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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Ofenbank zu setzen und ihr Gesicht in Aewores gestärkten Röcken zu verbergen. Als die Alte dann auch noch fragte: “Was ist denn los, mein Kind?“ war es um Julie geschehen. Mit zitternder Stimme erzählte sie ihr alles, angefangen von Mathys missglücktem Versuch über die Brücke zu kommen bis hin zu den geschlossenen Portalen und Anouks Bewusstlosigkeit. Doch Aewores Reaktion war nicht besonders mitfühlend, geschweige denn hilfreich.
    „Evakuieren, sagst du?“ Aewore trocknete sich die Hände an einem leinen en Küchentuch ab und sah Julie mit gefurchter Stirn an.
    „Das kannst du vergessen. Ich geh´ hier nicht weg.“
    „Aewore, du musst. Es ist auf der zweiten Ebene nicht mehr sicher. Das Lösen der Portale wird dazu führen, dass die ganze Ebene entzweireißt. Wer hierbleibt, stirbt!“ rief Julie.
    „Das ist mir gleich. Ich bin alt. Und wenn ich weg bin kümmerts keinen.“
    Julie brummte der Schädel; das ging ja gut los. Wenn sie mit jedem Einwohner der zweiten Ebene so lange diskutieren musste, war wieder Sommer, bevor alle draußen waren. Hatte Aewore nicht auch jemanden gehabt, einen Freund? Julie kramte in ihrer Erinnerung, musste sich dann aber eingestehen, dass sie sich seit Mathys wieder da war, kaum noch bei der alten Küchenfrau hatte sehen lassen. Die beiden konnten inzwischen getrennt sein oder Streit haben, es sah nicht so aus als hinge die Küchenfrau allzu sehr an ihrem Leben.
    Julie bemühte sich, ihrer Stimme einen sanften Klang zu geben, obwohl ihre Ungeduld das fast unmöglich machte.
    „Aewore, es kümmert mich. “
    Überzeugt sah die Küchenfrau nicht aus.
    „Aber nur, weil du dann niemanden mehr hast, der dir eine Extraration Essen zuschiebt, wenn du wieder zwischen den Mahlzeiten hungrig bist. Oder bi st du etwa nicht hier, um dir etwas zu essen zu holen?“ zickte Aewore.
    „Nein – doch – aber das ist es d och nicht nur!“ protestierte Julie empört.
    Ein seltsamer Ausdruck machte sich auf Aewores Gesicht breit.
„Weißt du, ich bin alt. Was glaubst du denn, was mich auf der ersten Ebene erwartet? Schon jetzt plagt mich mein Rücken und die Finger werden steif, aber hier geht das alles langsam voran. Auf der ersten Ebene hingegen...“
    Sie schauderte, sah auf ihre Fi nger, die an den Gelenken dick aufgetrieben waren.
    „Nenn´ mir einen Grund, warum ich es hier nicht kurz und schmerzlos zu Ende gehen lassen soll.“
    Julie war nah dran ihr zuzustimmen, als ihr doch noch etwas einfiel.
    „Weil es Daan das Herz brechen würde, dich so zu verlieren. Er trägt sein Herz nicht auf der Zunge, aber jeder sieht doch, dass du ihm das bist, was er mit seiner Mutter damals verloren hat. Willst du ihn so allein lassen?“
    Aewore senkte den Kopf und schüttelte ihn behutsam, als fürchtete sie , er könne abfallen.
    „Daran habe ich gar nicht gedacht“, flüsterte sie.
    Julie schwieg, und eine kleine Weile sagten beide nichts, wenn man davon absah, das Aewore Julie zwei gebratene Hühnerbeine hinschob und mit abwesendem Blick sagte: “Nimm.“
    Schließlich sah Aewore auf und Julie direkt ins Gesicht.
    „ Du sagst, wir müssen gehen, weil alle Portale geschlossen sind. Richtig?“
    „Richtig“, sagte Julie. Was sollte das jetzt?
    Aewore stand auf, stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. „Wie viele sind geschlossen?“ fragte sie.
    „Na eben alle“, antwortete Jul ie mit vollem Mund.
    „Dummchen. Wie viele? Sag mir eine Zahl.“
    Julie zählte an den Fingern ab: „Das Portal in Aßlar, das Portal bei der Feste Minuit, das Portal in Piu, das der Merlin immer benutzt, das Portal im Jagdwald und das Portal im Sommerwald, also fünf“, sagte sie.
    Aewore schlug mit der flachen Hand so fest auf den Tisch, dass Julies Teller hüpfte.
    „Hab ich´s mir doch gedacht. Das sind nicht alle, Liebes, das sind nicht alle. Weis mir nach, dass die anderen beiden Portale auch geschlossen sind, dann begleite ich dich auf die erste Ebene – auch wenn ich da mit Sicherheit graue Haare bekomme.“
    Julie musste Aewore mit offenem Mund angestarrt haben, denn die Alte sagte: „Mach den Mund zu, sonst fällt das Hühnchen wieder heraus. Wär doch schade drum.“
    „D as ist dein Ernst, oder? Zwei Portale? Du machst keine Scherze mit mir?“ fragte Julie.
    „Todernst ist das, Kind. Eines ist nah beim Dryadenfelsen, das andere ist das Nebelfeld. Es ist nicht nur der Ort des Rituals, es ist auch selbst ein Portal.“
    Vielleicht irrte Aewore sich? Julie war schon so oft an

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