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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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vorwurfsvollen Blick zu, aber er
senkte den Kopf nicht so tief, wie sonst, wenn sie ihn bei einer
Ungehörigkeit erwischte; in diesem Punkt war sie eindeutig im
Unrecht. Ein Junge in seinem Alter brauchte Freunde, das hatte
Ritter Chris auch gesagt, als er neue Kräuter gebracht hatte. Sie
ließen ihn ja mit niemandem spielen, nicht mal mit dem Sohn des
Müllers, und der war nun wirklich kein Unruhestifter. Nur mit
den anderen im Sommernachtshaus hatte er Kontakt, mit Bing
und Safflor, sogar mit einem der Mädchen hatte er geredet- Tari,
die war eine echte Elfe. Also beinahe. Sie war wohl irgendwie zur
Hälfte auch Baumfrau. Jan-Mathys mochte die Kleine; sie hatte es
sicher auch nicht leicht mit ihren Eltern.
    Der Vater, ein ziemlich zurückhaltender Mann mit
weißblonden Haaren und den feinen Gesichtszügen der Elfen,
schien immer ruhig zu bleiben, Jan-Mathys hatte ihn noch nicht
einmal lachen sehen, und Taris Mutter wirkte irgendwie traurig.
Und wenn sein Blick den des Mannes kreuzte, war das fast
gruselig- der starrte ihn oft an, als ob er ihm seine Seele rauben
wollte. Jan-Mathys schaute dann immer schnell zu Boden- wer
wusste schon wozu Elfen so alles fähig waren?- aber wenn Taris
Vater weiterging, sah er dem Elf regelmäßig nach. Elfen waren
fast so großartig wie Ritter.
    Gut, dass seine Eltern nichts von der kleinen Elfe wussten,
sie hätten es sofort verboten. Genau genommen hatten sie das
schon, sie hatten ihm strengstens untersagt, mit jemandem vom
Elfenvolk zu spielen. Angeblich, um ihn zu schützen. Aber JanMathys glaubte seinen Eltern das nicht. Als ob ein Junge in
seinem Alter noch Schutz brauchte. Mit einer Elfe zu sprechen
hatten sie allerdings nicht ausdrücklich verboten, also unterhielt
sich Jan-Mathys wann immer er konnte mit der kleinen Elfe.
    Er hatte schon einiges über sie erfahren. In Erdenjahren war
sie erst fünf, aber hier in Tallyn war sie schon neun, genau wie er.
Ihre Eltern ließen sie offenbar nicht in jeder Mittsommernacht auf
die erste Ebene. Er seufzte, sah sich um. Jan-Mathys wich dem
ärgerlichen Blick seiner Mutter aus. Sie schien noch immer auf
eine Entschuldigung zu warten. Doch dieses Mal würde er nicht
klein beigeben. Er wandte den Kopf ab. Und bereute seine
aufsässige Haltung umgehend, als er die nächsten Worte seiner
Mutter hörte.
"Faller, lass uns eine Rast machen."
    Was sagte sie denn da, er war mehr als spät dran! Das
durfte doch nicht wahr sein; hatte sie sich über den kleinen
Ausspucker so aufgeregt, dass sie ihm die Mittsommernacht mit
den anderen verderben wollte? Das konnte sie doch nicht
machen.
Das Rumpeln ebbte ab, der Wagen wurde langsamer. JanMathys fühlte, wie seine Hände feucht wurden.
    Schließlich stand der Wagen, und sein Vater stieg vom
Bock. Er nahm einen Eimer von der Ladefläche, drückte ihm den
Henkel in die Hand und sagte:
"Jan, lauf zur Loy und hol´ Wasser für das Pferd."
Eine Woge der Enttäuschung schwappte über Jan-Mathys
hinweg. Sie würden es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
     
*
    Der gefüllte Eimer schlug ihm schwer gegen das Bein und
nässte seine Hose, aber es war ihm gleich. Der Schmerz war nicht
annähernd stark genug, um ihn aus seiner Betäubung zu reißen.
An manchen Tagen hasste er seine Eltern einfach.
    Jan-Mathys trug den Eimer nach vorn und streichelte Fi, wie
er Fiona, die kleine Stute immer nannte, an der Stelle hinter den
Ohren wo sie es am Liebsten hatte. Sie soff gierig, es war heiß
heute. Er wusste, er sollte nicht lauschen, aber Vater stand keine
zwei Wagenlängen hinter ihm, und schließlich hatte der ihm
selbst aufgetragen, dass Pfad zu tränken. Jan-Mathys zuckte mit
den Schultern und spitzte die Ohren.
"…doch nur wieder Ärger."
    "Ich brauche aber eine Rast", nörgelte seine Mutter. Das war
nicht gut, mit dem Ton kriegte sie ihn immer. Auch dieses Mal
wurde seine Stimme weicher.
"Ich versteh´ dich ja, aber es ist wie es ist. Du hast es
gewusst, genau wie ich", sagte Faller.
     
"Es wird ihnen überhaupt nicht auffallen", drang seine
Mutter auf Faller ein.
    "Meike, sei doch nicht so naiv. Meinst du es war Zufall, dass
der Rat beim letzten Mal jemanden geschickt hat? Das ist doch
nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Du kannst froh sein,
dass sie bei den Kräutern nicht mehr hinterher sind."
    Seine Mutter schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu
weinen. Wann hatte er sie je weinen sehen? Sicher, sie schluchzte
abends manchmal in der Kammer der Eltern, aber das hier? Sie tat

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