Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
du?“, sagte Taylith. „Bamoth ist ein Kinderschlächter und er muss weg.“
Ingmath Gesichtsausdruck wurde ernst.
„Sicher“, sagte sie.
Taylith r ekelte sich zufrieden in dem warmen Wasser. Als sie heute Morgen hierhergekommen war, schien eine Lösung für ihr Problem mit Bamoth noch in weiter Ferne zu liegen. Doch inzwischen fühlte sich der Tag wirklich wie ein Geburtstag an.
Ingmath Züge verloren den ernsten Ausdruck. Sie kicherte.
„Du kannst es trotzdem ruhig zugeben. Du machst es auch, weil du Spaß am Jagen hast und ein frisches Revier brauchst.“
Taylith grinste.
„Du kennst mich gut, Cousine.“
22. Die Eisebene
Julies ganzer Kopf fühlte sich seltsam taub an, sie erinnerte sich nur noch verschwommen an die vergangenen Stunden. Sie wusste noch, dass zuerst ein Bote gekommen war; er hatte ihnen mitgeteilt, dass es wieder Beben gegeben hatte und ein Portal unbrauchbar sei. Danach hatte Anouk sich zurückgezogen, ihr war schwindlig und übel.
Nur wenige Minuten später war ein weiterer Bote eingetroffen; Ju lie erinnerte sich nicht mehr exakt an seine Worte, aber eines leuchtete vor ihrem inneren Auge und schmerzte wie ein frisches Brandmal:
Das letzte Portal war geschlossen.
Anouk war ihr keine große Hilfe gewesen, als Julie sie aufsuchte stellte sich heraus, dass die Hüterin bewusstlos geworden war – die Aufregungen des Tages waren zu viel für sie gewesen.
Das war die Situation. Julie musste alles alleine schaffen, und sie hatten keine Möglichkeit mehr, den Merlin zu erreichen. Und selbst wenn sie ihn hätten erreichen können, sie konnten die Steine nicht auf die dritte Ebene bringen, also nützte weder der Spruch noch das Ritual etwas. Es war zum verrückt werden, noch vor wenigen Stunden schien alles irgendwie machbar zu sein und dann passierte eine Katastrophe nach der anderen.
Nur gut, dass die Portale in Richtung erste Ebene noch benutzbar waren, es konnte nicht mehr lange dauern bis die Verankerungen der Portale nachgaben und die zweite Ebene einfach entzweigerissen wurde. Julie spürte Tränen heiß über ih re Wangen laufen. Sie wollte nicht weg, das hier war ihr Zuhause geworden. Und doch hatte sie keine Wahl, genauso wenig wie all die anderen: Sie konnte nicht darauf warten, ob Anouk wieder aufwachte. Sie musste die Bewohner der zweiten Ebene evakuieren lassen.
Julie trat an das bodentiefe Fenster der Bibliothek und sah hinaus. Es war noch mitten am Tag, doch draußen war es teilweise bedrohlich dunkel. Bleischwere Wolken wurden von zornigen Böen über das Land getrieben, und dass das hier drin so wenig zu hören war, als liefe ein Stummfilm, war einzig und allein der schweren Bauweise der Burg und den bunten Bleiglasfenster zu verdanken, die mit einem zusätzlichen Zauber gegen neugierige Ohren abgeschirmt waren. Ein losgerissener Ast wirbelte in Julies Blickfeld, knallte gegen das Fenster und drückte knirschend einen Riss hinein. Julie trat einen Schritt zurück, doch der Scherbenregen blieb ihr erspart, das Fenster hielt.
Es war höchste Zeit die Leute in Sicherheit zu bringen. Wen sollte sie z uerst informieren? Mathys, als erstes Mathys. Er konnte zum Portal gehen und die Menschen und anderen Wesen auf der anderen Seite in Empfang nehmen. Er war mutig und findig, er würde eventuellen Gaffern oder gar herbeigerufenen Polizisten in wenigen Minuten alles erklären können. Und er war auf der anderen Seite in Sicherheit. Eine leise Stimme in ihrem Inneren mahnte Julie, den vorgeschriebenen Ablauf einzuhalten. Immerhin ging es hier um Einiges, sie konnte nicht riskieren, dass noch jemandem unter ihrer Verantwortung etwas zustieß. Gut, sie würde also den gesamten Rat zusammenrufen und Mathys dann wegschicken. Sie warf einen Blick nach draußen: Gerade schien wieder die pralle Sonne und verschlang die Reste des Schnees, die der Regen übriggelassen hatte. Was für ein Wetter. Und wenn sie die Informationen aus der Bibliothek richtig deutete, dann war das erst der Anfang.
Sie seufzte. So viel war schiefgegangen. Aber einen Fehler würde sie nicht noch einmal machen: Mit leerem Magen in eine Besprechung des Rates gehen und sich da nn von Mathys retten lassen. Zuallererst würde sie zu Aewore in die Küche gehen und etwas essen, und dann würde sie die Bewohner der zweiten Ebene retten.
Sie hatte stark sein wollen, doch der würzige Duft in der Küche und Aewores gutmütiges Gesicht weckten in Julie den Wunsch, sich einfach auf den kleinen blauen Schemel nahe der
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