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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Gegenwart
nicht ohne Aufforderung sprach. Er nickte. Simon holte tief Luft.
    "Wann - wie ist die Entscheidung des Fu
̈rsten ausgefallen, wenn
mir die Frage gestattet ist?" Gleich nach der Frage senkte der
Verwalter den Kopf.
"Der Fürst hat mich angewiesen zu bleiben", sagte Daan.
    "Nun, da kann man nichts machen, ich werde auch alleine zurecht
kommen, schließlich..." Die letzten Worte des Satzes blieben in
der Luft hangen und Simons Kopf ruckte hoch. Zum ersten Mal
seit seiner Ankunft sah er Daan direkt in die Augen. "Er hat
gesagt, ihr sollt bleiben, Harath?"
    Es tat Daan gut, sein eigenes Unversta
ndnis für die Entscheidung
des Fürsten im Gesicht des loyalen Dieners widergespiegelt zu
sehen. Hier in Aßlar, und besonders in Telemnar, war man ja
schon beinahe ein Verrater wenn man etwas anderes dachte als
der Furst. "Ja." Er rausperte sich. "Weise sind die Entscheidungen
des Fürsten..."
    "...und unangreifbar", beendete Simon Fehr die rituelle Formel.
Doch er behielt den Blick dabei nicht gesenkt, wie es sich gehorte,
sondern schob den Stuhl zurück, sodass die Worte beinahe im
Scharren der Stuhlbeine untergingen. Daan hatte ihn dafur
auspeitschen lassen konnen, aber er verstand den Verwalter nur
zu gut. Wenn Telemnar abgeriegelt wurde, weil Tallyn gefallen
war, stand Simon -genau wie er- auf dieser Seite des Portals. Noch
lange nachdem Simon gegangen war, saß Daan an dem
wuchtigen Schreibtisch, die Stirn schwer in die Hande gestutzt,
und wünschte sich an Julies Seite.
Hooksmeer, Heimat der Aquilani
    Go tänzelte und stupste mit seinen Nüstern gegen Julies Arm. Sie
klopfte ihm auf den Hals, schnallte die letzte Tasche an Gos Sattel fest,
stellte die Stiefelspitze in den Bügel und schwang ihr Bein über seine
Kruppe. Wie lange war sie schon nicht mehr geritten?
    Erst im Sattel merkte Julie, wie sehr sie Go vermisst hatte. Als spüre der
Hengst was in ihr vorging, schenkte er ihr ein verhaltenes Wiehern, das
in ein befriedigtes Prusten überging.
Bis zum Vollmond waren es noch drei Tage, genug Zeit also, um zum
Hooksmeer zu gelangen und bei Nereide vorzusprechen.
    Es war nicht leicht gewesen Anouk zu überzeugen, aber als Julie
gedroht hatte, sich den Rest ihres Lebens in ihrer Kammer zu
verkriechen, hatte die Hüterin schließlich nachgegeben.
Natürlich wusste Julie wie unwahrscheinlich es war, dass Nereide sich
umstimmen ließ; diese Frau hatte kein Herz.
     
Sonst würde die Seeelfe verstehen wie viel ihr dieser Bund bedeutete,
sei er nun beabsichtigt gewesen oder nicht.
    Anouk hatte ihr Leo als Aufpasser mitgegeben. Nun stand sie mit dem
Gager vor dem Stall und wartete auf den Gesandten vom See. Er würde
sie begleiten und in die Unterwasserstadt bringen, wie auch immer man
sich das vorzustellen hatte.
    Der Gesandte saß auf dem schönsten Pferd, das Julie je gesehen
hatte. Von zartem Ocker, mit riesigen, von langen Wimpern zur
Gänze umkränzten Augen, nahm es eine ungleich anmutigere
Haltung ein als der Rest der Pferde, ja selbst als das Gagerpferd
von Leo. Es hielt den Kopf hoch erhoben, und ein zarter dunkler
Streifen lief von den Kinnbacken über den schlanken Hals und
den Bauch bis zur Kruppe, wo die Zeichnung sich im Schweif
verlor. Die Mähne war aufgestellt und glich mit ihren scharfen
Wellen Nereides Festfrisur. Das ganze Ross war wahrhaft
königlich.
    Leo führte sein Pferd neben Julie, bis zur Kruppe bepackt mit
Taschen, Beuteln und einem seltsamen Holzgestell. Er würdigte
das Ross des Gesandten keines Blickes.
    Je länger sie ihn kannte, um so weniger verstand Julie diesen
Gager. Musste er nicht zumindest genauso begeistert von dem
Pferd sein wie sie? Vielleicht war er wirklich aus der Art
geschlagen?
    "Leo, ist das nicht ein wunderbares Tier?" fragte sie.
Er zurrte das Gestell fester an den Rest des Gepäcks.
"Pah, Fischblut. Das ist doch kein Pferd."
Nach einem prüfenden Ruck an den Beinchen des Gestells schien
er zufrieden.
     
"Was ist das alles?" fragte Julie und zeigte auf den Gepäckberg.
    "Meine Mal- Ausrüstung. Anouk hat gesagt, es kann Tage dauern,
bis wir wiederkommen, da muss ich meine Sachen mithaben. Ich
kann doch nicht auf alles verzichten, nur weil wir in die Wildnis
müssen."
Er verzog das Gesicht und schüttelte energisch den Kopf.
    So ein verwöhnter Bengel. Hier ging es buchstäblich um alles,
Mathys Wiedergeburt, ihre Fähigkeit zu lieben, und der Gager
hatte nur seine Kritzeleien im Kopf.
"Warum reitest du überhaupt mit mir, wenn das so

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