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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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diese Ängste verstehen.
"Hierher kommen eh nur Leute, die etwas ausgefressen
haben; wenn die auch noch wegbleiben…", sagte Duve.
"Aber merken sie nicht, dass ihr anders seid, wacher?"
fragte Julie.
    Duve lächelte.
"Gute Frage. Sieh dir meine Tochter an. Chiara, Fünf!"
    Die Kleine ließ den Kopf hängen und bekam den gleichen
stumpfen Gesichtsausdruck, den Julie auch schon bei der
Bundfeier an den anderen Kindern aus dem Winkel bemerkt
hatte. Beeindruckend. Sie konnte keinen Unterschied feststellen.
    Duve legte Kohlen nach und das Feuer flammte erneut auf.
Es war jetzt hell in der Höhle.
"Was hast du ausgefressen?" fragte Julie.
"Nichts", sagte Duve.
"Aber du hast gesagt, hierher…"
    "Ich bin hier geboren, wie gesagt. Meine Eltern haben etwas
ausgefressen. Sie waren dem Vogt behilflich, damals. Er wollte
ein Kind entführen und meine Mutter hat Urs, den Schmied
abgelenkt; er sollte zusammen mit Stu, dem Narren auf die
Kinder in der Mittsommernacht achtgeben. Um Stu hat sich mein
Vater gekümmert. Aber die Sache flog auf, der Rat ließ sie wählen
zwischen der ersten Ebene und Gedächtnisverlust und dem
Wächterswinkel. Und da mein Vater Zwillinge in seiner
Ahnenreihe hatte, genau wie meine Mutter, fiel ihnen die
Entscheidung nicht schwer."
    Die Geschichte hallte in Julies Kopf nach. Urs. Die Kinder.
Eine Entführung. Oh, ja, sie wusste, wie die Geschichte
weiterging. Ihre Mutter hatte sich damals geopfert, um das Kind
zurückzuholen. Duves Eltern waren mit schuld am Tod ihrer
Mutter.
    Julie sprang ohne ein Wort auf und rannte in den Vorraum.
Sie stürmte die steile Stiege an der Felswand hoch, rutschte ab,
fing sich wieder, erreichte den lichtgrün bewachsenen Spalt, der
trotz des fallenden Regens noch immer im Sonnenlicht strahlte.
Draußen erwartete sie ein weiter Blick über das offene Tal mit
einem riesigen Regenbogen, doch sie hatte keinen Blick für all
das. Weg, sie wollte nur hier weg.
*
    Im Stall war es dämmrig. Leo stand in einer Box in der Ecke;
als er Julie sah, schwang er seine langen Beine über den
Trennholm und stürmte auf sie zu.
"Julie, Zipsel sei Dank, da bist du ja!" rief er.
    Ehe Julie sich versah umarmte der Gager sie, schlang seine
dürren Arme so fest um ihren Brustkorb, dass sie kaum noch Luft
bekam.
"Lass mich los, du zerdrückst mich ja", japste sie.
"´T´schuldigung. Ich hab´ dich gesucht. Du bist ja ganz nass.
Wo warst du denn?" fragte Leo.
     
"Ich- oh, Leo…" Julie konnte nicht weiter sprechen; zitternd
schlang sie die Arme um den Oberkörper.
     
"Warte." Leo lief zu Blau, schnallte die Decke hinter dem
Sattel los und schwang sich abermals über den Trennholm.
"Hier." Behutsam legte er Julie die Decke um die Schultern
und zog die Enden vor ihrer Brust eng zusammen.
    Gleich breitete sich eine angenehme Wärme aus. Erst jetzt
merkte Julie, wie durstig sie war. Sie tappte mit der Decke um die
Schultern zu Go, der sie verschlafen ansah und kramte in ihren
Satteltaschen. Irgendwo hier musste doch die Ersatzflasche von
Myra sein.
    Gefunden. Julie trank in gierigen Zügen, achtete aber darauf
eine Reserve zu lassen. Wer wusste schon, wann sie hier
verschwinden konnten.
"Oh, Mann, ich bin auch ganz schön durstig", sagte Leo. Er
griff sich Blaus Eimer und steckte seinen Kopf hinein.
"Leo! Nein!" rief Julie.
     
Der Eimer polterte zu Boden; Leo wischte sich die Schnauze
ab.
     
"Hast du mich erschreckt. Keine Sorge, es ist Regenwasser,
ich habe Eimer ´rausgestellt."
    "Du weißt von der Sache mit dem Wasser?" fragte Julie.
Leo warf sich in die Brust und strahlte sie an.
"Hast du gedacht, das könnte mir entgehen?"
    Julies Gedanken wanderten zurück zum gestrigen
Nachmittag. Das Bild von Leo, wie er müde in dem Stuhl hing
und sich am Bauch kratzte, tauchte auf.
"Was war denn gestern?" fragte sie.
     
Leo besah sich seine Fingernägel, hauchte sie an und rieb sie
an seinem Fell bis sie glänzten.
     
"Ich gebe zu, ich habe es nicht sofort gemerkt. Du aber auch
nicht."
     
Der Gager lehnte sich an die Stallwand und verschränkte
die Arme.
    "Ich bin nachts in einem Bett aufgewacht, weit weg von
Blau- da war mir schon klar, dass irgendetwas nicht stimmen
konnte. Mein Schädel dröhnte und mein Fell stand mir am ganzen
Körper zu Berge", sagte er.
"Mein ganzer Körper war voller Gänsehaut, und ich dachte
mein Kopf platzt gleich", sagte Julie.
    Der Gager grunzte zustimmend.
"Außerdem war mir speiübel- du weißt dass Gager sich
nicht übergeben?- jedenfalls dachte ich, ich

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