Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Also tu´ mir einen
Gefallen und hör mit dem Gequatsche auf. Wenn sie dich töten,
muss der da"- sie nickte zu Leo-" auch dran glauben. Und ich
muss es dann seinem Vater so erklären, dass es keinen Krieg
gibt."
Sie klatschte in die Hände und lächelte, als sei nichts vorgefallen.
"So, und nun Helm wieder auf, ich zeige dir dein Zimmer."
*
Die erste Nacht unter dem gläsernen Fischhimmel hatte Julie noch
genossen, doch in der zweiten Nacht hatte sie sich unruhig hin
und her gewälzt. Nur noch ein einziger Tag, dann brach die
nächste Vollmondnacht an, die Nacht in der Nereide den Bund
lösen lassen wollte.
ulie lief in ihrem Zimmer, das zwar nur halb so groß war wie das
von Leo, aber immer noch beachtlich imposante Ausmaße zeigte,
auf und ab. Sollte sie noch einmal nachfragen? Das letzte Mal war
sicher keine Stunde her. Sie nahm eine rote Traube aus der Schale
auf dem Tisch, überlegte es sich anders, legte die Traube wieder
weg und trat auf die Schleuse zu.
Leo hatte ihr gezeigt, wie man es machte. Sie setzte den Helm auf,
rief "Hydreé" und wartete bis sich die Kammer ganz gefüllt hatte,
bevor sie die nächste Tür öffnete. Sie würde in die Bibliothek
gehen und weiter in den alten Büchern stöbern. Vielleicht fand sie
das etwas, das ihr nützte.
Aus tiefstem Herzen
Julie setzte den Helm ab, legte ihn auf die Bank in der Schleuse
und schüttelte die Haare aus, bis sie nicht mehr an ihrem Kopf
klebten. Gut, dass sie nicht so eitel war, für jemanden wie
Swantje, die so auf den perfekten Sitz ihrer Frisur bedacht war,
sicher ein absoluter Alptraum.
Julie setzte sich an einen der niedrigen blankpolierten Tische und
zog das Buch zu sich heran, welches sie gestern Abend dort
abgelegt hatte. Sie war gerade mit dem ersten Absatz fertig, als
eine Stimme sie hochfahren ließ.
"Na, was Interessantes gefunden?"
"Fanea!" Julie klappte das Buch zu und sank zurück auf den
bequemen Sessel. "Hast du mich erschreckt."
Die Tochter der Fürstin saß, von einem Kissen seitlich gestützt, in
einem der Sessel und hielt ein Buch in ihren pummeligen
Händchen.
"Hm. Was sagt das über dich, wenn du dich vor einem Säugling
so erschreckst?"
"Oh bitte", sagte Julie. "Wir wissen doch beide, dass du das nicht
bist."
"Was nicht bin?" fragte Fanea.
"Ein Säugling."
Fanea schaute Julie seltsam an.
"Da bist du wohl die Einzige, die das so sieht."
Eigentlich hatte Julie lesen wollen, andererseits war das Buch
gestern schon nicht sonderlich ergiebig gewesen; es war mehr als
fraglich, ob etwas Interessantes darin stand. Von Fanea hingegen
konnte sie vielleicht Informationen bekommen, die ihr halfen, sich
auf das Gespräch mit der Fürstin vorzubereiten.
"Wie meinst du das?" fragte sie deshalb.
Fanea lehnte den Kopf an die Rückenlehne und seufzte.
"Wenn die Fürstin dabei ist, behandeln mich alle mit Respekt.
Aber sobald sie nicht in der Nähe ist, sehen alle das Gleiche in
mir. Einen Säugling. Etwas Unfertiges, Kindliches. Versuch mal,
jemanden zusammenzuscheißen, wenn deine Stimme nach dutzidutzi klingt."
Julie unterdrückte ein Kichern. Die Vorstellung, dass Fanea
jemanden schalt, war tatsächlich eher belustigend als
furchterregend.
"Ich war sogar versprochen", fuhr Fanea fort. "Mutter hatte mit
dem Fürsten der dritten Ebene"
- Iyel-Aton?- warf Julie ein
"genau mit dem, ausgehandelt, dass ich seinen Enkel heiraten
werde um die Macht der Elfen- Völker wieder zu vereinen. Nur
ein Halbelf, zugegeben, aber nichts, was eine ordentliche
Reinigung nicht wieder in Ordnung bringen kann. Sie wollten
warten, bis mein Zukünftiger fünfundzwanzig ist und mich dann
reifen lassen. Und jetzt ist mir auch dieser Weg versperrt, weil
dieser Enkel eine dämliche Baumfrau geheiratet hat."
Ungläubig sah Julie die Fürstentochter an. Erst in diesem Moment
wurde ihr klar, dass Fanea von Daan sprach.
"Daan Lwynn?" flüsterte sie.
"Genau der." Fanea schnäuzte sich. "Ich kann´s ihm nicht
verdenken. Wer bitte verliebt sich in ein Kind?"
"Das tut mir leid."
Was für eine Tragödie. Hätte Daan Fanea geheiratet, wäre Mathys
vielleicht noch am Leben.
"Ist ja nicht so, dass es mir hier schlecht geht. Ich bekomme von
meiner Mutter jedes Jahr einen Freiwunsch. Damit kann ich mir
wünschen was ich will. Schätze. Spielkameraden. Ein eigenes
Schloss, egal. Aber das, was ich mir am Meisten wünsche, versagt
sie mir."
Julie ahnte was es war, aber sie fragte trotzdem.
"Was
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