Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
Einsperren vielleicht, bis man sicher war, woran man ist, aber töten? Julie rieb sich die Schläfen; sie bekam höllisches Kopfweh.
„Sie denken, dass Einsperren nicht reicht, weil niemand hier ihre Kräfte genau einschätzen kann“, fügte Daan hinzu. „Wenn du es ihr meldest - oder sie jemand mit dem Reif sieht - werden sie Tari abholen.“
Julie schluck te. Tari konnte eine Gefahr werden, das war nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie selbst hatte miterlebt, dass Tari sogar im Schlaf so viel Kontrolle hatte, dass sie schweben konnte. Es war zum verrückt werden. Sie musste schon wieder zwischen dem Wohl einer Einzelnen und dem der Gemeinschaft abwägen.
„Wo bleibt das Kind nur?“ fragte Ria. Sie ging zur Tür und sah hinunter.
„Tari?“
„Ich komme.“
In Windeseile tauchte ihr kleines Gesicht am Eingang auf.
„Mama, ist es in Ordnung, wenn der Merlin mit uns isst? Er hat das schönste Pferd, dass ich je gesehen habe.“
Ria starrte Tari an und begann zu weinen.
Tari schlug die Hände vor den Mund.
„Ist nicht genug Suppe da? Tut mir leid, ich s ag es ihm. Er versteht das bestimmt. Oder ich teile meine Schale mit ihm.“
Wieder schien der Boden unter Julies Füßen zu beben, wenn auch schwächer als vorhin an der Quelle. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert oder entsetzt sein sollte. Der Merlin wusste Bescheid, es war nicht mehr zu verheimlichen, dass Tari die Reife erlangt hatte. Alles Wissen aus Generationen von Elfen und ein Teil der gemeinschaftlichen Elfenmacht standen ihr nun zusätzlich zu ihren eigenen Kräften zur Verfügung. Leise Beklommenheit schlich sich in Julies Herz. Wenn Tari wirklich böse war...
D as gebräunte Gesicht des Merlins, umrahmt von weißen Haaren, die wie die Flammen eines Gaskochers in alle Richtungen wiesen, tauchte am Eingang auf. Sein sonst so vergnügtes Gesicht war ernst.
„ Wir müssen reden. Ist es in Ordnung, wenn ich kurz hochkomme?“ fragte er.
Ria ant wortete nicht, sie drückte Tari, die inzwischen mit ihr zusammen auf der Couch saß, an sich.
Auch Daan sagte nichts, aber er nickte erg eben in die Richtung des Merlins. Der nickte dankend zurück und setzte sich auf Taris Platz am Tisch. Bevor er sprach, spielte er eine ganze Weile mit dem Löffel, den Tari noch nicht benutzt hatte.
„Das ist eine ernste Sache.“
„Das wissen wir“, fauchte Ria. „Sie sollen nur versuchen sie zu holen, ich werde sie töten. Alle!“
Daan wurde blass, offensichtlich glaubte er seiner Frau aufs Wort.
Der Merlin hob beschwichtigend die Hände.
„Ruhig Blut Kindchen, ihr Dryaden seid immer so emotional. Vielleicht gibt es noch andere Lösungen, als alle zu töten.“
Daan schaltete sich ein: „Ihr müsstet es Anouk nicht sagen. Eure Mühe wäre ni cht umsonst. Ich habe gute Verbindungen, wenn ihr etwas haben wollt, sagt es nur, ich kann es besorgen.“
Der Merlin schüttelte den Kopf. „Junge, hast du gerade versucht mich zu bestechen? Dir sollte klar sein, dass ich auf so etwas nicht eingehen würde. Ob wohl, ich weiß nicht was ich alles tun würde, um nur einmal die vierte Ebene zu sehen. Aber als Mensch...unmöglich. Dafür würde ich mein Leben geben.“ Er räusperte sich. „Jedenfalls gibt es nichts, mit dem du mich bestechen könntest. Aber es zu verheimlichen ist nicht der einzige Weg.“
„ Wir könnten mit ihr weit weg gehen, auf die dritte Ebene oder die erste, einerlei, Hauptsache wir bleiben zusammen“, sagte Ria, einen Hauch Hoffnung in der Stimme.
„Das kann ich leider auch nicht gestatten; Tari ist eine Bed rohung, solange nicht sicher ist...“
„Ich bin was? “ Tari stand auf. „Bin ich nicht. Ich habe noch nie jemandem etwas zuleide getan.“
Julie musste an den Frosch denken. Merkte Tari überhaupt, was sie tat? Oder war es wie mit dem Schweben im Schlaf?
Der Merlin seufzte. „Ach Kindchen, wenn das so einfach wäre. Ich glaube dir ja, aber es geht nicht um das, was du getan hast, sondern um das, was du noch tun könntest.“ Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Einen zweiten Vogt können wir uns nicht leisten, es ist schwer genug, den einen unter Kontrolle zu halten.“
„Was können wir dann tun?“ platzte es aus Julie heraus . Ihr habt gesagt es gibt eine Lösung.“
„Richtig. Wir werden versuchen, die Alphanen zu rufen.“
Er wandte sich an Julie. „Wahrscheinlich ist dir und Ria nicht einmal bewusst, dass das möglich ist, aber der Elf und seine Tochter hier wissen aus den Erinnerungen ihrer
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