Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
verschont. Und mich dann angeschrien, ich solle endlich meinen Neffen retten. Dann ist er verschwunden.“
„Er hat den Pferden nichts angetan, obwohl er konnte?“ fragte Gatter.
„Das ist richtig. Und mir auch nicht.“
„Wollt ihr beide uns weiß machen, dass nach all den Jahren Wölfe inzwischen zu niedlichen Schnitzfiguren verkommen sind, die Pferde und Gager mögen und Möhrchen knabbern?“ fragte Süßwasser erbost.
Hafer legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Aber nein. Wölfe sind böse, das weiß doch jedes Kind. Nur dieser Eine, Röwes Freund, ist anders. Und wir können viel von ihm lernen, um unsere Pferde zu schützen, denn obwohl er nicht mehr bei ihnen lebt, seit er verstoßen wurde, ist er doch bei ihnen aufgewachsen und kennt ihre Taktik wie keiner von uns. Es wäre ein unschätzbarer Vorteil zum Schutz der Pferde, wenn wir ihn auf unserer Seite hätten.“
Gatter sah noch nicht überzeugt aus. „Und er hat in all den Jahren“ – er zog das Wort wie ein Led er beim Gerben – „wirklich nicht einmal getötet? Was isst er denn?“
„Was wir auch essen “, warf Leo ein. „Gemüse, Obst, manchmal Käse, da ist irgendetwas drin was er braucht.“
Das von den kleinen Kaninchen ab und an, die Sarba vor die Höhle hängte, erzählte er hier lieber nicht; man konnte es auch übertreiben. Selbst er fand es heute noch eklig, wenn Ronan Fleisch aß.
Hafer warf sich in die Brust.
„Ich bürge beim Ansehen meiner toten Schwester für Ronan. Er tut keiner Fliege etwas zuleide.“
Leo warf ein: „U nd wenn ihr ihn akzeptiert, dann stimme ich auch zu, Häuptling zu werden.“
„Wenn wir dich noch wollen“, murmelte einer der Aufseher. Leo hatte die Worte genau gehört, aber sie waren zu leise gewesen , um herauszufinden, wer sie gesagt hatte.
Gatter wandte s ich an Leo.
„Röwe, besser du gehst ein bisschen vor die Tür. Wir beraten uns und sagen dir dann Bescheid.“
Leo zuckte mit den Schultern. Hafer würde sicher ein gutes Wort für ihn einlegen.
„Und du gehst besser auch, Hafer. Das hier geht nur die Aufseher aus Gagrein etwas an.“
Einen Lidschlag später fand Leo sich draußen wieder, hinausgeworfen aus seinem eigenen Elternhaus.
Hafer legte ihm die Hand auf die Schulter wie Süßwasser vorhin.
„Hätte schlimmer kommen können, Junge. Ich dachte, sie erledigen dich gleich da drin.“
21. Verrat
„Taylith? Taylith! Du hörst mir überhaupt nicht zu!“ Taylith Cousine schob das schäumende Badewasser mit der Hand in Taylith Richtung, sodass eine Welle entstand, die ihr bis ans Kinn schwappte.
„Entschuldige Ingmath, ich war in Gedanken“, sagte sie.
Ingmath verzog das Gesicht. „Denkst du schon wieder über die Sache mit deinem Ancent nach?“
Taylith seufzte. Schon wieder traf es nicht ganz. Seit dem Vorfall mit dem kleinen Jungen auf dem Schlachtfeld dachte sie an nichts anderes mehr.
„Ja. Er nervt mich zu Tode.“ Sie schnappte sich die Bürste vom Rand der riesigen Wanne, in der problemlos vier Elfen Platz fanden, und begann, sich die Arme abzuschrubben; nicht, dass sie wirklich schmutzig gewesen wäre, aber seit diesem Vorfal l fühlte sie sich so, ein Gefühl, das in den wachen Stunden niemals nachließ. Und dank der ärgerlich schmalen Bettstatt, die sie mit Bamoth teilte, waren es verdammt viele wache Stunden, besonders, wenn man versuchte dem anderen Elf im Bett so weit wie möglich fernzubleiben, weil man seine Nähe nicht mehr ertragen konnte.
Ingmath seufzte ebenfalls. „Das mit dem Kind war nicht richtig.“
„Nein, dass war es nicht“, antwortete Taylith.
Ingmath fuhr sich mit dem Schwamm sanft über das angehobene Bein und wackelte in der Luft mit den schlanken Zehen. „Aber er ist unglaublich mächtig, ich hätte nicht gedacht, dass jemand aus unserer Familie so dicht herankommt an den zukünftigen Herrscher. Dein Opfer ist nicht umsonst.“
Taylith antwortete nicht; das gleiche Argumen t kaute sie sich im Stillen jedes Mal selbst vor, wenn sie meinte, seine Berührungen nicht mehr ertragen zu können, und das geschah häufig.
„Ich wäre froh, wenn ich an deiner Stelle wäre. Fenin, mein Ancent, frisst mir aus der Hand und tut alles, was ich ihm sage, aber da er kaum Macht hat, kann ich nichts bewegen. Viele sind mächtiger als er. Nun mach nicht so ein Gesicht an deinem Geburtstag.“ Sie nahm eine Schaumflocke auf die Hand und pustete sie in Taylith Richtung. Die Flocke segelt bis zu Taylith aufgestelltem Knie und blieb dort
Weitere Kostenlose Bücher