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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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drüber nachdenken", schnaubte Leo. Er
ließ ihre Schultern los.
    "Aber irgendjemand muss doch einmal die Verantwortung
für das übernehmen, was sie meiner Mutter angetan haben!" rief
Julie.
    "Meinst du nicht, sie ist gestraft genug? Sie hat selbst
niemandem etwas getan, und nun muss sie in einer Welt leben, in
der Pferde vergiftet werden. Pfui." Er spuckte auf den Boden.
"Lass uns unsere Mission hier erledigen und dann ganz schnell
verschwinden, in Ordnung?" Er legte ihr die Hand auf die
Schulter, zog sie zu sich heran.
    Julie lehnte sich an die schmale Brust des Gagers. Kein
Vergleich mit dem Gefühl der Sicherheit, dass sie bei Mathys in
solchen Momenten überkommen hatte, aber das Fell war schön
weich und warm und es roch nach Pferd.
"Oh Leo, warum ist die Welt nur so finster?
     
Der Gager drückte sie an sich und strich ihr wortlos über
das Haar.
    Nach einer kleinen Ewigkeit löste sie sich von ihm, wischte
sich die Tränen aus den Augen und putzte sich die Nase mit Gos
Hufpoliertuch.
"Du hast Recht, es war nicht Duves Schuld. Wir müssen
ihnen helfen, ihr und Chiara."
     
*
     
Julie hatte aus Chiaras Beispiel gelernt.
    Sobald ihr auf dem morgendlichen Hof, der inzwischen
wieder in strahlendem Sonnenschein dalag, zwei der Fünf
begegneten, Dander und Feara, setzte sie einen abwesenden Blick
auf und zog beim Gehen die Füße schlampig nach.
    Die beiden stritten sich.
"Palaron ist müde", keifte Feara.
"Das liegt bestimmt an der Wunde", antwortete Dander.
    "Unsinn, hältst du mich für blöd? Palon ist auch neben der
Kappe, beide zeigen die typischen Zeichen. Das ist gegen die
Abmachung", fauchte Feara.
    Julie ignorierte die beiden und lief mit schleppenden
Schritten zum Kampfrichtertisch. Gut, die waren noch beschäftigt.
Sie sah sich unauffällig um, nahm eines der Gläser, drehte sich
zur Seite und goss im Schutz ihres Oberschenkels aus ihrem
Schlauch so viel in das Glas, bis es fast überlief.
    "Pft, du bildest dir das nur ein. Ihr wart die ganze Zeit bei
ihnen, wann hätte ich das denn machen sollen? Du kannst nur
nicht verlieren, eifersüchtige Kuh."
    Dander wandte sich um und kam auf Julie zu; sie schaffte es
gerade noch ihre Wasserflasche wieder zu verkorken, da wurde
sie auch schon begrüßt. Sie trank einen Schluck aus dem Glas und
stellte es vor sich.
    "Hüterin." Dander verneigte sich knapp.
"Hm?" Julie mühte sich möglichst tumb zu wirken.
"Guten Morgen."
"Ah, ja. Morgen." Julie gähnte.
"Es geht weiter mit dem Speerwerfen, wenn es recht ist."
Julie antwortete gar nicht, lehnte sich nur zurück und
schloss die Augen.
     
Etwas klapperte; Julie hob die Lider einen Spalt.
Dander seufzte, nahm ihr Glas, kippte den Inhalt auf den
Boden und füllte aus einer gelben Flasche nach.
     
"Zuviel ist auch nicht gut", seufzte sie.
    Julie fiel Fearas hektische Reaktion wieder ein, als sie an der
Festtafel nach der gelben Flasche gegriffen hatte. Offensichtlich
waren nicht alle Flaschen vergiftet.
Sie wurde angestupst und öffnete die Augen.
     
"Es geht los, wo ist euer Freund?" fragte Feara. Alle fünf
Frauen standen vor ihrem Tisch und starrten sie an.
     
"Er" - Julie tat, als versuche sie sich zu erinnern - "er wurde
abberufen, ja, das war es."
     
"Einerlei, es geht los." Dander klatschte in die Hände.
    Zuerst warfen Ingon und Ingrian. Jeder musste auf fünfzig
Fuß mit einem Speer eine Scheibe drei Mal treffen; je nachdem,
wie dicht an der Mitte getroffen wurde, gab es Punkte. Julie
kannte dieses Spiel, sie hatte es oft mit Daan und Mathys gespielt.
Ingon traf drei Mal ins Schwarze, Ingrian zwei Mal und
einmal den zweiten der aufgemalten Kreise.
     
Als Julie Palon und Palaron ah, erschrak sie. Beide wirkten
abgestumpft und müde.
    Palaron warf zuerst, hielt sich die Seite beim Wurf. Er
verfehlte den innersten Ring nur knapp, obwohl er kraftlos und
ungeschickt warf. Die nächsten beiden Versuche liefen ähnlich.
Dann war Palon an der Reihe. Julie gab vor, zu dösen, schaute
aber aufmerksam zu. Auch er verfehlte den inneren Ring drei Mal
knapp; er war zwar nicht verletzt, aber offensichtlich der
schlechtere Speerwerfer.
Danders Gesicht tauchte vor Julie auf. Erneut wurde sie
angestupst.
    „Das war wohl eindeutig. Soll ich Ingon und Ingrian zu
Siegern erklären, damit ihr euch ausruhen könnt, oder braucht ihr
noch einen Wettkampf, um euch zu entscheiden?" fragte Dander.
Falsche Schlange, dachte Julie.
     
Unter dem Einfluss des Wassers wäre ihr sicher nichts lieber
gewesen als sich

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