Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
frisch, Wasser in Eimern- man hatte die
Pferde erwartet. Leo führte Blau in eine Box, schloss das Gatter
und brachte seine Malsachen in einer durchsichtigen Tasche
unter, die er von einem Regal am Rand holte. Julie tat es Leo nach
und führte Go in eine Box mit Zugang zur Koppel, band ihn aber
nicht an. Dann packte sie ihre Habseligkeiten ebenfalls n eine der
durchsichtigen Taschen und verschloss sie sorgsam.
"Mach´s gut, mein Großer, ich bin bald wieder da."
Sie kraulte Go hinter den Ohren. Ihr Hengst schnaubte und
stupste mit seinen Nüstern nach ihrer Hand. Julie gab ihm noch
eine Möhre, wartete geduldig bis er die Leckerei knirschend
zerkaut hatte, hielt ihm eine Handvoll Hafer hin und ließ ihn auch
die letzten Körner genüsslich von ihren Fingern schlecken, bis sie
sich dazu durchringen konnte, ihn dort allein zu lassen.
Am See führte der Gesandte das Aquilani- Pferd ins Wasser.
Kaum hatte das kühle Nass seine Nüstern benetzt, verlor sich die
Kontur des Tieres in den Nebelstreifen. Vorder- und Hinterhufe
schrumpften in einem Augenblick und machten einem gebogenen
Schwanz und kleinen Seitenflossen Platz. Einen Moment
schwebte ein riesiges Seepferd in der Luft, dann landete es mit
einem Klatschen im Wasser und verschwand. Kein Wunder, das
Leo das Tier nicht ernst genommen hatte. Nereide und ihre Leute
ritten tatsächlich auf Seepferdchen.
Der Gesandte sah Julie an und zum ersten Mal an diesem
Tag zog ein Lächeln über sein Gesicht.
"War nicht so leicht, sie an das Süßwasser zu gewöhnen. Wir
haben es auch mit Seenadeln versucht, aber die geben keine guten
Pferde ab. Zu gerade. Da rutscht man immer herunter."
Leo reichte ihr eine Glashaube, die aussah wie eine umgedrehte
gläserne Bowle-Schüssel.
„Dein Helm.“
Er selbst setzte sich ein zweites Glas auf den Kopf, also tat sie es
ihm nach. In diesem Moment war Julie froh, den Gager
dabeizuhaben, denn der wortkarge Abgesandte Nereides war
nicht gerade eine große Hilfe gewesen.
Der Gesandte war schon untergetaucht. Julie tat ein paar Schritte
in das kühle Nass. Bis zu den Knien war das Seewasser noch ganz
gut auszuhalten gewesen, aber die Art, wie es ihr langsam die
Oberschenkel hoch kroch, war unangenehm. Fast so, als sei das
Wasser lebendig. Nur der Teufel wusste, was da für Viecher drin
herum schwammen. Wenigstens hatte sie das Goldfisch- Glas auf
dem Kopf, dass sie hier als Helm bezeichneten, da konnte ihr
nichts in den Mund schwimmen. Das Wasser reichte bis zum
Bauch. Mann, war das kalt.
"Brrr."
"Einfach weiter!" nuschelte Leo. Das Goldfisch- Glas beschlug vor
seinem Mund.
Sein Fell feuchtes Fell rottete sich zu Streifen zusammen, die viel
helle Haut ungeschützt ließen- ihm war sicher auch kalt, aber er
schritt mit schlenkernden Armen gegen den Wasserwiderstand
an, als könne er es nicht erwarten unterzutauchen. Schon hatte er
Julie überholt, wich einem weiteren bemoosten Felsen zu seiner
Rechten aus und hielt direkt auf eine Gruppe von Felsblöcken zu,
die in diesem Teil des Sees so zahlreich im Wasser staken, wie
Rosinen in einem guten Kuchen. Jetzt kämpfte Leo sich weiter
nach rechts, auf eine Lücke zwischen zwei Felsen zu, schwamm
ein kleines Stück, stand wieder aufrecht, duckte sich unter einem
verklemmten Baumstamm hindurch- und war verschwunden.
Ganz alleine an der Oberfläche, eilte Julie es ihm nachzutun.
Links um den Felsen herum, nach rechts herüberschwimmen,
Tritt auf dem glitschigen Grund fassen, unter dem Stamm durch
ducken, eine Hand sichernd an einem Aststummel, und dann fiel sie ins Leere.
Der Sog zerrte an ihrem Helm. Julie hielt die Luft an,
umklammerte das Glas mit beiden Händen, damit es ihr nicht
vom Kopf rutschte. Tiefer und tiefer wurde sie gesogen, in das
unergründliche Smaragdgrün von Nereides Reich.
Sollte sie es wagen? Das Wasser schien an ihren Schultern halt zu
machen, ihr Hals fühlte sich trocken an- oder täuschte das? Wenn
sie doch nur danach tasten könnte. Sie schalt sich eine Närrin. Mit
ihren nassen Händen hätte sie schwerlich herausgefunden, ob ihr
Hals trocken war und das Goldfisch- Glas hielt. Sie musste atmen,
wenn ihr nicht die Lungen platzen sollten.
Julie zwang sich, nur wenig Luft zu holen, nicht gleich voll
einzuatmen. Es ging schwerer als an Land, die Luft schien aber in
Ordnung zu sein. Endlich. Dankbar atmete Julie, bis sich ihr
Herzschlag beruhigte.
Unter ihren Füssen breitete sich ein weicher Schimmer aus.
Weißer Sandboden, umgeben von leuchtenden
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