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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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aus diesem Nest voller Irrer
verschwinden, aber so konnte sie Duve nicht gehen lassen.
Immerhin hatte die Frau ihr das Leben gerettet. Zu allem
Überfluss begann es auch noch zu schütten wie aus Eimern.
Bibbernd suchte sie ihre Schuhe, zerrte sie über die nassen
Füße und lief der Frau hinterher.
    Schwierig war es nur gewesen, die grobe Richtung zu
bestimmen, aber in der Stille der Nacht machte Julie nach einigem
Suchen und Horchen das Tappen schneller Schritte aus. Das
Kampftraining kam ihr zugute; ohne auch nur außer Atem zu
kommen, folgte sie der Frau in einem geräuschlosen Dauertrab
durch die breiten Strassen zwischen den Zwillingshäusern und
den schmaleren Gassen, die die Einzelhäuschen hinter der
Feuerschneise voneinander trennten. Doch zu ihrem Erstaunen
blieb Duve nicht an einem der Häuschen stehen und begehrte
Einlass. Sie verließ den Weg und rannte den Hügel hinauf, auf
dem Julie mit Leo dem kleinen Mädchen begegnet war.
    Duve hielt an einem Felsen zu ihrer Linken inne, drehte sich
nach allen Seiten um. Julie duckte sich hinter einen Baum. Es
dämmerte, die Morgensonne schickte ihre Strahlen durch das
Geäst des Baumes.
Als sie wieder hervorlugte, war Duve verschwunden.
    Julie schlich näher und suchte die Felswand ab. Irgendwo
hier musste es einen Durchlass geben- wohin sonst sollte die Frau
verschwunden sein? Da, ein Spalt. Mit einem riesenhaften Farn
bewachsen, war der Durchgang kaum zu sehen, wenn man nicht
gezielt danach suchte. Julie zwängte sich zwischen den beiden
Felsblöcken hindurch, an dem Farn vorbei- und stand in einer
Höhle. Wasser tropfte von der Decke. Sie hatte keine Zeit sich
umzusehen, ihre Füße rutschten auf dem vermoosten Grund weg
und Julie stürzte in die Tiefe.
    "Au." Sie rieb sich den schmerzenden Rücken; das waren
bestimmt mehrere Pferdelängen gewesen. Erst jetzt sah sie, dass
es am Rand, an der Wand, so etwas wie eine Stiege gab. Ihr Fuß
tat weh, ob er verstaucht war? Julie rieb sich den anschwellenden
Knöchel. Als sie wieder hoch schaute, raste etwas auf sie zu, warf
sie um und presste sie am Hals auf den nassen Höhlenboden.
"Alarm, Mutter, ein Eindringling!"
    Julie seufzte, versuchte nicht, den gegabelten Ast, mit dem
sie am Boden gehalten wurde, von sich wegzuschieben. Sie hätte
es wohl gekonnt, denn vor ihr stand ein Kind. Aber sie wollte die
Kleine nicht erschrecken. Also nuschelte sie nur:
"Hallo, Chiara."
     
"Lass sie los."
     
"Aber ich habe sie gefangen, sie gehört jetzt mir", sagte
Chiara.
     
"Lass sie los, Chiara."
    "Och mann." Maulend löste Chiara die Astgabel von Julies
Hals, blieb aber stichbereit in der Nähe. Mit funkelnden Augen
sah sie zu, wie Julie sich erhob.
    "Sie ist kein Zwilling", stellte Chiara fest.
Duve drehte ihre Tochter an den Schultern zu sich herum.
"Du sollst nicht mit Eindringlingen sprechen", sagte sie
tadelnd.
    "Hab´ ich nicht", antwortete Chiara. Die Astgabel auf den
Boden gestützt schaffte sie es die Arme um das Holz herum zu
verschränken.
"Lüg mich nicht an, Kind. Woher weißt du sonst, dass sie
kein Zwilling ist?"
     
"Ich… sie hat es mir gesagt, aber da war sie noch kein
Eindringling, wirklich…"
    "In deine Höhle", sagte Duve, "wir sprechen uns später."
"Das ist so ungerecht, immer werde ich…"
Mehr konnte Julie nicht verstehen, denn Chiara hatte den
Teil der Höhle, in dem sie sich befanden, verlassen.
    Duve seufzte, reichte Julie die Hand und half ihr hoch.
"Wo du nun schon einmal hier bist- komm."
    Julie folgte ihrer Retterin durch den nächsten Spalt in eine
weitere Höhle, doch vorher sah sie noch einmal nach oben zu
dem grünen Farn, durch den das Morgenlicht seinen
Strahlenkranz schickte. Sie prägte sich den Aufstieg über die
glitschigen Felsen, von denen noch immer das Wasser in kleinen
Rinnsalen herunterlief, ein. Wie sagte Anouk immer?
Man konnte nie wissen.
    Doch Duve schien sich beruhigt zu haben. Sie saß an einem
Feuer auf einer gefalteten Decke, eine weitere Decke umgehängt
und wärmte sich die Hände. Das weiße Hemdchen war schon
wieder undurchsichtig, also wohl auf dem besten Wege zu
trocknen.
    "Kann ich ans Feuer?" fragte Julie.
Duve nickte.
Eine Weile sagte keine der beiden etwas, Julie genoss nur
die Wärme der Flammen.
    Dann begann Duve zu erzählen, obgleich Julie sie nicht
darum gebeten hatte, und dieses Mal hütete sie sich, die Frau zu
unterbrechen.
    "Ich bin hier geboren, aber nicht als Zwilling. Die Fünf
waren enttäuscht, sie hatten sich viel von meiner

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