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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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sei ungenau?
Wieso legte sie sich jetzt so fest, und das in aller Öffentlichkeit?
Eigentlich war gar keine Weissagung vorgesehen gewesen, da war Julie
sich sicher. Andererseits war Daans Großvater sehr unhöflich zu Ria
gewesen, da konnte sie ein wenig Aufmunterung sicher gebrauchen.
    Julie zuckte mit den Schultern; sie hatte noch achtundzwanzig Jahre
Zeit, um hinter die letzten Geheimnisse des Hüterinnenamtes zu
kommen. Wie alle Anderen betrachtete Julie die schönen
Nebelerscheinungen gebannt, bis Anouk hindurch trat und die Muster
dabei zerstoben.
Ruhig, wie es ihre Art war, berührte Anouk den Stein der Menschen
und brachte ihn zum Glühen.
    Julie trat von einem Bein auf das andere; so still zu stehen behagte ihr
nicht. Die Zeremonie dauerte schon eine ganze Weile, und es war kein
Ende in Sicht. Wenigstens war sie in Mathys Nähe. Julie drückte sanft
seine Hand und er erwiderte den Druck. Der Kampfkunstunterricht bei
Leung Jan hatte Julie gelehrt, geduldig zu sein, wenn es sein musste.
Julie riss sich zusammen- das hier war für die Ewigkeit, da konnte man
wohl ein bisschen Ausdauer erwarten.
    Nun fehlte nur noch Nereide von den Aquilani. Dendra, die Vertreterin
der Dryaden, hatte sich von den Vorkommnissen vor zwei Jahren, als
ihre Eiche beinahe gespalten worden und sie selbst fast verblutet wäre,
noch nicht genug erholt, um längere Zeit von ihrem Baum getrennt zu
sein. Ria selbst war als einzige lebende Nachfahrin von Dendra
berechtigt, die Zustimmung der Dryaden zu erteilen und würde ihren
Stein als letzte zum Leuchten bringen.
    Nereide wurde angekündigt. Sie trat in den Steinkreis und blickte in die
Runde. Die hochgesteckten Silberhaare waren mit seltsamen,
wippenden Gräsern geschmückt, die im gleichen Blaugrün leuchteten
wie das enge Kleid. Sie ließ sich Zeit; hier ein Lächeln, dort ein Nicken.
    Chris war nicht der einzige, den die Gestalt von Nereide immer wieder
neu in ihren Bann zog. Keiner der anwesenden Männer, nicht einmal
Bamoth, konnte sich dem Sog der melancholischen seegrünen Augen
entziehen. Selbst als die Meerelfe sich längst wieder abgewandt hatte,
schauten alle in ihre Richtung. Auch bei den Frauen war jedes
Gemurmel verstummt. In tiefster Stille trat Nereide vor Daan und Ria
und verneigte sich knapp.
    Julie kannte die Meerelfe nur aus dem belauschten Gespräch von Chris
und Anouk und aus der Ferne. Sie so dicht zu sehen war wunderbar.
Was für eine Erscheinung! Julie beugte sich leicht vor, um kein Wort zu
verpassen.
    „Ihr kennt wohl die Gefahren des Bundes, aber glaubt mir- es ist eins,
davon zu wissen und ein anderes damit zu leben. Deshalb muss ich
euch noch einmal fragen, ehe ich meine Zustimmung gebe: Seid ihr
wirklich sicher, füreinander bestimmt zu sein? Denn wenn ich diesen
Kreis verlasse, gibt es kein Zurück mehr…“

Nereide behielt die beiden wohl im Blick, doch Daan und Ria verloren
nichts von ihrer Ruhe. Sie sahen einander in die Augen, wandten sich
ohne Hast der Meerelfe zu und antworteten gemeinsam:
    „Wir sind bereit für den Bund.“
Nereide seufzte.
„Dann sei es so. Ich gebe meine Zustimmung zu diesem Bund.“
Ohne ein weiteres Wort oder einen Gruß berührte sie den Stein der
Aquilani und trat mit gesenktem Kopf aus dem Kreis.
     
Julie sah Nereide verwirrt beim Verlassen des Kreises zu.
     
„Mathys, warum macht Nereide so ein Gesicht? Mag sie die beiden
nicht?“ flüsterte Julie.
    „Das kann keiner sagen, denn Nereide ist vor langer Zeit den Bund mit
dem Falschen eingegangen. Wer weiß schon, was sie jetzt noch fühlt?“
gab Mathys leise zurück.
Julies Augen weiteten sich, sie sah Nereide gebannt nach, bis sie hinter
ihrem Stein im Dunkel verschwunden war. Nun fehlte nur noch Ria.
    Die Baumfrau trat ohne Hast an den Stein der Dryaden; sie berührte ihn
und löste damit eine Kettenreaktion aus. Alle Steine sprühten
leuchtende Pünktchen, ähnlich dem Blütenstaub in den Driamarn. Die
Pünktchen flossen in der Mitte des Kreises um Daan und Ria herum
zusammen und bildeten einen Ring. Der Ring fing an, sich langsam zu
drehen und stieg etwa bis auf Hüfthöhe. Daan und Ria sanken auf die
Knie; ein alter Mann erschien im wirbelnden Kreis.
„Mhyrrdin!“ flüsterte Mathys.
    Julie erkannte ihn sofort wieder, schließlich hatte er ihr das Leben
gerettet. Es war der Aufrufer aus den Katakomben, ohne dessen
hilfreichen Hinweis der Vogt sie sicher getötet hätte. Der Retter aus dem
Nebelfeld, der ihr die Konzentration gebracht hatte, die

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