Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
sich der kleine Trupp
in Bewegung.
Ungeschutzt
Die Musik war weicher geworden. Statt der ha
mmernden
Tanzrhythmen zogen jetzt besinnlichere Tone über das Lager. Die
kleineren Kinder lagen langst in den Driamarn und schliefen. Einige der
großeren hielten sich mit großer Anstrengung wach, um nur ja nichts zu
verpassen. Auch die Erwachsenen waren von der langen Feier
erschopft.
Julie saß, angelehnt an Mathys Schulter, auf dem Boden am Feuer und
knabberte nervos an einem kandierten Veilchen. Nicht, dass sie noch
Hunger gehabt hatte- das Festessen war mehr als reichlich gewesen.
Aber der Duft der Veilchen unter dem Zucker lockte sie immer wieder
von neuem und das Knabbern beruhigte ihre Nerven. Wie schafften es
die Elfen bloß, dass die Bluten so ein intensives Aroma bekamen?
Sie warf einen Blick auf Daan und Ria. Kein guter Moment, um nach
Veilchen zu fragen. Eng die Kopfe zueinander gesteckt, quatschten die
beiden über den Bund- so wie seit Stunden.
Vielleicht sollten sie langsam auch in ihr Driamar gehen? Aber dann ließ
sich das Gesprach nicht weiter hinauszogern, und es war so ein schoner
Tag gewesen, fast, als hatten sie nie Streit gehabt. Allerdings hatte ihr
Mathys über den Tag verteilt immer wieder seltsame Blicke zugeworfen,
nicht wütend, eher traurig. Beinahe so, als wisse er etwas, dass sie nicht
wusste. Und richtig geküsst hatte er sie heute nur einmal, nach der
Sache mit dem Frosch, dabei konnte er sonst nicht genug von ihr
kriegen. Nein, es gab keinen Zweifel: Mathys war nicht nachtragend,
aber dieser Streit war so schlimm, dass er immer noch zwischen ihnen
stand.
Julie hatte gerade den Mund halb geo
ffnet, um Mathys zum Gehen
aufzufordern, da erschienen Chris Stiefel und die Lederhosen in ihrem
Blickfeld, genau vor ihrer Nase, aus dem Nichts. Sein Gesicht verhieß
nichts Gutes. Ihre eigene Sorge war mit einem Schlag vergessen. Diesen
Ausdruck auf Chris " Gesicht hatte Julie das letzte Mal gesehen, als Bille
todlich vom Pferd gestürzt war.
Auch Ria ho
rte auf zu kichern. Mathys und Daan sprangen auf. Chris
ganze Haltung war alarmierend und seine Worte gaben der Bedrohung
einen Namen: „Der Klang der Harfen ist verstummt. Wir mussen davon
ausgehen, dass Tallyn und die Katakomben ohne Schutz sind. Wir
brechen auf, sofort.“
Erst jetzt merkte Julie, dass u
berall auf dem Festplatz hektische
Betriebsamkeit eingesetzt hatte. Feuer wurden ausgetreten oder mit
Sand geloscht, kurze Kommandos gerufen und beantwortet. Eine große
Gruppe von Gasten war mit ihren Wegfackeln schon zu den Driamarn
unterwegs. Es gab keinen Zweifel, die Feier war vorbei.
Daan beeilte sich, das kleine Feuer zu lo
schen an dem die Kameraden
gesessen hatten. Er wandte sich an Mathys: „Geh " mit Julie zu eurem
Driamar und holt eure Sachen- ich werde Ria zum Haus bringen und
dann unsere Pferde holen.“
Weder Mathys noch Julie kamen zu einer Antwort, denn Chris
" Miene
verfinsterte sich noch weiter und er sprach Daan und Ria an: „Ihr geht
nicht eure Sachen holen; der Fürst will euch sehen.“ Julies Gedanken
rasten. Was wollte der Furst jetzt von Daan und Ria? Er musste doch
wissen, dass es sich beim Ausfall der Harfen um einen Notfall für ganz
Tallyn handelte. Wusste der Fürst mehr als Chris? Vielleicht war der
Ausfall der Harfen eine Falschmeldung? Andererseits hatte Anouk ihr
eines in der gemeinsam verbrachten Zeit immer wieder geradezu
eingehammert: das Bose schlaft nie.
Sicher, sie selbst hatte den grausamen Vogt vor zwei Wintern besiegt
und die Macht uber das Pendel in die Hande der Guten gelegt, aber
vielleicht hatte er sich von den schweren Verletzungen erholt? Obwohl
es immer noch nicht wirklich kalt war, schauderte Julie. Bilder stiegen
vor ihrem geistigen Auge auf; ihr Vater, verbrannt vom tardischen
Feuer; sie selbst am Boden und der Vogt, wie er mit der Waffe uber ihr
stand...
Ein eiserner Ring schien sich um Julies Brustkorb zu legen und fu
r einen
Moment hatte sie Schwierigkeiten richtig Luft zu holen. Doch dann
kamen ihr Anouks Worte weder in den Sinn: „Jeder macht sich einmal
Sorgen, sogar eine Hüterin- und dabei gehoren wir nach der Weihe zu
den machtigsten magischen Geschopfen dieser Welt! Es kommt darauf
an, sich von der Sorge nicht handlungsunfahig machen zu lassen.
Behalte die Kontrolle, stelle dir die nachsten kleinen Schritte vor, dann
kannst du beinah alles überwinden...“
Julie sammelte ihre Gedanken. Was waren die na
chsten Schritte?
Mathys wurde die Pferde
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