Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
ihren Plan.
Taylith begann, den Dunkelelfen einzuweihen. Anfangs war sein Gesicht noch voller Schatten, aber je länger Taylith redete, desto mehr hellten sich seine Züge auf. Am Ende nickte er nur, sah sich noch einmal unauffällig um und sagte: „Was soll ich tun?“
24. Der Schlüssel
Myra und Dendra standen abwartend vor den beiden Bäumen, die mit ihren verdrehten Stämmen und Ästen eine Art Durchgang bildeten. Unten am Boden war nur ein schmaler Grat frei von den dicken Wurzeln, bewachsen mit winzigen gelben, roten und blauen Blumen. Zwischen den Bäumen herrschte ein seltsames Zwielicht, das Julie noch nie aufgefallen war, obwohl sie schon oft an dieser Stelle in unmittelbarer Nähe des Dryadenfelsens gestanden hatte.
Fröstelnd zog sie die samtene Kapuze ihres warmen grünen Umhanges tiefer ins Gesicht und trat auf die bei den zu.
Doch es wa r nicht nur die Kälte, die sie beben ließ. Die Vorstellung, alleine in der dritten Ebene aus dem Kreis zu treten, der Gedanke an die unweigerliche Übelkeit und die Frage, was sie dort vorfinden würde, nachdem das Land nun schon eine Weile im Krieg war – jeder dieser Punkte hätte für sich genommen ausgereicht um sie zu beunruhigen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, Daan gehen zu lassen, aber er war nach der Sache mit Nebe immer noch völlig am Boden zerstört. Nein, sie musste diesen Auftrag selbst ausführen.
Es dämmerte schon, doch sie hatten beschlossen , keine Zeit mehr zu verlieren; welche Tageszeit auf der anderen Seite gerade war, war sowieso schwer festzustellen.
Es ist ganz leicht, redete sie sich selbst gut zu. Ich muss nur aus dem Kreis treten, das Haus des Merlins finden, ihn zum Portal begleiten und mit ihm wieder hindurch treten. Alles ganz einfach.
„Julie, bist du bereit?“ fragte Dendra.
Julie nickte und Myra streckte die Hand nach ihr aus. Dendra tat es ihr nach. Julie ergriff die beiden Hände und sie bildeten einen Kreis, einen Kreis aus drei Dryaden. Julie hoffte zumindest, dass der Zauber sie als vollwertige Dryade anerkennen würde. Sie ließ Dendras Hand noch einmal los.
„Warum ist mir kalt?“ fragte sie Rias Mutter. „Echte Dryaden frieren nicht, ihr friert nicht, obgleich ihr nur dünne Kleidchen tragt, aber mir ist kalt, trotz des Umhanges.“
„Nur Mut. Der Zauber wird dich anerkennen. Das mit der Kälte ist so eine Sache. Ich bin sicher, wenn du in deinem Kopf suchst, würdest auch du eine Möglichkeit finden, sie auszublenden, so wie wir. Selbst als Vierteldryade wird deine Temperatur nicht unter 36 Grad absinken, solange auch nur ein Baum in der Nähe ist.“
Sie nahm Julies Hand erneut in die ihre und hielt sie fest und sicher .
„Bereit?“ fragt e Myra. Dendra nickte, Julie sagte nichts, aber Myra begann trotzdem mit einem eigentümlichen Singsang, der am ehesten an ein Kinderlied erinnerte. Die Winterschlüsselblume, ein klein wenig angewelkt, aber nicht verblasst und mit allen Blütenblättern, stieg aus dem Kästchen am Boden hoch in die Luft und schwebte auf den kleinen Absatz am Stein.
Dendra ließ Julies Hand los, griff einen hölzernen Stab und klopfte damit gegen den Fels. Sie nickte Julie zu.
Julie holte tief Luft und rief:
„Dr ei Dryaden rufen dich, komm und tue deine Pflicht.“
Ein Schillern, fast schon ein Blenden, tat sich vor dem Felsen zwischen den beiden Bäumen auf. Auf der anderen Seite war ein beleuchtetes Fleckchen zu sehen, wie Julie überrascht feststellte. An den übrigen Portalen war es ihr nie gelungen, etwas in der anderen Ebene zu erkennen, bevor sie durch das Tor hindurchgetreten war.
„Es ist anders als die anderen“, flüsterte sie.
„Das ist es“, sagte Dendra. „Es ist eben ein Dryadentor. Das da muss schon das H aus des Merlins sein. Geh´, ruf den Merlin. Wir bleiben hier und bewachen das Portal.“
Julie nickte, holte tief Luft und trat durch das Tor.
Auf der anderen Seite war es sogar noch dunkler als an der Dryadenquelle. Julie zögerte, über de n Rand des Kreises hinauszutreten, der auch dieses Portal umgab, doch nur für einen Augenblick. Dann seufzte sie, wappnete sich innerlich gegen die zu erwartende Übelkeit und trat aus dem Kreis.
Doch d ie Lichtblitze und die Übelkeit blieben aus.
Überrascht atmete Julie tief durch, tat noch einen Schritt. War sie nicht weit genug aus dem Kreis herausgegangen? Behutsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, immer in der Erwartung der Nebenwirkungen des Übertrittes, bis sie schließlich so weit vom
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