Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
werde krank. Ich tat,
was jeder vernünftige Gager in so einer Situation tut: ich ging zu
meinem Pferd. Bei Blau war alles in Ordnung, ich rolle mich also
im Heu zusammen, da sehe ich, wie dein Hengst in der
Nachbarbox schwankt. Es ging ihm gar nicht gut."
"Go?"
Oh nein, das Wasser der Pferde, wie konnte sie das
vergessen?
"Reg dich nicht auf, es geht ihm wieder besser. Jedenfalls
sah er schlecht aus, matt und kraftlos. Sein Kopf hing herunter, als
sei er zu schwer, und das erinnerte mich an den Tag, als Blau vom
Trollkraut gefressen hatte. Eine richtige Vergiftung war das, ich
dachte damals ich verliere ihn. Mutter hat ihn dann geheilt."
"So, wie Duve mich", flüsterte Julie.
"Was sagst du?" fragte Leo.
"Nichts, erzähl weiter."
"Jedenfalls habe ich dann messerscharf geschlossen: da
stimmt etwas nicht. Blau ging es gut, Go nicht, obwohl beide im
gleichen Stall standen und das gleiche Futter fraßen. Der einzige
Unterschied war, dass ich bei Blau gestern das Wasser
ausgetauscht habe."
"Aber warum, schien dir das Wasser gestern schon
verdächtig? Wieso hast du selbst es dann noch getrunken?"
"Naja, es- es roch nach irgendwelchen Blumen. Blau ist so
sensibel. Und wenn er etwas nicht verträgt…" - Leo sah sich kurz
nach allen Seiten um und beugte sich dann zu Julie vor, flüsterte
ihr ins Ohr- "dann bekommt er Durchfall."
Julie konnte nicht anders, sie musste kichern.
"Lach ruhig, aber warte, bis du das mal siehst", maulte Leo,
"das ist echt eklig."
"Schon gut, ich glaube dir ja."
"Also habe ich Eimer rausgestellt, Regenwasser gesammelt
und Go´s Eimer neu befüllt. Und nach ein paar Stunden war er
schon wieder wohlauf. Myra hatte Recht, die machen hier
irgendetwas mit dem Wasser."
"Und nicht nur das, oh Leo, was sind das bloß für
Menschen?" fragte Julie.
Sie trat an Leo heran, stellte sich auf die Zehenspitzen und
zog seinen Kopf am Hals zu sich herunter, so dass sie ihm einen
Kuss auf die pelzige Wange geben konnte.
"Aber auf dich kann man sich verlassen. Danke, dass du
dich um Go gekümmert hast."
Der Gedanke an all die schrecklichen Dinge, die Duve ihr
erzählt hatte, trieb Julie die Tränen in die Augen. Sie wollte sich
Leo anvertrauen, ihm alles erzählen, die gleiche Bestürzung auf
seinem Gesicht sehen, die auch sie verspürt hatte. Schweren
Herzens entschied sie sich, es nicht zu tun.
Keiner konnte etwas an der Situation ändern, der einzige
Unterschied würde sein, dass auch Leo diese Last mit sich
herumschleppte. Aber eines musste sie loswerden.
„Du hast gefragt, warum ich so nass bin. Ich war in den
Fluss… gefallen. Eine Fremde hat mich aus dem Wasser gezogen.
Wir haben geredet, und du glaubst nicht, was sie mir erzählt hat:
ihre Eltern haben dem Vogt damals geholfen, ein Kind zu
entführen, genau das Kind, für das meine Mutter im Austausch
auf der ersten Ebene geblieben ist. Das Kind", ihre Stimme wurde
zu einem Flüstern, "dessen Rettung sie schließlich das Leben
gekostet hat."
Leo griff ihre Hand. "Armes Ding, das muss dich furchtbar
aufwühlen", sagte er mitfühlend.
"Nein, du verstehst nicht, ich habe endlich den Schuldigen
gegenüber gestanden, den Verrätern. Im Winkel leben nur
Menschen, deren Vergangenheit sie dazu zwingt; Menschen, die
ein Verbrechen begangen haben. Vielleicht sollte ich noch einmal
zu ihnen gehen, sie haben eine Höhle am Berg. dann kann ich
ihnen ins Gesicht schreien, was ihre Eltern angerichtet haben.
Sicher, die beiden sind tot, aber Duve lebt da, als sei nichts
geschehen." Julie schniefte.
Abrupt ließ der Gager ihre Hand wieder los.
"Glaubst du, das ändert etwas?" fragte er.
"Nein, aber…"
Leo ließ sie nicht ausreden.
"Was für einen Sinn hat es, die Frau zu beschuldigen?"
fragte Leo.
"Ich würde mich jedenfalls besser fühlen, ist das nichts?"
fragte Julie.
"Und die Frau, wie fühlt die sich?" bohrte der Gager.
"Ich weiß nicht, ist mir auch egal; sie hat es verdient, weißt
du überhaupt, wie sehr ich gelitten habe? Wie sehr mein Vater
gelitten hat?" rief Julie.
Leo packte Julie an den Schultern und beugte sich zu ihr
herunter. Sie drehte den Kopf weg.
"Julie. Julie, sieh mich an. Was wird denn das? Glaubst du
an eine Erbschuld? Das Verbrechen haben doch ihre Eltern
begangen. Was hat die Frau dir getan, sie persönlich meine ich?
War sie unfreundlich? Hat sie dich in Gefahr gebracht? Hat sie deinen Eltern geschadet?"
Julie senkte den Kopf. "Sie hat mich gerettet", flüsterte sie.
"Da würde ich mal
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