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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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um sie ungeprüft anzuwenden.
    Es klopfte.
"Ja", sagte der Vogt.
    Virion und Marlon traten ein. Virion, gut anderthalb Köpfe
größer als der Vogt und mit unglaublich breiten Schultern, war
stark und wertvoll. Er würde den geschniegelten Marlon als
Opfer nehmen, der eitle Gockel war entbehrlich.
"Schaukampf. Ich will sehen was ihr gelernt habt."
Der Vogt drückte Virion die Waffe in die Hand.
    "Du bist der Verteidiger", sagte er zu Marlon, "wir wollen
doch nicht, dass es euch geht wie Fahdi, Verni, Belem und Jorn,
hm? Ihr müsst mehr trainieren. Sie waren schwach, darum
wurden sie getötet." Er lächelte.
    "Fangt an. Aber nicht abstechen, sobald Blut fließt, hört auf."
Beide nickten, Virion grimmig, Marlon erleichtert.
    Der Hüne umkreiste seinen Gegner, der sich noch ein Mal
glättend über das Haar strich, und machte einen Ausfall. Der
Dolch zuckte kurz vor und zurück, ritzte Marlon nur am
Unterarm. Ein einzelner Blutstropfen löste sich und fiel auf
Virions Arm. Es zischte, dann brachen beide gleichzeitig
zusammen, wälzten sich keuchend am Boden, rangen nach Luft.
    Verdammt. Eindeutig verbesserungsfähig. Egal welche Sorte
Fluch er nahm, die industriell gefertigten Waffen lieferten immer
ein unsauberes Ergebnis. Marlon lag schon still, aber Virion
keuchte und stöhnte. Der Vogt trat ihm in den Bauch, um ihm die
Luft zum Jammern zu nehmen. Wenigstens das funktionierte.
Virion wurde still, riss noch einmal angstvoll die Augen auf und
verendete endlich.
Herrlich, diese Stille.
     
Er musste sich einen Satz handgeschmiedeter Dolche
besorgen, und er wusste auch schon wo.
     
Angst
    Daan beobachtete Tari. Sein kleiner Sonnenschein hüpfte
von einem Stand zum anderen, besah sich alles, griff hier eine
Borte und da einen Samtbeutel, fühlte, prüfte, nickte ernst.
    Ein Stand zog ihre Blicke auf sich; bunte Tücher, über und
über mit flachen Klimpermünzen benäht, hingen zu Dutzenden
über hölzerne Stangen und Haken.
    Tari streckte sich, griff nach dem Zipfel von einem der roten
Tücher, zog es von der Stange und schlang es sich um die Mitte.
Dann trippelte sie auf den Zehenspitzen, schwang die Hüften und
brachte die Münzen zum Klimpern.
Sie sah aus wie ihre Mutter. Der gleiche aufreizende Blick,
der leidenschaftliche Hüftschwung.
    Himmel. Ja, sie war zu einem Viertel eine Baumfrau, aber
das musste doch nicht so früh zu sehen sein. Oder war das bei
Mädchen in dem Alter normal? Daan trat der Schweiß auf die
Stirn.
    Sicher, sie war vom Verstand her schon sechs, und das,
obwohl sie im Körper einer vierjährigen steckte, aber selbst für ihr
ehrliches Alter war sie wirklich weit.
"Tari, leg das Tuch wieder hin, wir gehen weiter, sagte er
streng.
     
"Och, Papa, bitte, es ist so schön."
    "Nein." Er bückte sich, löste den Knoten und hängte das
Tuch zurück. "Du bekommst etwas anderes. Wir gehen Kerzen
ziehen, wie letztes Jahr. Die Zeit ist zwar knapp, aber wenn wir
uns sputen, können wir es noch schaffen bevor wir die anderen
treffen müssen."
    Tari murrte und ließ das Köpfchen hängen, aber sie folgte
ihm brav. Er lächelte in sich hinein. Doch ein Unterschied zu Riawenn die sich etwas in den Kopf setzte, brachte man sie nicht so
leicht davon ab.
    Tari schien ihren kleinen Wunsch schnell vergessen zu
haben. Sie stürzte sich begeistert in das nächste Abenteuer. "Gibst
du mir Geld?" bat sie.
Daan drückte ihr einen Schein in die Hand.
    Nur einen Lidschlag später becircte seine Tochter den
Inhaber des Standes, an dem man Kerzen ziehen konnte. Auf dem
Schild stand: nächstes Kerzenziehen für Kinder um 18 Uhr - das war
erst in einer Stunde. Daan wusste, was jetzt kommen würde.
"Oh, bitte, lieber Kerzenmann, ich kann das auch alleine. Ich
bin ganz vorsichtig. Sogar das mit den Blüten kann ich", rief Tari.
    "Aber Tari, ich muss auch mal irgendwann essen, und das
Wachs ist wirklich heiß. Wenn dir etwas passiert, ist dein Vater
furchtbar wütend auf mich."
Tari sah Daan an.
    "Papa- bitte." Tari schaute ihn aus großen runden Augen an
und zog eine Schnute. Gut dass sie am Tücherstand nicht so
geguckt hatte- er hätte kaum widerstehen können.
"Sie ist sehr vernünftig und ich passe auf. Gehen Sie ruhig
essen."
     
"Zahlt ihr im Voraus?"
    Tari hielt ihm den Schein hin. Der Mann lächelte, gab ihr
das Wechselgeld. Sie warf die Münzen in ihren Beutel, nahm
einen Docht, zog ihn gerade, wickelte ihn gekonnt mit dem Ende
um einen Stab und begann, den Docht in das heiße Wachs zu
tauchen. Dann

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