Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
Altvorderen, dass das schon einmal geschehen ist. Nach der Gründung Tallyns ist dem Rat einiges magisch aus dem Ruder gelaufen. Die Alphanen sind gekommen und haben geholfen, indem sie die erste Hüterin einsetzten. Ich bin sicher, sie können herausfinden ob Tari gut oder böse ist. Wenn sie gut ist, seid ihr entlastet. Wenn sie böse ist, schließe ich mich der Meinung von Anouk und dem Rat an, dass wir manchmal unangenehme Entscheidungen treffen müssen, um das Leben vieler Menschen zu schützen.“
Ria schlug die Hand vor den Mund.
„Aus der vierten Ebene, meint ihr?“
„Genau“, sagte der Merlin.
„Was, wenn sie sich irren?“ fragte Daan.
„Du solltest doch wissen, dass sie sich nicht irren, Elf. Nein, es ist abgemacht. Wir rufen die Alphanen und ihr Urteil ist bindend.“ Er sah von Ria zu Daan und zurück. Daan zuckte die Schultern und Ria war deutlich anzumerken, wie skeptisch sie war. Eine leise Spur von Ungeduld schlich sich in die Stimme des Merlins, etwas, dass Julie bisher für absolut unmöglich gehalten hatte.
„Die Alternative ist, wir lassen Anouk entscheiden.“
„Mama, ich bin einverstanden. Ihr könnt ruhig machen, was der Merlin vorschlägt“, sagte Tari.
Ria zuckte zusammen.
Daan straffte die Schultern und sagte ohne Ria noch einmal anzusehen: „Wir danken euch für das Angebot und nehmen es gerne an.“
„Und ihr wer det euch an den Spruch der Alphanen halten? Ich brauche da schon Gewissheit, um meinen Standpunkt dem Rat gegenüber verteidigen zu können. Wir wären darauf angewiesen, eine ganze Weile zu warten, selbst wenn ich sofort eine Nachricht schicke. Sie schauen jede volle Stunde nach der Post, aber ihr wisst ja, die Zeit in der vierten Ebene...“
„Vergeht 144 mal langsamer als in der zweiten Ebene“, vollendete Julie den Satz. „Das heißt, wir werden mindestens sechs Tage auf die Antwort warten müssen.“
„Richtig. Und darum brauche ich eine Versicherung die den Rat beeindruckt. Das Versprechen eines Lichtelfen wäre nicht schlecht.“
Daan atmete tief durch. „Gut. Ich, Lichtelf Daan, versprec he, mich an das Urteil der Alphanen bezüglich Tari zu halten.“
Er verstummte.
Der Merlin schien nicht zufrieden, er starrte Daan weiterhin aufmerksam an.
Der seu fzte ergeben. „Und ich verspreche, auch meine Frau dazu zu bringen, es zu tun.“
Der Merlin lächelte.
„Ich weiß, wie schwer euch das fallen muss. Aber seht es doch mal positiv: danach habt ihr endlich Gewissheit.“
Die Suppe war inzwischen kalt, doch alle löffelten schweigend, ohne etwas zu bemängeln, selbst Tari. Es war ein heißer Tag, da war die kalte Suppe beinahe angenehm. Schläfrige Stille breitete sich aus, die anderen waren offensichtlich genauso erschöpft wie Julie nach den aufregenden Ereignissen der letzten Stunden.
Der Merlin war als erster fertig.
„Wirklich eine gute Suppe. Allerdings habe ich noch etwas anderes auf dem Herzen. Habt ihr auch ab und an ein Rumpeln gespürt?“
Julie war mit einem Schlag hellw ach. Es war keine Einbildung gewesen, der Merlin hatte das Rumpeln ebenfalls gespürt.
Ria schüttelte den Kopf, Daan nickte und Tari sagte: „Natürlich.“
Julie nickte. „Ich dachte, es wäre Einbildung.“
Der Merlin seufz te. „Ich wünschte, es wäre so. Das ist ganz eindeutig ein schlechtes Zeichen. Sehr schlecht.“
Trotz der düsteren Ahnungen des Merlins schien auf Julies Rückweg zur Burg die Sonne und die Vögel zwitscherten sich die Seele aus dem Leib. Julie mochte die Art, wie die vorwitzigen Sonnenstrahlen das Grün der Farne im Unterholz zum Leuchten brachte. Sie atmete tief durch. Bisher war noch immer alles gut gegangen, es würde sich auch dieses Mal für alles eine Lösung finden. Anouk hatte es auf Tari abgesehen, aber der Merlin hatte wohl das letzte Wort in solchen Dingen, wenn Julie auch nicht genau verstand, warum. War er mächtiger als Anouk, weil er in der dritten Ebene leben konnte? Einerlei, Hauptsache, er war auf ihrer Seite – und auf der Taris.
Julie ließ die Brücke zur Pferdekoppel und dem Sommerwal d rechts liegen und hielt auf das Badehaus zu, anstatt gleich zur Burg abzubiegen. Sie brauchte noch einen Moment für sich allein, und sie sehnte sich nach Mathys. Hier am Fluss fühlte sie sich ihm am nächsten.
Mit Mathys war es schwieriger als mit Anouk, der ließ sich von niemandem etwas sagen, auch nicht vom Merlin. Zumindest nicht, wenn er selbst von einer Sache überzeugt war. Das machte ihn einerseits
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