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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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unwiderstehlich, aber andererseits die Beziehung mit ihm auch ziemlich kompliziert.
    Am Wegesrand herrschte emsiges Gewusel. So etwas hatte Julie noch nie gesehen: Statt in ihren Erdlöchern zu hocken und vorsichtig die Köpfe herauszustrecken, waren ganze Scharen von Wisbuns unter freiem Himmel versammelt und redeten aufgeregt miteinander in einer so hohen Tonlage, dass Julie sofort die Ohren davon schmerzten. Einer rannte gegen ihr Bein, entschuldigte sich aber nicht, sondern huschte einfach weiter. Winzige Wisbunkinder pressten sich ängstlich an ihre kleinen, blassen Mütter, die schützend beide Arme um sie legten.
    Was war hier los? Die Wisbunmännchen waren alle bewaffnet, nicht nur mit ihren Blasrohren und den Giftpfeilen, sondern auch mit Speeren, di e in etwa so lang waren wie Julies Hand. Einige stießen damit wild in der Gegend herum, als ob sie unsichtbare Feinde zu bekämpfen hätten, die anderen stützten sich auf die Schäfte und sahen sich aufmerksam um. Sogar einige Empats fanden sich wie beständige Felsen in der wimmelnden Flut, sie ignorierten die Wisbunsoldaten, die sie mit geflochtenen Seilen am Fortfliegen hinderten, und ließen sich geduldig von ihren Wärtern mit Beeren füttern.
    Irgendetwas musste das kleine Volk furchtbar erschreckt haben, etwas, das bedrohlicher war als angreifende Adler und große Drachen, sonst wären hier draußen nicht so viele Wisbuns versammelt. Selbst als Julie dichter heranging, schenkte ihr keiner der Sold aten auch nur einen Hauch Aufmerksamkeit. Das ganze Ufer war voll von den Winzlingen, und noch immer strömten Nachzügler aus den Erdlöchern und strebten auf den Platz zu, an dem sie standen.
    Ein leises Rumpeln unter Julies Füßen wurde erst zu einem finste ren Grollen, dann zu einem hüpfenden Beben. Julie kippte zur Seite, konnte sich aber gerade noch an einem dicken Ast halten. Noch bevor sie sich wieder ins Gleichgewicht gebracht hatte, kündigte ein erneutes Rumpeln das nächste Beben an.
    Was war das? Ein Erdbeben? Julie klammerte sich an dem Ast fest, dieses Mal mit beiden Händen. Keinen Moment zu früh, denn das nächste Beben war so fest, dass es sie mit Sicherheit von den Füßen gerissen hätte. Ein lauter Knall hallte durch die klare Luft am Flussufer und der Boden zwischen dem Ufer und der Wisbun-Kolonie riss auf.
    Julie sah, wie zwei der Wisbun soldaten in dem Spalt verschwanden, der sich auftat.
    Die kleinen Wesen würden doch aus eigene r Kraft nicht wieder aus einer Erdspalte kommen, sie musste etwas tun! Ohne zu zögern ließ Julie den Halt gebenden Ast los und stürzte auf den Riss zu. Sie hatte ihn noch nicht ganz erreicht, da gab der Boden unter ihrem rechten Fuß nach und sie rutschte bis zum Knie in den Spalt. Die Kluft musste größer sein als gedacht. Instinktiv ging Julie ins Schweben über, so konnte sie ihr Bein aus dem Riss in der Erde ziehen. Sie warf sich neben der Erdspalte auf den Boden und robbte auf dem Bauch bis an den Rand. Was sie sah, verschlug ihr den Atem:
    Der Boden war nicht nur knietief au fgerissen, wie sie gerade noch geglaubt hatte. Der Riss fraß sich so tief in die Erde, dass sein Grund nicht zu erkennen war. Und von den beiden Wisbuns gab es keine Spur, sie waren nicht mehr zu sehen, geschweige denn zu retten.
    Was zur Hölle ging hier vor sich?

    Schmutzig und mit aufgeschürftem Knie kam Julie an den äußeren Rand des Burghofes. Nach dem seltsamen Knall hatte die Erde noch nicht wieder gebebt und sie war dankbar für die Atempause. Julie glaubte nach dem regelmäßigen Rumpeln nicht mehr an ein einzelnes Ereignis. Irgendetwas ging hier vor, und es war noch nicht zu Ende.
    Anouk stand draußen auf der Burgtreppe im Sonnenschein, zusammen mit Hafer, dem Gager. Julie war noch zu weit weg um zu hören worüber sie sprachen, aber es schien nicht s Angenehmes zu sein, denn der Gager fuchtelte wild mit seinen langen Armen und beugte sich weit vor, um besser auf Anouk einreden zu können. Anouk redete nicht, aber sie schüttelte heftig den Kopf. Endlich war Julie in Hörweite.
    „...ist unverantwortlich. Da s muss Priorität haben, vor allem, das ist doch klar“, rief Hafer.
    „Solange ich nicht genau weiß , worum es geht, werde ich hier gar nichts anordnen, nur weil die Pferde unruhig sind. Vielleicht waren auch nur die Futterrüben gammelig, da mache ich doch keinen Notstand draus!“ fauchte Anouk. Sie griff sich an die Stirn. „Das führt doch zu nichts. Außerdem muss ich aus der Sonne, da bekommt man

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