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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Ellenbogen nicht an die grob gezimmerte Tischplatte zu
stoßen.
    Wie schaffte seine Mutter das nur? Wie immer ordentlich
gescheitelt, den Kragen sauber gestärkt und gebügelt, schienen
die scharfen Falten ihres Kleides ihren Körper zu jeder Zeit
gerade zu halten. Jan-Mathys Haare hingegen ringelten sich beim
geringsten Anflug von Nässe so stark, dass ihnen mit dem Kamm
nicht mehr beizukommen war.
    Er streckte sich noch ein bisschen mehr und presste die
Innenseite seiner Schuhe aneinander, damit auch die Knie
ordentlich waren. Wenn er seine Eltern nicht ärgerte, ließen sie
ihn vielleicht heute in den Wald. Sonntags sah sein Vater nie nach
den Meilern, da konnte er bestimmt auf ihn verzichten. Und der
Korb mit den Pilzen war fast leer.
    "Vater, darf ich sprechen?"
Faller Bant nickte.
"Da wir heute nicht nach den Meilern sehen, soll ich Pilze
für den Vorrat suchen?"
     
Er hielt den Blick gesenkt, die Chancen standen besser wenn
er nicht zu eifrig wirkte, das wusste er.
    "Weib. Brauchst du Pilze?"
"Sag ja", flehte Jan-Mathys innerlich.
"Die gehen zur Neige, ja" antwortete seine Mutter.
    "Gut." Vater stand auf, holte den großen Korb und stellte
ihn an die Tür. "Wasch das Geschirr und dann ab in den Wald. Bis
zum Essen musst du wieder hier sein. Und wehe, der Korb ist
nicht voll."
    "Ja, Vater", antwortete Jan-Mathys. Sein Herz klopfte heftig
gegen den Brustkorb. Es hatte geklappt. Nur noch der Abwasch
und ein paar lausige Pilze standen zwischen ihm und seinem
Schwert.
*
    Der leichte Modergeruch wies ihm den Weg. Nach dem
Regen war es immer ein Leichtes, Pilze zu finden. Braunkappen
und Zitronensaitlinge, Champignons und wie sie alle hießen- er
hatte schon an der ersten Sammelstelle den Korb zu einem Viertel
gefüllt.
    Stimmen kamen auf ihn zu. Hoffentlich nicht seine Elternwenn die sahen, wie schnell der Korb sich füllte, hatte Mutter
gewiss noch andere Aufgaben für ihn; sie mochte es, wenn er
zuhause war. Jan-Mathys war lieber im Wald. Er zog sich zurück,
den Trampelpfad entlang, die Stimmen kamen trotzdem näher.
Jan-Mathys wich vom Weg ab und strich durchs Unterholz,
immer fort von den Stimmen. Die Bäume wichen und er trat auf
eine Lichtung. Hier war er noch nicht gewesen; diesen Platz
musste er sich merken.
    Das Gras war recht kurz und die Bäume standen weit genug
auseinander, um mit dem Schwert gut ausholen zu können.
Andererseits war das Gestrüpp zwischen den Bäumen so dicht,
dass die Lichtung von außen kaum einsehbar war- er hatte sie
bisher jedenfalls nicht bemerkt.
    Die Stimmen waren inzwischen wieder leiser geworden.
Jan-Mathys flitzte zurück auf den Pfad, sammelte was das Zeug
hielt und füllte seinen Korb.
    Das Schwert lag noch da, wo er es versteckt hatte. Er
wickelte es aus den großen Blättern, die er zum Schutz gegen
Feuchtigkeit um die Waffe gewunden hatte und atmete erleichtert
auf: das Holz hatte die heftigen Regengüsse der letzten Tage gut
überstanden.
    Den schweren Korb in der einen, das Schwert in der
anderen Hand schlich er sich zurück zur Lichtung. Der Sonne
nach zu urteilen konnte es gerade mal halber Vormittag seingenug Zeit zum Üben.
    Hieb um Hieb fuhr durch die Luft, dass es nur so sauste.
Fast schien es ihm, als ginge es ohne sein Zutun. Die Beine fanden
die richtigen Schritte, und er schlug sich nicht ein einziges Mal
versehentlich selbst mit dem Schwert, das war doch nicht übel für
einen Knappen? Jan-Mathys übte, bis ihm die Arme lahm und die
Beine schwer wurden.
    Schließlich musste er einsehen, dass es für heute genug war
und setzte sich unter den Baum, um auszuruhen. Wie warm die
Sonne war; nach dem Regen genoss er jeden kleinen Strahl. Er
legte sich auf den Rücken, kreuzte die Arme hinter dem Kopf und
schloss die Augen. Ein leichter Wind wehte einen würzigen Duft
zu ihm herüber. Jan-Mathys schnupperte. Dieser Geruch- den
kannte er!
Anthoskraut!
     
Sie hatte ihm nicht verboten, das Kraut zu essen, wenn er
welches fand. Erst die Lichtung und jetzt das.
     
Heute war eindeutig sein Glückstag.
     
Mangelware
    Der Vogt besah sich den Zeremoniendolch genauer. Gut
anderthalb Handspannen lang, mit lederumwickeltem Griff, war
er von einem der üblichen Dolche nicht zu unterscheiden, wenn
man von dem seltsam geformten Knauf in Form eines
Dämonenkopfes einmal absah. Der Fluch, mit dem die Waffe
belegt war, war nicht zu spüren, geschweige denn zu sehen.
"Virion! Marlon!"
     
Er musste die Waffe ausprobieren, noch immer waren die
Flüche zu unsauber

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