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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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wie betäubt von dem
Streit mit Chris. Hätte sie es anders gemacht? Und wenn, hätte sie
damit leben können, wenn andere gestorben wären? Anouk?
Daan? Ria? Warum musste das alles so schwierig sein?
"Geht es dir gut?" fragte Anouk.
    Sollte sie ihr von dem Streit mit Chris erzählen? Es würde ihr gut
tun, darüber zu sprechen, aber mit Anouk? Die beiden waren so
etwas von dicke miteinander…
    Sie entschied sich dagegen.
"Ja, wieso?"
"Du siehst blass aus."
"Viel geübt, wenig frische Luft", sagte Julie.
"Wo wir gerade beim Thema sind- du kannst die Flammen also
inzwischen kontrollieren?"
     
Julie senkte den Kopf.
     
"Ja. Es gelingt nicht jedes Mal auf Anhieb, aber in etwa acht von
zehn Fällen bekomme ich es hin."
     
"Und ist es notwendig, die Bälle auf ahnungslose Verbündete zu
werfen, oder bekommst du es auch so hin?" fragte Anouk.
Julie linste vorsichtig zu der Hüterin hoch. Sie sah eindeutig eher
streng als amüsiert aus, hatte aber schon grimmiger geschaut.
"Tut mir leid. Swantje hat dermaßen genervt…"
     
"Mhh. So wie Chris, als du den Türrahmen neben ihm
zertrümmert hast."
     
"Ich…"
    "Julie, ich kann mir ja ungefähr vorstellen, was in dir vorgeht.
Aber das, was die Guten von den Bösen unterscheidet, ist, dass
sie eben nicht bereit sind Menschen oder andere Wesen wahllos
zu verletzen. Deshalb muss ich eine ehrliche Antwort von dir
haben: kriegst du das unter Kontrolle?"
Himmel, Anouk hatte Recht. Wie hatte sie sich so gehen lassen
können?
     
"Ich werde mich bei Swantje entschuldigen. Und bei" - sie
schluckte- "Chris."
    Falls Chris sie je wieder näher als auf Steinwurfweite heran ließ.
Anouk nickte, dann fuhr sie fort: "Ach, und Julie?"
"Ja?"
    "Herzlichen Glückwunsch. Es ist großartig, dass du solche
Fortschritte machst. Es war wohl doch die richtige Entscheidung,
dir die Reise ins Hooksmeer zu gestatten."
Julie verbeugte sich und lächelte dabei.
    "Gut" sagte Anouk. "Und nun geh zu Bett. Denn für die Reise zu
den Sicca solltest du ausgeruht sein. Ich komme übrigens nicht
mit. Ich habe Wache. Chris wird dich stattdessen begleiten; ich
habe es ihm gerade eben mitgeteilt."
Autsch.
     
Bei den Sicca
    In ihrer eigenen Kammer fand Julie auf dem Schreibtisch ein
zusammengerolltes Schriftstück mit einem Siegel vor. Von wem
mochte das sein?
    Sie brach das Siegel und rollte den Brief auseinander. Das
Wasserzeichen, ein Seepferd vor einem Korallenbogen, war
eindeutig, der Brief kam aus dem Hooksmeer. Fanea hatte ihr
geschrieben.
"Liebe Julie,
    geht es dir gut? Ich kann mir vorstellen, wie schwer diese Zeit für
dich ist. Bis du mich von diesem Fluch befreit hast, hat mein ganzes
Leben aus Warten bestanden, es hat mich ausgehöhlt und mit endloser
Wut erfüllt, denn meine Machtlosigkeit war nie deutlicher (ich habe
tatsächlich mehr als einmal erwägt, mich unkenntlich zu machen und
vor die Giftpfeile des Torbogens zu stürzen). Du hast dafür gesorgt, dass
dieses Warten bald ein Ende hat und ich wünschte, ich könnte irgend
etwas tun, um auch dein Leiden abzukürzen.
Da das nicht geht, schicke ich dir zumindest meine besten
Wünsche.
Du Küken bist zwar etliche Jahrzehnte jünger als ich, aber das
muss uns nicht daran hindern, Freundinnen zu sein, oder?"
    Julie kicherte. Ihre Stimmung war nicht halb so düster, wie
Fanea annahm. Gut, sie würde auf Mathys warten müssen, aber
wer wollte nicht schon einmal das Leben des geliebten Menschen
von Anfang an begleiten? Die ersten Gehversuche, den ersten Tag
mit dem Falken, den ersten Kuss- nein, das musste sie irgendwie
verhindern. Besser, er küsste nur sie, schließlich war es bei ihr
genauso.
Sie las weiter:
     
"Melde dich, wenn du etwas Neues hörst, und sei gewiss- wenn
du einmal Hilfe aus dem Reich der Fische brauchst, bin ich für dich da.
Fanea,
Rechtmäßige Erbin des Fürstenhauses der Aquilani"
    Ein beruhigendes Gefühl. Wenn der Vogt das nächste Mal angriff,
würde sie die Seepferdchen auf ihn hetzen. Doch Julies gute
Stimmung bröckelte.
    Der Gedanke an den Vogt bereitete ihr mehr Unbehagen als ihr
gut tat. Julie schüttelte die unheimlichen Gedanken ab und zog
sich aus. Sie brauchte diese Nachtruhe, morgen war ein wichtiger
Tag.
    Es war trotz des Kaminfeuers kalt an manchen Stellen im
Zimmer, so beeilte sie sich und schlüpfte bibbernd unter die dicke
Bettdecke. Den Brief von Fanea schob sie unter das Kopfkissen.
Mathys würde die Fürstentochter später auch noch kennenlernen,
und bestimmt würde Fanea ihm gefallen.
Julie

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