Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
ihm hier
mehr.
Die Ware in das mitgebrachte Wachstuch geschlagen, wollte
er gerade gehen, als etwas Kleines, Rotes, dass einen
Klimperschal in seinen Beutel stopfte, gegen ihn prallte.
„Entschuldigung“, sagte das Mädchen, sah ihn an- und
erstarrte.
„Du… bist böse!“ rief sie, hob die Hände vor das Gesicht,
starrte aber über die Fingerspitzen weiter in seine Richtung. .
„Überraschung, erzähl mir etwas, dass ich nicht weiß,
Kind.“
Der Vogt wollte schon weitergehen, als das bleiche Gesicht
eines Mannes in der Menge seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Das konnte doch nicht wahr sein, er hatte die Tür fest
verschlossen und seinen Gefangenen gut abgefüllt, wie kam der
hier her?
„Tari! Tari, wo bist du?“ rief der Mann panisch.
„Hier, Vater.“
Die Kleine vor ihm hatte zurückgerufen.
Noch ein zweiter Blick und der Vogt atmete auf.
Der bleiche Mann, der die Kapuze ebenfalls tief ins Gesicht
gezogen trug, war nicht der, für den er ihn gehalten hatte. Aber er
sah ihm so verdammt ähnlich, das konnte kein Zufall sein.
„Tari, wo warst du denn. Du solltest bei mir bleiben“, rief
der Mann erneut, lief auf die Kleine zu.
Der Vogt packte das Kind an der Schulter. „Kleine, ist der
Mann da ein Lwynn?“ fragte er.
„Mit dir rede ich nicht, Finger weg“, fauchte die Kleine. Sie
riss ihre Schulter los, trat ihm gegen das Schienbein, und noch
bevor der köstliche Schmerz ganz bei ihm angekommen war,
stand der Fremde auch schon vor ihnen und schloss die Kleine in
die Arme.
„Was war denn los?“ fragte der Elf argwöhnisch, mit einem
Blick auf ihn. Er wandte den Kopf ab, so dass sein Gesicht im
Schatten lag.
„Ich wollte ihr helfen, sie schien sich verlaufen zu haben.“
„Danke“, sagte der Lwynn. Das Kind schaute nur grimmig,
aber der Vogt selbst musste lächeln, während er zum Tor eilte.
Hölle, dachte er, der Kerl stank geradezu nach seiner Angst, wie
untypisch für einen Elfen.
Dabei war dem Kind nichts geschehen. Er musste furchtbar
an dem frechen Gör hängen.
Interessant. Ein ranghoher Elf mit einer Schwäche. Das war
gut. Sehr gut.
Mittsommer
im Jahr Neun von Palarons Wache
Der alte Karren rumpelte über den ausgefahrenen Weg, als
wolle er auseinander brechen. Jan-Mathys hopste auf der harten
Bank hin und her, obwohl er sich mühte, gesittet und gelangweilt
zu wirken, so, wie man sich eben einen Ritter vorstellte, wenn
gerade keine Jungfrauen zu retten oder Drachen zu besiegen
waren. Vater hätte das Angebot von Ritter Chris annehmen
sollen, letzten Sommer. Einen nagelneuen Wagen, und geschenkt,
wie hatte er das ablehnen können?
Jan-Mathys schüttelte den Kopf. Das verstand er bis heute
nicht. Wo sie immer so knapp waren mit dem Geld. Der letzte
Winter war zwar ordentlich kalt gewesen, und Faller Bant hatte
seine Kohle sogar auf der Erdenebene verkauft, aber nachdem
Jan-Mathys schon wieder so gewachsen war, hatte er auch neue
Kleidung gebraucht; Hemd und Hose, Schuhe und Umhang,
einfach alles. Er senkte den Kopf. Zu stolz war er, sein Vater; das
war nicht gut. Hoffentlich schafften sie es zum Portal, bevor die
Gruppen abreisten. Weit konnte es nicht mehr sein, sie hatten
schon das Sägewerk und die Brücke passiert und fuhren dicht am
Fluss entlang. Mit dem Wagen war es bestimmt zu schaffen.
Es war so wichtig, dass sie rechtzeitig ankamen; schon
einmal hatte er fast die Mittsommernacht in Tallyn verbringen
müssen. Seine Eltern hatten es nicht für nötig gehalten sich zu
beeilen, und das, obwohl doch jeder wusste, dass Kinder nicht
richtig wuchsen wenn sie nicht die Mittsommernacht in dem
kleinen Haus auf der Erdenebene verbrachten. Aber Ritter Chris
hatte es sich nicht nehmen lassen, höchstpersönlich über das
Wachstum seines Knappen zu wachen. Geritten kam er, und er
hatte Vater freundlich aber bestimmt zur Eile angetrieben.
Jan-Mathys schmunzelte; es war ganz schön mutig von
Ritter Chris gewesen, sich mit seinem Vater anzulegen. Ehrlich
gesagt war Faller Bant durch die Arbeit an den Meilern, das viele
Bäume fällen und Holz hacken vielleicht sogar ein winziges
bisschen stärker als Ritter Chris, aber das war Jan-Mathys egal,
solange der Ritter ihn nur als seinen Knappen behielt. Aus einem
Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, fühlte er sich zu Chris
hingezogen. Gerade so, als sei er ein Freund.
Nicht das Jan-Mathys gewusst hätte, wie es war Freunde zu
haben. Er spuckte verächtlich neben dem Wagen auf den Weg.
Seine Mutter warf ihm einen
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