Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
Vom Netzwerk:
Vollmond,
spätestens am zweiten Vollmond, wird es geschehen. Der Merlin
kommt, um zu begutachten ob die Wiedergeburt erfolgreich war.
Ist eine der Frauen schwanger, muss sie das Lager hier verlassen
und den Platz für eine Andere räumen. Zurückkehren kann sie
nicht, denn wer einmal entbunden hat, zählt nicht mehr als
kinderlos."
Der Mann nickte zustimmend. Die Hand seiner Frau hob sich
schüchtern.
    "Ja?"
"Wie macht er das?" fragte sie.
„Der Merlin?"
"Ja", sagte die Frau.
"Er legt euch die Hand auf den Bauch, ist Leben darin, kann er es
spüren", sagte Chris.
     
"Ist das gefährlich für das Kind?" rief ein anderer Mann in den
Raum.
    "Nein. Außerdem stellt er euch noch Fragen, zur Sicherheit."
"Was ist, wenn keine von uns schwanger wird?"
"Dann…" - Chris warf einen Seitenblick auf Julie- "waren die
beiden nicht füreinander bestimmt."
     
"Also wenn ein Kind kommt, dann sind sie ganz sicher
füreinander bestimmt?"
     
Die Stimme kam aus der hintersten Ecke, Julie hätte nicht einmal
sagen können ob von einem Mann oder einer Frau.
    "Ja." Chris Stimme klang genervt und Julie konnte es ihm nicht
verdenken; die vielen Fragen waren sicher anstrengend.
Andererseits fragten die Leute Dinge, die Julie auch gern gewusst
hätte und sie hatte so eine Ahnung, dass Chris heute ihr
gegenüber nicht gerade in Erzählstimmung war.
    Der Mann ganz vorn: "Warum zur Hölle sollen wir ein Kind
austragen, wenn schon fest steht, dass die dann füreinander
bestimmt sind?"
Ein Tumult setzte ein. Chris schlug mit der flachen Hand auf den
Tisch, immer wieder, bis Ruhe einkehrte.
     
Erst, als es mucksmäuschenstill war, sprach er weiter:
    "Eure Chance liegt darin, dass die beiden sich vielleicht nicht
erkennen. Ist die Vereinigung erfolglos, gehört der Junge zu eurer
Familie. Allerdings müsst ihr dem Kind Kräuter verabreichen, die
das Erkennen erleichtern. Das Kind ist jede Mittsommernacht
nach draußen zu bringen, damit es schnell groß wird. Als
Gegenleistung darf die Bundpartnerin das Kind bis zur ersten
Gegenüberstellung mit dreizehn Jahren nicht treffen."
"Was?"
     
Obgleich aus mehreren Kehlen entsprungen, klang der Ausruf
wie ein Wort, doch dann setzte heilloses Durcheinander ein.
"Die ganze Zeit nicht sehen?" fragte Julie entsetzt.
     
"Auch noch Kräuter geben, damit sie ihn uns wieder
     
wegnehmen?"
     
"Das mache ich auf keinen Fall", rief der Mann ganz vorn.
"Schluss jetzt!" brüllte Chris.
     
„Das sind die Regeln. Wer sie nicht akzeptieren kann oder will,
verlässt jetzt auf der Stelle den Raum."
     
"Aber…", hub Julie an.
    "Das gilt auch für dich", sagte Chris. "Wenn du es dir anders
überlegt hast, geh. Dann hat irgendjemand hier heute Glück
gehabt."
Ein Dutzend Augenpaare richteten sich auf Julie, gierig,
verzweifelt, ablehnend- hoffend, dass sie ging.
     
Julie schluckte, knetete ihre Finger, bis sie ganz weiß wurden.
Dreizehn Jahre? Wie sollte sie das aushalten?
     
"Ich bleibe.
     
Vollmond
     
Die ersten Tage war Julie wie betäubt. Sie vernachlässigte
ihre Übungen so sehr, dass Anouk sie schließlich rufen ließ.
    Dieses Mal saß die Hüterin am Fenster auf der kleinen
weißen Bank mit den schwarzen Samtpolstern, doch sie hielt kein
Buch in der Hand.
"Setz dich", sagte sie und wies auf das Gegenstück zu ihrer
Bank auf der anderen Seite der Fensternische.
    Julie tat, wie ihr geheißen. Wollte Anouk sie absetzen? Es
war ihr gleich. Wie sollte Mathys sie nach dreizehn Jahren noch
erkennen? Das war doch schlicht unmöglich. Nein, sie hatte sich
da auf etwas Dunkles, Böses eingelassen. Es gab gar keine Chance
Mathys zurückzugewinnen, sie hatte ihre Seele umsonst verkauft.
Und sie würde enden wie Nereide.
"Chris hat gesagt, es geht dir nicht gut?" Anouk schaute sie
fragend an.
     
"Wie würde es dir denn gehen, wenn man dich so
hereingelegt hätte?" blaffte Julie.
     
"Wenn man was?"
     
"Dich so an der Nase herumgeführt hätte. Versprechungen
nicht halten würde, dich ausgetrickst hätte?" fauchte Julie.
"Ja sag mal bist du von allen guten Geistern ver…"
Julie unterbrach sie, für Höflichkeit war es wohl ein
bisschen zu spät.
    "Keiner hat mir vorher gesagt, dass ich ihn dreizehn Jahre
nicht sehen würde, bestimmt habt ihr das gewusst, und ihr habt
bestimmt auch gewusst, dass die Chancen ihn
zurückzubekommen nahe Null sind. Eine von diesen
vertrockneten Jungfern bekommt ihn, und ich verliere…"
Anouk schlug mit der flachen Hand auf die hölzerne
Fensterbank neben sich, dass es

Weitere Kostenlose Bücher