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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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zuckten auf ihrer Höhe wie zuschnappende Klappmesser,
streckten sich wieder und verschwanden.
"Was sind das für Fische?" fragte Julie und deutete auf die
Schatten.
    Der Gesandte wandte den Kopf und sagte:
"Keine Fische."
    Er hob einen Arm. Der nächste Schatten blieb wie vom Blitz
getroffen direkt neben ihnen stehen- oder nein, er schwebte. Eine
Seejungfrau, vom üppigen Busen bis zum Ansatz der
Schwanzflosse in ein knappes rotes Miederkleidchen passend zu
ihrer wallenden roten Haarpracht gewandet, verbeugte sich vor
dem Gesandten.
    "Wache?!"
"Es ist gut, schwimm weiter, ich wollte unserem Gast hier nur
etwas zeigen."
Fische. Scham brannte in Julies Wangen. Sie hatte sich zum
zweiten Mal heute blamiert.
     
*
    In der Stadt der Aquilani war es heller als im restlichen See, doch
das sanfte Blau des Wassers, das sie umgab, zauberte auch hier
einen unwirklichen Schimmer über jedes Gebäude. Die Straße
war nun gepflastert, und hüfthohe Säulen mit flackernden
Flammen säumten den Weg. Ab und an schwamm der Gesandte
pfeilschnell ein Stück voraus, kam wieder zum Stehen, wandte
sich um und wartete entnervt, bis sie zu ihm aufgeschlossen
hatten.
    Nach dem dritten oder vierten Mal zischte er:
"Könnt ihr nicht schwimmen?"
Leo fuhr ihm über den Mund:
    "Du musst eine herausragende Stellung an Nereides Hof
bekleiden, dass du den Sohn des Häuptlings der Gager so abfällig
behandelst."
    Der Gesandte wurde blass.
"Ihr seid…Röwe von der Weiden?"
"Schnellmerker. was hast du denn gedacht?" fragte Leo.
    "Nur- weil sie euch Leo gerufen hat und mir war nicht
angekündigt, dass mit der Erschleicherin noch jemand
mitkommt."
Leo warf Julie einen besorgten Blick zu.
    "Nun weißt du´s. Benimm dich anständig ihr gegenüber, sonst
kannst du deiner Fürstin erklären, wo die diplomatischen
Verwicklungen mit Gagrein auf einmal herkommen."
    Ohne ein Wort verbeugte sich der Gesandte und lief weiter. Den
ganzen Weg an den schlanken Säulen und hohen Hallen vorbei
verfiel er nicht ein einziges Mal ins Schwimmen. Offenbar hatte
Leos Strafpredigt Wirkung gezeigt.
Julie gab sich Mühe, nach außen hin ruhig zu scheinen, aber
innerlich krümmte sich alles in ihr.
    Erschleicherin. So nannten die Aquilani sie. Kein Wunder, dass
der Gesandte so unfreundlich zu ihr war. Julie wurde das Herz
schwer. Wenn Nereide so eine schlechte Meinung von ihr hatte,
würde sie kaum ihren Entschluss rückgängig machen.
    Oder doch? War es sogar ein gutes Zeichen, weil die Fürstin
inzwischen glaubte, dass Julie den Bund doch vorsätzlich
eingegangen war? Ihr dröhnte der Schädel. Das Atmen wurde
wieder schwerer. Der Wasserdruck war ungewohnt.
Sie wollte nach Hause, nach Tallyn. Noch besser, zu ihrem Vater.
    Der Gesandte wurde langsamer, blieb schließlich stehen und
wartete, bis Julie und Leo aufgeschlossen hatten. Erst dann bog er
in eine Seitengasse ein.
    Links und rechts ragten hölzerne Hauswände mit sanft
leuchtenden Einsätzen, ähnlich Fenstern in einem Fachwerkbau
auf, die ihre viereckigen Schatten auf den feinen Sand zeichneten.
Julie legte ihre Hand gegen eine der Scheiben und betrachtete das
kreisförmige Muster. Dieses Schimmern, das konnte nur Perlmutt
sein. Perlmutt? Was mussten das für riesenhafte Muscheln sein?
    Große rotgrüne Unterwasserfarne und orangegelb leuchtende
Blüten, ähnlich Seerosen, säumten die sauber mit Sand bestreuten
und geharkten flachen Treppenstufen. Strahlende Lichter hingen
an lianenartigen Gebilden über ihren Köpfen.
    Der Gesandte trat auf eine Tür am Ende des Ganges zu, die mit
ihren zwölf holzgefassten Perlmuttscheiben den gesamten Raum
zwischen Wänden, Decke und Boden der Seitenstraße einnahm.
Er griff einen Klopfer und ließ ihn gleich wieder los, ohne zu
Klopfen. Nur ein leises "Tock" war zu hören, als der Klopfer
wieder an seine Platz schwang, doch das hatte offensichtlich
gereicht: einer der Türflügel schwang auf und eine Elfe trat
heraus, Fanea auf dem Arm.
Der Gesandte stand stramm, grüsste und schwamm davon.
     
"Julie, hm? Da bist du ja wieder. Ganz schön hartnäckig darauf
versessen, dich ins Unglück zu stürzen."
    Fanea starrte Leo an, legte das Köpfchen schief.
"Röwe von der Weiden. Was führt euch denn hierher?"
"Durchlaucht." Leo verbeugte sich.
"Ich begleite sie", fuhr er fort und nickte in Julies Richtung.
"Das wird Mutter nicht gefallen."
Trotz ihrer Worte lachte Fanea. "Aber ich finde es witzig. Hier
passiert so selten etwas."
     
Julie fand, dass sie jetzt lange genug

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