Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
auf die schmalen Finger. Der Glanz des tückischen Schnees mischte sich mit Nebes Blut. Die Zähne so fest zusammengebissen, wie sie konnte, goss Julie ihr letztes Wasser in kleinen Rinnsalen über die Hände ihres Gefährten. Daan rieb und rieb, bis von Nebes Blut und dem Schneeglanz nichts mehr zu sehen war.
23. Überläufer
Taylith streifte durch das Lager, ihr Magen knurrte. Die fahrenden Händler hatten schon wieder ihre Standorte gewechselt, wahrscheinlich um Beschwerden zu entgehen, wenn ein Kunde mit dem Essen nicht zufrieden war, was bei dem Dreck, der hier teilweise verkauft wurde, nicht selten vorkam. Warum war es so verdammt schwer, in diesem Lichtelfennest etwas ohne Vanille zu essen zubekommen? Sie konnte nur hoffen, dass ihr neuer Ancent – und als solchen sah sie Daan jetzt schon, schließlich hatte sie sich für ihn entschieden, da konnte er dankbar sein - nicht auch so versessen auf das Zeug war wie Bamoth. Taylith spuckte aus. Noch immer rief allein der Name bei ihr ungute Gefühle hervor, und das würde sich sicher nicht ändern, so lange sie Bamoth weiter Gefolgschaft vorgaukeln musste. Am liebsten hätte sie einfach so in den Sack gehauen und wäre verschwunden, aber sie musste sich nicht nur zu Daan durchschlagen und ihn für sich gewinnen, sondern auch so viele Informationen zusammentragen wie möglich, um Daan sicher auf den Thron zu bringen.
Geeignet zum Herrschen so llte Miriéls Sohn sein, wenn Ingmath Quellen zuverlässig waren, aber durch seine Arbeit als Botschafter in Aßlar und Tallyn war er einfach zu weit von Telemnar fort, um hier ordentlich mitzumischen. Eine Sache mehr, die sie ändern musste, wenn sie bei Bamoth den Absprung gewagt hatte, sonst würde aus der Herrschaft Daans nichts werden. Und Taylith war niemand, der sich mit Verlierern abgab.
Endlich fand sie einen Stand, der gebratenes Geflügel feilbot und nicht allzu unappetitlich aussah.
Hufgeklapper erklang. Den knusprigen Hühnerschlegel in der Hand, sah Taylith sich um.
Ein Tross kleine r zerlumpter Gestalten mit gebundenen Händen und dreckverschmierten Gesichtern, in die Tränenströme helle Bahnen gewaschen hatten, wurde von vier Berittenen auf den Burgplatz getrieben, Bamoth war einer der Berittenen. Mit einer langen Peitsche trieb er die Kinder, die kaum noch gehen konnten, immer wieder an, bis sie zitternd in der Mitte des Platzes standen.
Taylith verzog das Gesicht. Das war also die wichtige Mission , die ihn leider hinderte sich mit ihr zu vergnügen und die ihr unerwartet ein paar freie Stunden verschafft hatte. Sie stellte sich hinter einen breiten Pfeiler, wenn er sie nicht sah, konnte er sie auch nicht zu sich rufen.
Taylith lugte hinter dem Pfosten hervor. Die Kinder wirkten abgemagert und verzweifelt, so wie alle Kinder auf der dritten Ebene seit Bamoth an der Macht war und das Volk hungerte, während seine Männer raubten und plünderten und immer höhere Steuern eintrieben.
Die meisten von ihnen waren Lichtelfen, aber es waren auch zwei Dunkelelfenkinder darunter, deutlich erkennbar an den dunklen Augen und Haaren. Taylith sah nur Kinder, keine Erwachsenen, und keines war älter als zwölf, schätzte sie.
Deargh, Bamoth engster Vertrauter, kam auf den Platz.
„Deargh, hier rüber!“ rief Bamoth.
Bamoth Berater tat wie ihm geheißen, wie imme r. Auch er hatte Opfer bringen müssen, um sich als Dunkelelf einen Platz an der Seite des Mächtigsten zu sichern, dachte Taylith, wenn er sie auch nicht im Bett brachte.
Aber wer den Stolz der Dunkelelfen und ihre Freiheitsliebe kannte, wusste, dass auch Deargh schon oft genug mit dem Gedanken gespielt haben musste, Bamoth die Kehle durchzuschneiden, und sei es auch nur, um sein unerträgliches Geprahle nicht mehr mit anhören zu müssen. Taylith schüttelte sich.
Bamoth zog die Reithandschuhe aus, stieg aber nicht vom Pferd. „Du übernimmst hier. Ihre Eltern spuren nicht. Jammern irgendetwas von ´sie hätten nichts und könnten nichts beschaffen`. Wir werden ja sehen, wie lange sie das durchhalten. Was erwarten die, dass ich selbst Männer aufs Feld schicke?“
Dear gh trat noch einen Schritt dichter an Bamoth auf dem Pferd heran.
„Du willst sie hierbehalten bis ihre Eltern die Felder bestellt und genügend geerntet haben, um ihre Steuern zu bezahlen?“ fragte er.
„Himmel, nein.“ Bamoth lachte. „Du kommst auf Ideen. Sie haben sicher alle noch Vorräte irgendwo versteckt, und bei meinen Soldaten wird das Mehl knapp. So geht das
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