nicht an, sonst
machst du die Pferde verrückt."
    Leo warf den Schlegel empört an die Seite. "Blau macht es
nicht nervös, wir können sie daran gewöhnen. Außerdem kann es
dir doch egal sein, Ronan ist anders als die anderen Wölfe."
    "Ja, klar, er isst Möhrchen. Dass er dich nicht frisst - weiß
der Zipsel warum, wäre ich ein Wolf, ich hätte es längst getanheißt nicht, dass er niemanden frisst."
Onkel Hafer hieb wieder und wieder auf eine Eisplatte ein,
die so dick war, dass sie schon die halbe Tränke milchig färbte.
"Du siehst ihn völlig falsch, er ist… nett. Und wie ich ein
Künstler, und wenn er singt…"
     
"Beim Zipsel, Leo!" Hafers Worte klirrten durch die eisige
Kälte und verhallten am Ende der Sommerweide.
     
Heute oder morgen würden sie die Pferde in den
Winterstall bringen müssen.
    "Iß doch einfach mal mit ihm zusammen, und dann erzähl
mir noch einmal, er ist ein Künstler. Ich wette mit dir, du änderst
deine Meinung. Ein Wolf bleibt ein Wolf, auch wenn du ihm
einen Schafspelz anziehst", sagte Onkel Hafer. Dann wandte er
sich ab und ließ Leo allein auf der Weide stehen.
    Schneeflocken fielen auf sein Fell, aber Leo klopfte sie nicht
ab, sondern wartete, bis ihre fiese Kälte über seine nackte Haut
kroch.
"Na und", sagte er, "dann ist er eben ein Wolf."
Er spuckte auf den Boden, was er sonst nie tat. Die Spucke
hinterließ ein kleines graues Loch im Schnee.
     
"Aber zumindest mag er mich so, wie ich bin."
     
Gesegnet
    Julie war froh, Myra neben sich zu haben. In der Nähe der
kleinen Tari fühlte sie sich zwar auch immer ausgesprochen wohl,
aber die war schon den ganzen Tag von einer dichten Traube
umgeben. Ratsmitglieder, Elfen, zwei Merline, Dryaden aus
Wäldern, Wesen aus Rassen, von denen sie noch nie gehört hattedie Liste der Taufbesucher war nahezu unendlich.
    Ria

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