Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
nahm den Trubel gelassen. Noch schöner als vor der
Geburt, mit glänzenden Haaren und schweren Brüsten, trug sie
ihre Tochter stolz vor dem Bauch. Selbst als Iyel-Aton dem Kind
seine Aufwartung machte- eine Geste, mit der keiner mehr
gerechnet hatte, neigte sie nur elegant den Kopf. Julie, die wusste,
wie sehr Ria unter der Abweisung der Lichtelfen für ihr Kind litt,
war stolz auf ihre Freundin.
"Gleich geht es los", flüsterte Myra.
"Was passiert jetzt?" flüsterte Julie zurück.
„Sie schaffen eine Verbindung zur dritten Ebene. Das macht
der Fürst, der Merlin hätte es aber auch gekonnt. Dann legen sie
das Kind auf den Altar und füllen die fünf Gruben in der Platte
mit Edelsteinen. Wenn die elfischen Anteile in dem Kind
überwiegen würden, könnte man an der Seite des Altars kleine
Bilder aus der Geschichte der Elfen sehen. Das kollektive
Bewusstsein des Volkes würde als Keim gelegt, um die Elfe, wenn
sie erwachsen wird, zu leiten", erklärte Myra.
Julie fiel Daans Wandlung zum erwachsenen Elfen wieder
ein. Nach dem Treffen mit Dendra am Wickenpavillon war der
Gefährte ganz verändert gewesen- und das lag nicht nur am
neuen Stirnreif. Er bekam im Augenblick seines
Erwachsenwerdens Zugang zum Wissen seines Volkes.
"Aber das wird bei Tari nicht geschehen“, sagte Myra im
Brustton der Überzeugung. "Sie ist viel mehr Dryade als Elfe.
Ganz sicher."
Julie musste ihr insgeheim Recht geben, auch wenn sie das
mit den Bildern gern einmal gesehen hätte. Sowohl die
Schwangerschaft Rias als auch Taris Geburt hatten zum Großteil
an der Dryadenquelle stattgefunden. Beide Paten waren Dryaden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der elfische Anteil überwog war
mehr als gering.
Als sie aufgerufen wurde, war Julie dennoch nervös.
"Julie Denes, Hüterin. Komm nach vorne, tritt an den Altar."
Iyel-Atons Stimme zwang eine Gasse in die Menge. Julie
hielt sich den Arm, sah mehr auf den Boden als nach vorn. Nur
nicht auch noch stolpern. Aller Augen waren auf sie gerichtet, das
konnte sie spüren ohne hinzusehen.
Dendra war schon am Altar, sie musste es nur bis zu ihr
schaffen. Als Julie so dicht vor dem grauen Stein stand, dass es
kein Ausweichen mehr gab, hob sie den Blick. Der Fürst der Elfen
starrte Julie an, als könne er spüren, dass sie mit einem seiner
Erzfeinde aus den Reihen der Dunkelelfen einen Pakt hatte.
Sie mied seinen Blick, traf stattdessen auf Rias ermunternde
Miene. Ihre Schultern entkrampften sich etwas.
„Julie Denes, nimm diese Steine…“, der Fürst reichte ihr
eine Handvoll Rubine, groß wie Weintrauben, „…und fülle sie in
die Ausbuchtung am Fußende.“
Julie tat, wie ihr geheißen. Mit säuerlicher Miene gab IyelAton eine weitere Handvoll Steine, dieses Mal Smaragde, an
Dendra weiter, hieß sie, die Kostbarkeit in die Ausbuchtung zu
ihrer Rechten zu legen.
Sie wechselten sich ab, bis alle fünf Ausbuchtungen gefüllt
waren. Der Fürst bedeutete ihnen, ein Stück zurückzutreten,
formte Zeichen in die Luft und murmelte vor sich hin. Ein leichter
Schimmer überzog den Stein.
„Ria, es ist soweit. Die Verbindung zur dritten Ebene ist
hergestellt.“
Wieder nur ein leichtes Kopfnicken von ihrer Freundin.
Täuschte Julie sich oder zeigte sich Verärgerung auf dem
sonst so glatten Gesicht des Elfenfürsten? Sie unterdrückte ein
Kichern. Geschah ihm recht.
Daan sah noch blasser aus als sonst, der Arme. Er wünschte
sich bestimmt, dass bei seiner Tochter die elfischen Anteile
überwiegen mögen. Er würde sich vor dem Fürsten rechtfertigen
müssen, wenn das Kind- Julie schluckte- doch böse wurde.
Ria trat vor, Tari auf dem Arm. Die Kleine war nur mit einer
Windel bekleidet. Ria drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die
Stirn und gab sie an Daan weiter. Der Elf legte seine Tochter in
die schimmernde große Kuhle zwischen den Edelsteinmulden.
„Ich taufe dich auf den Namen Tari ancalimé.“
Julie erwartete beinahe, Tari schreien zu hören- der Stein
war doch bestimmt kalt? Aber die Kleine sah sich nur mit großen
Augen um. Julie betrachtete die Vorderwand es Altars, genauso
gebannt wie alle anderen- war vielleicht irgendetwas zu sehen?
Die gespannte Stille war fast greifbar.
In diesem Augenblick juchzte Tari und ein wahres
Feuerwerk brach los.
Das Schimmern weitete sich aus, ergänzt durch die Farben
der Edelsteine. Hellblau, dunkelblau, rot, grün und gleißend weiß
mischte sich das Aufstrahlen der Edelsteine mit dem sanften
Schimmern der dritten Ebene.
Auf der
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