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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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konnte das
Schwert behalten? Andererseits, der Rat war weit weg. Mutter
würde es ihm sicher wegnehmen, sobald der Ritter wieder auf
dem Weg zu seiner Burg war.
Der Mann schaute auf ihn herunter, heilt ihm das Schwert
mit dem Griff voran entgegen.
     
"Willst du es denn nun oder nicht?"
     
Jan-Mathys schloss kurz die Augen, dann riss er sie wieder
auf und griff mit fester Hand nach dem Schwert.
    "Ja" sagte Jan-Mathys, und dann:
"Du, Ritter?"
"Was denn?"
"Könnten wir vielleicht meinen Eltern nichts davon
erzählen? Ich bin nicht sicher, ob sie es verstehen würden."
"Was verstehen?"
     
"Na, so Rittersachen eben."
     
Der Fremde lachte und stieg wieder auf sein Pferd.
    "Einverstanden. Grosses Ritterehrenwort. Aber dann musst
du mir auch versprechen, dass du so oft es geht damit übst, damit
du groß und stark wirst. Und nun geh und sag deinen Eltern, dass
ich komme."
    Jan-Mathys nickte ein letztes Mal, lief los, hielt inne, rannte
zurück und versteckte das Schwert am Wegesrand im Farnkraut.
Dann flitzte er erneut los in Richtung Hütte, den Ritter hinter sich
und mit wild klopfendem Herzen. Ein eigenes Schwert!
*
    Er wusste, er sollte nicht lauschen, aber im Grunde
genommen tat er es ja auch nicht, er saß nur unter dem Fenster
mit den offenen Läden und putzte seine Schuhe. Sie hatten nicht
gesagt, dass er das nicht durfte.
    "Ich bringe euch die Grüße des Rates" sagte der Ritter.
"Danke."
    Nur die Stimme seiner Mutter; Vater machte nie viele
Worte. Jan-Mathys kniff die Augen zu, klemmte die Daumen mit
den Fäusten fest ein und wünschte sich, dass sein Vater
freundlich zu dem Ritter war. Vielleicht kam er dann einmal
wieder zu Besuch.
Der Ritter sprach weiter, offensichtlich ließ er sich von
Vaters Zurückhaltung nicht abschrecken.
    "Ihr kennt ja das Protokoll. Heute ist sein sechster
Geburtstag, also müsst ihr anfangen, ihm die Kräuter zu geben.
Eine Handvoll in kochendes Wasser geben, ziehen lassen und
abseihen, Das soll er über den Tag verteilt trinken. Vielleicht gebt
ihr Honig hinein, damit er es auch austrinkt."
    Die Stimme seines Vaters.
"Wir können uns keinen Honig leisten", brummte er.
Jetzt klang die Stimme des Ritters doch ungehalten:
"Ich verstehe nicht, warum ihr nicht mit ihm in Tallyn
wohnt. Dort wäre das alles kein Problem gewesen, und Mathys..."
"Jan!" verbesserte seine Mutter mit schrill klingender
Stimme.
     
Der Ritter seufzte. Jan-Mathys war sich sicher, sie hatten ihn
verärgert. Redeten sie etwa über ihn?
    " Jan-Mathys hätte dort alles, was er braucht."
"Ja," keifte seine Mutter, "und zusätzlich jede Menge
wohlmeinende Menschen, die ihm Erinnerungen einreden, die er
gar nicht hat."
"Das ist doch nicht wahr. Julie weiß, wie wichtig es ist sich von
ihm fern zu halten. Keiner von uns hat vor, ihn zu beeinflussen."
Eine seltsame Stille breitete sich aus, unangenehm wie
aufgerührter Schlamm in einem Teich.
     
"Wie auch immer. Ich lasse euch Honig schicken. Ihr müsst ihm
die Kräuter geben, es ist eure Pflicht."
    "Ja doch", schimpfte sein Vater. "Wir geben ihm die verdammten
Kräuter. Und jetzt lasst meine Frau in Ruhe, seht ihr nicht, wie
sehr sie das aufregt?"
    Jan- Mathys zuckte zusammen. Wie redete Vater denn mit einem
Ratsmitglied- und Ritter!, - wusste er nicht, dass der ihn
einsperren lassen konnte? Wer sollte sich dann um die
Kohlenmeiler kümmern?
    "Ich werde…" Die restlichen Worte des Ritters gingen im
Stühlescharren unter. Mathys schnappte sich das Putzzeug und
rannte in Richtung Waldrand. Sie hatten ihm nicht verboten unter
dem Fenster zu sein, aber er hatte nun mal gelauscht, und Mutter
hatte ihn schon für weniger geschlagen.
    Er wartete an der gleichen Stelle, jedoch verborgen im Gehölz. Es
gab nur einen Weg zum Haus, also musste der Ritter hier entlang
kommen.
    Da war er! Jan-Mathys trat aus dem Busch, geriet ins Rutschen,
stolperte die kleine Böschung hinunter und landete genau vor den
Füßen des Pferdes. Der Braune scheute und stieg. Jan-Mathys
erstarrte vor Schreck, aber der Ritter nahm die Zügel kürzer und
zwang sein Ross neben ihm wieder auf den Boden zurück.
    Jan-Mathys atmete ganz flach. Würde der Ritter ihn töten? Doch
der Fremde lachte, er schien kein bisschen böse über seine
Ungeschicklichkeit.
"Wo ist denn dein Schwert?"
    "Noch im Farnkraut, ich wollte mich nur verabschieden." Er
räusperte sich. Wie fragte man, ob die eigenen Eltern so unhöflich
gewesen waren, dass der Besuch nicht wiederkommen mochte?
Als sich schließlich

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