Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
es steht für
Ewigkeit, für tiefe, tiefe Ewigkeit.“
Die Elfe machte eine Pause, und Mathys tat es ihr nach. Die Stimme,
beinahe unirdisch schön, hob wieder an. Mathys flüsterte noch leiser als
zuvor: „Doch wehe dem, der die falsche Wahl trifft. Nie mehr wird sein
Herz erreicht vom liebenden Flehen eines Wesens, bis an das Ende der
Zeiten.“
Julie zog die Schulterblätter zusammen; der Gesang verstummte.
Simon Fehr ergriff das Wort:
„Die Empats, Vertreter der Drachen!“
Die beiden weißen Empats, noch immer in der Luft, schlugen ein letztes
Mal mit den ledrigen Flügeln und glitten dann zu Daan und Ria
herunter. Sie brachten jedem ein Ende eines gewebten Bandes in blau,
grün und gold- es war das Eón Bak.
Daan griff beherzt zu und auch Ria fasste ihr Band, als wolle sie es nie
mehr loslassen. Die Empats drehten eine letzte kleine Spirale, berührten
kurz mit den Flügeln beide den gleichen Stein und drehten dann zu den
Wisbuns ab. Der Stein begann zu Glimmen.
Simon Fehr kündigte den nächsten Bundzeugen an:
„Röwe von der Weiden, Vertreter der Gager!“
Leo, der sich bis dahin im Schatten gehalten haben musste, kam in den
Kreis. Er war jedoch nicht zu Fuß, sondern ritt auf seinem Hengst. Kaum
hatte der prächtige Rappe einen Huf in den Kreis gesetzt, wechselte der
Hengst die Farbe, silbergrau, mit einem schneeweißen Horn auf der
Stirn, trabte er leicht in die Mitte zu dem Paar.
„Ihr habt die Zustimmung der Gager!“ rief Leo. Er wartete keine
Erwiderung ab, sondern wendete den Hengst und gab dem Stein zu
seiner Rechten mit seiner schmalen, behaarten Hand einen Klaps. Als
auch dieser Stein sanft glühte, ritt Röwe von der Weiden aus dem Kreis.
Sobald der Hengst den Kreis verlassen hatte, sah das Tier aus wie
immer.
„Der Vertreter der Sicca!“ rief Simon Fehr.
Der verschrumpelte Abgesandte der Sicca trat an den Rand des Kreises.
Bedächtig schritt er zur Mitte, verneigte sich und sprach:
„Ihr habt die Zustimmung der Sicca, möget ihr viele Kinder gebären!“
Daan und Ria neigten den Kopf.
Der dritte Stein. Julie merkte, wie ihr vor Anspannung alle Muskeln
schmerzten. Das war der Teil der Zeremonie, vor dem Ria am meisten
Angst gehabt hatte.
„Was, wenn einer nicht seine Zustimmung gibt?“ hatte sie wieder und
wieder gefragt. Julie hatte sie immer nach besten Kräften beruhigt, aber
die Gefahr bestand, solange bis der letzte Vertreter der Völker
zugestimmt hatte.
Im Geist überprüfte Julie, wer noch fehlte. Iyel-Aton hatte zugestimmt,
die Empats, die Gager und die Sicca. Blieben noch die Wisbuns; die
Minuiten, die Menschen, die Aquilani und die Wächterswinkler.
Besondere Sorge machte Julie der Auftritt der Minuiten. Würden sie die
Gelegenheit nutzen, einem Elf eins auszuwischen oder waren sie so
erpicht auf die Spesen, dass sie mitspielten? Obwohl die Steine
zusammen mit dem Licht auch Wärme abstrahlten und Julie direkt
hinter dem Stein stand, den die Empats zum Glimmen gebracht hatten,
war ihr kalt vor Anspannung. Mathys bemerkte ihr Zittern und legte
einen Arm um Julie.
Dankbar schmiegte sie sich an ihn.
„Die Gesandten aus dem Wächterswinkel!“ kündigte Simon Fehr an.
Die beiden Zwillinge, die auf Julie einen lebhafteren Eindruck gemacht
hatten als der Rest der Abordnung aus dem Wächterswinkel, betraten
den Kreis Seite an Seite. Gemeinsam traten sie vor das Paar und
verneigten sich.
„Ihr habt die Zustimmung der Wächterswinkler, mögen euch Zwillinge
beschieden sein!“
Julie neigte den Kopf, flüsterte Mathys zu: “Sind das die Herrscher vom
Wächterswinkel?“
„Mann, Julie, du musst die Sachen die Anouk dir gibt echt mal lesen.“
Mathys senkte ebenfalls den Kopf, nahm wie zufällig die Hand vor den
Mund und sprach dahinter unauffällig weiter: “Die Fünf verlassen den
Winkel niemals. Ein rechtmäßiger Herrscher kann vorübergehend oder
dauerhaft jemand anderen als Thronfolger bestimmen, wenn er selbst
eine diplomatische Mission innehat. Die Fünf bezeichnen ihre
Anwesenheit im Winkel einfach als diplomatische Mission, darum
können sie zu offiziellen Anlässen Vertreter entsenden. In diesem Fall
die ranghöchsten Zwillinge.“
Wie auch die Empats berührten die Zwillinge gemeinsam einen Stein.
Daan und Ria neigten lächelnd den Kopf.
Es war dämmerig geworden in Aßlar, doch die Steine leuchteten den
Kreis inzwischen mit einem perlglänzenden Licht aus, so dass
zumindest die Umrisse noch zu erkennen waren.
„Der Vertreter der
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