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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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ihre Trägerin an der Schulter. "Dreh dich."
"Durchlaucht? Ich weiß nicht…"
"Dreh´ dich", herrschte Fanea sie an. "Mir ist nach Tanzen
zumute."
     
Die Trägerin schwang Fanea im Kreis, bis diese es reicht rief.
    Mit den roten Wangen und den abstehenden Kinderlocken sah
Fanea herzallerliebst aus, aber Julie hütete sich, eine Bemerkung
dahingehend zu machen.
    "Glaub´ nicht, dass ich dich vergessen habe. Ich habe bei meiner
Mutter einen meiner Wünsche eingetauscht. Sie wird den Bund
nicht lösen."
    Nun war es Julie, die hopste und die Arme ausstreckte. Der Bund
wurde nicht gelöst. War es da ein Wunder, dass ihr nun ebenfalls
zum Tanzen zumute war?
    Die Fürstentochter ließ sich von ihr auf den Arm nehmen,
schickte die Trägerin fort und Julie begann, sich zu drehen.
Erst als beiden speiübel war, sanken sie gemeinsam in einen der
breiten Sessel und quatschten bis zum Essensgong über die
Zukunft.
    Der sanfte Schein der Fackeln, die Tag und Nacht brannten, fiel
auf Faneas helles Köpfchen, welches über eines der Bücher aus
dem verschlossenen Teil der Bibliothek gebeugt war. Diese
Bücher besaßen einen Schutzzauber, der es nur Elfen gestattete sie
zu lesen, was auch durchaus Sinn machte, wenn man bedachte,
wessen Erinnerungen unter dem blutroten Leinendeckel ruhten.
Julie wusste nicht mehr wie viele Seiten Fanea ihr nun schon
vorgelesen hatte; das Buch war gewaltig. Ihr surrte der Kopf, aber
sie versuchte tapfer jeden Satz aufzusaugen und ihn zu behalten.
Wer konnte schon wissen, was am Ende wichtig war?
    "Der Verbundene wird am ersten oder zweiten vollen Mond
zurückkehren. Er wird Wohnung nehmen in einer der Sicca. Der
Merlin wird die Sicca befragen, damit er das Gefäß der
unsterblichen Seele erkennt und damit dem Gefäß des
Verbundenen die rechte Behandlung zuteil wird. Insbesondere
gehören dazu die Kräuter, welche die Erinnerung erleichtern. Die
Erinnerung des Verbundenen wird gelöscht, aber die Coitio…"
    Julie unterbrach Fanea.
"Was ist das? Citio?"
"Coitio. Vereinigung heißt das."
"Oh." Julie rieb sich die Schläfen.
"Sollen wir eine Pause machen?" fragte Fanea.
"Nein, weiter."
    Ihre Zeit war begrenzt, heute nach dem Mittagsmahl musste sie
zurückreisen; Anouk hatte darauf bestanden. Und sie wollte
vorher noch so viel wie möglich über den Bund erfahren.
    "aber eine erfolgreiche Coitio wird die Löschung aufheben. Ist die
Coitio nicht erfolgreich, wird die Löschung nicht aufgehoben.
Nach erfolgreicher Löschung behält der Verbundene die
Erinnerung an seine zweite Kindheit, die seinen alten
Erinnerungen hinzugefügt wird. Die Erinnerung an die vierte
Ebene wird gelöscht…"
    Noch bevor Julie fragen konnte, was mit Erinnerung an die vierte
Ebene gemeint war, dröhnte der Gong zu ihrem letzten
Mittagsmahl unter Wasser. Sie erhob sich mit steifen Beinen und
reckte sich, dann sah sie Fanea fragend an und hielt ihr die Arme
entgegen. Die nickte. Julie nahm die Tochter der Fürstin auf den
Arm und trat auf die Schleuse zu.
"Das Buch ist noch ganz schön lang. Bist du sicher, dass sie es mir
nicht leiht?" fragte Julie.
    "Es kann nur von Elfen gelesen werden", antwortete Fanea.
"Vielleicht kommt Daan zu Besuch…"
"Julie, gib es auf. Das sind ihre Tagebücher. Würdest du deine
Aufzeichnungen einfach so aus der Hand geben?"
    Julie zuckte zusammen. Tatsächlich hatte sie vor einigen Tagen
angefangen Tagebuch zu schreiben; es schien ihr der einzige Weg
um alles was hier geschah zu begreifen. Erst wenn es geschrieben
stand war es real, so einfach war das. Und solange sie schrieb,
dass noch Hoffnung bestand, traf auch das zu. Aber ihr Tagebuch
aus der Hand geben? Damit jemand anderer es las? Sie schüttelte
sich. Fanea war viel zu dicht, um es nicht zu bemerken.
    "Siehst du, du würdest es niemanden lesen lassen. Einer der
wenigen Vorteile der Gefühllosigkeit meiner Mutter. Es ist ihr
egal. Aber aus der Hand geben wird sie die Aufzeichnungen
dennoch nicht, auch objektiv betrachtet haben sie einen Wert für
unser Volk."
    Das war wahr, Julie hatte in den wenigen Stunden mit Nereides
Erinnerungen mehr gelernt, als in den Tagen zuvor aus der
ganzen Bibliothek zusammen.
"Wenn du Fragen hast, kannst du mir ja eine Nachricht schicken.
Ich sehe dann für dich nach", sagte Fanea.
    Julie nickte erleichtert. Es war nicht der Sinn ihrer Reise gewesen,
aber sie hatte hier im Hooksmeer eine Freundin gefunden. Julie
setzte den Helm auf.
"Dehydreé", sagte Fanea. Sie sah Julie mit ihren blauen
Kinderaugen

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