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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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leise.
Mathys wusste also auch nicht Bescheid. Wenigstens redete er
wieder freiwillig mit ihr.
    „Nein, aber es hört sich irgendwie nach Ärger an…“, flüsterte sie
zurück.
Die Tür des Versammlungshauses bildete ein riesiges Blütenblatt.
Es hatte sich nach unten gebogen und lag jetzt wie ein purpurner
Teppich auf dem Weg. Die Wölbung des Blattes am Ansatz
bildete eine Art natürlicher Schwelle, so dass auch bei einem
Regenguss kein Bodenwasser in das Haus laufen konnte. Das
Haus bestand tatsächlich aus einzelnen Blättern. Aus den Spalten
dazwischen schienen Lichtpünktchen heraus zu treiben, die das
gesamte Gewächs in prickelnden Glanz hüllten. Julie folgte den
anderen über die weiche Blumenzunge durch den Eingang. Als
sie sich am Türrahmen abstützte, stellte sie überrascht fest, wie
stabil die samtigen Wände waren. Der flaumige Boden dämpfte
die Schritte; anders als die Wände war er nicht Purpurfarben,
sondern blassrosa.
„Da wären wir!“
    Simon hielt am Rand eines Türrahmens, der durch zwei Blätter
mit etwa einem Meter Abstand gebildet wurde. Er wandte sich
um und machte Platz für Daan.
„Eto laro sejim“, sagte Simon mit einer angedeuteten
     
Verbeugung.
    Daan zögerte kurz, doch dann schritt der Halbelf mit Ria am Arm
ohne ein weiteres Wort an dem Verwalter vorbei. Julie folgte
ihnen gemeinsam mit den anderen. Sie sah sich aufmerksam um.
Der Raum war riesig, so groß hatte die Blume von außen gar nicht
gewirkt. Der Boden war ganz glatt und hatte die gleiche Farbe
wie im Gang zwischen den Blättern. Der zentrale Blütenstempel
ragte in die Luft wie eine riesige antike Säule. Nun sah Julie auch,
woher das seltsame Licht gekommen war; die Pollen aus den
verstreut stehenden Staubblättern, die im warmen Abendwind
gemächlich durch die Gegend schwebten, leuchteten. Hohe
Lehnstühle mit zierlichen Schnitzereien, deren Beine unten mit
Stoffstreifen umwickelt waren, säumten im Halbkreis den
äußeren Ring des Raumes. Einige waren besetzt, viele waren noch
frei. Simon winkte den Neuankömmlingen, sich zu setzen und
begab sich in die Mitte der Blüte zu einem Stehpult.
    „Ich freue mich, euch in Aßlar begrüßen zu können. Es ist hier oft
recht einsam für einen Menschen, deshalb bin ich froh über ein
bisschen Abwechslung. Bisher fehlen noch die Fürstenfamilie mit
ihrer Gefolgschaft und die Minuiten.“
Ein einzelner Pfiff ertönte, Simon ignorierte das.
    „Der Fürst hat sicher zugesagt. Noch haben wir keine Nachricht
von den Minuiten, aber es steht zu hoffen, dass sie erscheinen,
denn sie bekommen ihre Spesen großzügig ersetzt.“
    Einige lachten.
„Ich schlage vor, dass wir uns etwas frisch machen und die
Driamarn beziehen, vielleicht treffen die anderen bis dahin ein.“
    Unter allgemeinem Stühlescharren eilten alle aus dem Raum,
froh, dass die offizielle Begrüßung so kurz gewesen war. Ria
machte keine Anstalten, den Saal zu verlassen; Julie blieb stehen
und zupfte Mathys am Ärmel.
    „Warte mal“ sagte sie.
Auch Daan hielt inne, nahm Rias Hand und fragte:
„Was hast du denn?“
    Ria verschränkte die Arme vor der Brust und stampfte so fest mit
ihrem kleinen Fuß auf, dass Julie erschrocken auf dem
Blütenboden nach Rissen suchte.
„Diese verdammten Minuiten; wenn die Bundfeier platzt, weil die
nicht kommen, werde ich wirklich sauer!“ schimpfte Ria.
    Julie hatte die impulsive Ria schon wütend erlebt; so zierlich die
Baumfrau auch war, wenn sie zornig war, ging man ihr besser aus
dem Weg. Daan legte seinen Arm um Rias Schultern.
    „Wird schon gut gehen. Musst du dich nicht noch ein bisschen
zurechtmachen und umziehen?“ Er gab ihr die silberne Pfeife.
„Geh doch schon vor, ich frage mal herum, ob jemand die
Minuiten auf dem Weg gesehen hat.“
Ria ging zögernd auf die Tür zu.
    „Schickst du mir einen Boten, wenn die Minuiten eintreffen?“ Sie
lächelte Daan verliebt an. „Du sollst doch das Kleid noch nicht
sehen, das bringt Unglück.“
    „Ich kann dir Bescheid geben“ bot Mathys an.
Ria nickte, nahm Julie am Arm und zog sie mit sich zur Tür.
„Gehst du mit mir die Worte des Bundes noch einmal durch?
Bitte!“
    Julie zögerte. Lieber würde sie die blöde Liste endlich auswendig
lernen. Doch als sie Rias flehendem Blick begegnete, nickte sie
ergeben. Wenn beim Schluss des Bundes etwas schief ging,
würden Daan und Ria jede Fähigkeit verlieren, jemanden zu
lieben. Julie hatte ihre Freundin heute zwar schon etliche Male
abgefragt - und Ria hatte nie

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