Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
irgendein Dorfkind, sondern Tari.
Julie wich vom Weg ab und hielt im lichten Gestrüpp weiter auf die Quelle zu, achtsam darauf bedacht, kein Geräusch zu ma chen.
Für einen Moment schien es ihr unredlich, Tari ohne ihr Wissen zu beobachten. Andererseits musste sie endlich Klarheit bekommen, ob das Kind gut oder böse war. Jemanden auszuspionieren schien im Gegensatz dazu ein kleines Vergehen.
Die Kleine schien sich jedenfalls zu amüsieren, plantschte im Quellteich herum, stieg aus dem Wasser, sprang quietschend von einem kleineren Fels aus wieder hinein und tauchte durch das glitzernde Gewirr ihrer langen Haare wieder auf. Ansonsten tat sie nichts Außergewöhnliches, dabei musste der Boden am Rand des Teiches genauso voll von Fröschen sein wie der Weg, auf dem Julie gekommen war. Doch Tari schenkte den Tieren keine Beachtung, abgesehen davon, dass auch sie aufmerksam den Boden beäugte und achtgab, wohin sie trat.
Julie wusste nicht, ob sie beruhigt sein sollte. Sicherlich würde Tari nicht alle Naselang Tieren weht un, selbst wenn sie böse wäre, ihre Untätigkeit war also kein Beweis für ihre Unschuld. Aber tatsächlich schien sie es vermeiden zu wollen, auf die Fröschlein draufzutreten. Bestand also noch Hoffnung?
Inzwischen schien Tari genug von dem Wasserspiel zu haben und suchte das Gestrüpp unterhalb des Felsen ab. Julie stockte der Atem. War die Kleine doch auf Froschfang? Sie schlich noch etwas, dichter, dicht ge nug um zu sehen, wie Tari sich einige rote Waldbeeren pflückte und sie in den Mund steckte. Danach setzte Daans Tochter sich im Schneidersitz auf den kleinen Felsen, der ihr vorhin als Sprungbrett gedient hatte, und schloss die Augen.
Julie überlegte schon , ob sie aus dem Gebüsch treten und sich zu erkennen geben sollte, als doch noch etwas geschah. Tari begann zu schweben.
Anfangs musste Julie genau hinsehen, um sicher zu sein, aber dann schwe bte das Kind hoch genug, dass die Lücke zwischen ihrem Körper und dem Felsbrocken problemlos auszumachen war. Julie schaute fasziniert zu. Seit der Sache mit den Kirschen hatte sie Tari nicht mehr schweben sehen. Und damit nicht genug: Tari ließ die Augen geschlossen und drehte sich während des Schwebens auf den Bauch, legte die Arme unter den Kopf wie ein Schläfer, der eine bequeme Position sucht. Wie war das möglich? Schweben war schon schwierig genug, wenn man aufrecht stand oder saß, mitten im Schweben die Position zu ändern - und dann noch so! – wer hatte davon schon gehört? Konnte Anouk das? Wahrscheinlich nicht. Ein Geräusch ertönte und es breitete sich in Sekundenschnelle eine Gänsehaut auf Julies Armen und Beinen aus.
Tari schnarchte leise. Und sie schwebte immer noch.
Die Erde schien unter Julies Füßen zu beben. Dann geschahen drei Dinge gleichzeitig. Julie ließ sich vor Schreck auf einen Baumstumpf hinter sich sinken, Daan trat am gegenüberliegenden Ufer aus dem Unterholz und Tari erstrahlte in einer Lichterflut, die so hell war, dass Julie die Hände vor die Augen schlug.
„Tari!“ rief Daan alarmiert.
Julie öffnete die Augen wieder und sah noch, wie die Kleine mit weit aufgerissenen Augen aus der Luft purzelte und im weichen grünen Moos neben dem Stein landete.
Ihr schien nichts passiert zu sein, was Daans Aufregung rechtfertigte, doch dann sah Julie, dass etwas anders war. Ein silbriger Schimmer lag um ihre Stirn, und als Julie genauer hinsah, verwandelte sich der Schimmer in einen silbernen Reif, der sich um die feinen Haare Taris gelegt hatte.
„Ich bin hi er, Vater!“ rief sie.
Julie fiel noch etwas anderes auf. Taris Stimme war nicht mehr glockenhell wie sonst, sondern tiefer, als wäre sie...
„Himmel, du bist erwachsen!“, rief Daan. Er lief mehr als das er ging auf seine Tochter zu und schloss sie fest in die Arme, was er, Taris verwundertem Gesicht nach zu urteilen, nicht oft tat.
Dann hielt er sie auf Armeslänge von sich ab und sah sie aufmerksam an, strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Das ist viel zu früh, wie konnte das passieren?“ murmelte er, gerade laut genug, um es bis zu Julie zu hören.
„Ich weiß nicht. Wäre es dir anders lieber? Ich kann den Reif abnehmen“, sagte Tari.
„Nein, Kind, behalt ihn an. Ich frage mich nur, was das zu bedeuten hat.“
Tari lächelte erleichtert. „Das ist gut, ich mag den Reif. Aber was es bedeutet weiß ich auch nicht.“
Sie trat wieder einen Schritt auf Daan zu und sah zu ihm hoch.
„Nochmal?“ fragte sie.
„Was
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