Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
verschwunden.
Erst jetzt entdeckte Julie Tari, die in einer Ecke im Sessel saß und blass wie das kleine Gespenst aus einem von Julies früheren Kinderbüchern war. Jetzt begann Tari auch noch zu weinen!
Julie stürzte zum Sessel und hockte sich davor auf die Knie, nahm Taris kalte Hand in die ihre.
„Was ist denn los , Tari?“ fragte sie.
Tari senkte den Blick. „Ich will nicht darüber reden.“
„Aber vielleicht kann ich dir helfen“, sagte Julie.
„Niemand kann mir helfen.“ Sie stand auf - Himmel, wann war sie so dünn geworden ? – und sah ihren Vater an.
„Das ist das letzte Mal. Es ist nicht richtig.“
„Von mir aus musst du es gar nicht tun!“ sagte Daan. „Es kann nicht sein, dass alles an einem kleinen Kind hängen bleibt.“
Tari schnaubte nur und lief in ihr Zimmer, warf die Tür m it einem Knall hinter sich zu.
Der Merlin nahm Daan am Arm. „Ich weiß, was ihr getan habt, und bin auch dagegen, aber diese Nacht ist unsere letzte Chance. Und ich glaube, dass Chris Recht hat. Das, was Tari da leistet , übersteigt meine Fähigkeiten und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, auch Julies.“
„Kann mir einmal jemand sagen, worum es hier überhaupt geht?“ fragte Julie.
„Anouk ist krank.“
„Das weiß ich“, antwortete Julie.
„Nein, weißt du nicht. Sie ist so schwer krank, dass sie schon zweimal fast gestorben wäre. Wir vermuten es ist ein Hirntumor und die Alphanen haben gesagt, sie stirbt auf jeden Fall. Aber Chris kommt immer wieder her und verlangt von Tari, dass sie Anouk wieder auf die Beine bringt“, sagte Daan.
Julie keuchte auf. Die Puzzleteile der letzten Wochen fügten sich zu einem Ganzen. Anouks Sprunghaftigkeit, das seltsame Grauen, das Julie beim Lesen von Anouks Gedanken befallen hatte, ihre Launen – jeder wusste doch, dass ein Hirntumor auch die Persönlichkeit veränderte. Und dann Taris Schwäche. Im nachhinein betrachtet war es ihr immer dann schlecht gegangen, wenn es Anouk auf wundersame Weise wieder besser gegangen war.
„Das muss ein Ende haben. Habt ihr Tari mal angesehen? Sie ist ja völlig erschöpft. Gut, wir brauchen Anouk, ich werd e sie vorübergehend heilen, immerhin habe ich inzwischen die Macht aller Hüterinnen, das wird so schwer nicht sein.“
Der Merlin rieb sich müde die Stirn.
„Julie, ich verstehe das ja, ich will auch nicht, dass Tari so erschöpft ist, aber glaub mir, in ihr steckt mehr als du ahnst. Und wenn ich mich nicht irre, was Taris Bestimmung angeht, sind alle deine Kräfte zusammengenommen nicht das, was sie zu leisten imstande ist.“
Julie hatte den Mund schon geöffnet um zu widersprechen, doch der Merlin brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er ließ sich auf die Kante des Sofas sinken. „Es gibt noch einen Grund, warum ich will, dass wir unsere Kräfte schonen. Ich fürchte sobald das Ritual vollzogen ist, werden Bamoth Truppen durch das Tor brechen und uns angreifen. Dann will ich Tari aus der Schusslinie schicken, sie ist bei allem doch nur ein Kind mit wenig Körperkraft, und du und ich, wir müssen frisch und ausgeruht sein.“
Julie war noch immer nicht überzeugt, aber ausgerechnet Daan stellte sich auf die Seite des Merlins.
„Er hat Recht, wir müssen es so machen. Ab er das ist das allerletzte Mal und wenn danach die Welt untergeht.“
Der Merlin lachte, doch nicht fröhlich wie sonst, sondern mit ungekannter Bitterkeit.
„Oh, das wird sie, mein Junge. Wenn das hier schief geht, geht die Welt, wie wir sie kennen, ganz sicher unter.“
25. Das Ritual
Der Hof hallte wieder vom Schnauben der Pferde. Anouk sah grau aus im Gesicht, hielt sich aber einigermaßen gerade auf dem Pferd. Alle Ratsmitglieder waren gekommen , sogar Mathys, obgleich sie alle wussten, dass er für dieses Ritual nicht nützlich sein würde. Doch der Merlin hatte ihn gebeten, mit einem Ersatzpferd für ihn mit zu reiten. Falls er mit der Stute aus dem Bestand des Gagers auf dem Ritt zum Nebelfeld nicht gut zu recht kam, wollte er für das Ritual auf Kjell umsatteln.
Julie verhielt Go direkt neben Daan, d er auf seiner neuen Stute Rahel immer noch unglücklich aussah.
„Nebe fehlt dir, oder?“ fragte sie leise.
Er nickte, sagte aber nichts. Die Pferde traten unruhig auf der Stelle, doch obgleich sie vollzählig waren, gab Anouk noch immer nicht das Zeichen zum Aufbruch.
„Auf was warten wir?“ fragte Julie.
„Auf mich“, sagte eine Stimme neben ihr. Julie fuhr herum.
„Tari, du solltest dich
Weitere Kostenlose Bücher