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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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bleigrau färbte, Vorbote der nahenden Dunkelheit und weiteren Regens.
    Leo hielt gerade kurz inne, um einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen, die er sich in einem Stoffbeutel umgehängt hatte, da sa h er ihn.
    Ronan saß in Menschengestalt mit gesenktem Kopf am Fuß einer mächtigen Hängebirke.
    Leo schrie auf. „Ronan!“
    Doch Ronan reagierte nicht, drehte nicht einmal den Kopf, dabei war er keine zwanzig Fuß von ihm entfernt.
    Er musste verletzt sein.
    Leo ra nnte die letzten Meter, warf sich neben Ronan auf den Boden und griff nach dessen Hand, um den Puls zu fühlen.
    „Lass das!“
    Leo machte einen Satz rückwärts.
    „Ronan?!“ Er schob sich einige Zentimeter dichter. „Geht es dir gut, bist du verletzt?“
    „Na klar geht es mir gut, es ging mir nie besser.“ Ronan hustete heftig und nahm dazu die Hand vor den Mund, die, wie Leo erschreckt feststellte, ganz blau gefroren war.
    „Hast du etwa den ganzen Tag als Mensch hier im Regen gesessen?“
    Ronan zuckte die Achseln. „Die Nacht auch. Aber ist doch egal.“
    „Egal?“ Leo zerrte die dünne Decke, die als einzige von ihren Decken in die Umhängetasche gepasst hatte, aus dem Beutel und legte sie um Ronans Schulter, zumindest versuchte er das, aber da Ronan mit dem Rücken am Stamm lehn te und nicht mithalf, bekam er die Decke nicht ganz um ihn herum gelegt.
    „Du sturer Hund!“ schnaufte Leo, stemmte sich gegen den Stamm und zerrte Ronans Rücken so weit davon weg, das s er die Decke hinter seinem Rücken entlang über die zweite Schulter bekam.
    „Du kannst dir hier den Tod holen! Warum bist du nicht wenigstens ein Wolf geblieben, du weißt doch wie schnell du als Mensch auskühlst.“
    „Was kümmert es dich?“ fauchte Ronan, zog aber die Decke mit seinen blauen Fingern über der Brust zusammen, wie Leo zufrieden feststellte.
    „Ich bin dir eh nur im Weg. Wenn ich weg bin, kann du Häuptling sein. Und wenn ich tot bin, tut es dir leid, dass du gesagt hast , alle hassen mich.“
    Leo hockte sich neben ihm auf den Boden, legte aber vorsichtshalber die Tasche unter; man wusste ja nie, was sich da so für Tiere tummelten.
    „Ich hab´ doch nicht gesagt: alle hassen dich.“
    „Hast du wohl. Zumindest hast du gesagt, du musst da wohnen, wo alle Wölfe hassen – und ich bin ein Wolf. Das ist doch das Gleiche.“
    „Glaubst du, ich hab da Lust zu? Meinst du, ich will von dir weg?“
    Leo merkte, wie seine Stimme zu zittern begann. Er konnte auch nicht mehr. Trost hätte er gebraucht, stattdessen rannte Ronan durch den Wald und holte sich halb den Tod, um ihn zu ärgern. Ihm war saukal t und sein Fell dampfte vor Nässe.
    Ronan zuckte mit den Schultern.
    „Was weiß ich? Vielleicht bist du froh, wenn du weg kannst. Es wäre eh nicht gut gegangen mit uns. Ich bin mutig und du vorsichtig, ich mag Schokolade und du magst keine, wir haben wirklich nicht besonders viel gemeinsam. Deine Familie ist reich und mächtig, alle werden auf dich hören, du bist der Rudelführer. Und was kann ich dir schon bieten? Ich habe nur die Höhle und bin nicht einmal ein richtiger Wolf. Ist schon okay, ich kann es verstehen, wenn du gehst.“ Er schniefte. „Und es macht mir nichts. Ganz im Gegenteil. Ich bin froh, wenn du gehst.“
    Leo spürte wie die Wut in ihm hoch stieg. Ronans letzte Worte hallten in ihm nach, und ehe er sich versah hatte er seinem Freund eine scha llende Ohrfeige verpasst.
    „Sag so etwas nie wieder, du dämlicher Wolf!“ flüsterte er, dann packte er Ronan am Nacken und zog ihn zu sich heran. Anfangs wehrte Ronan sich gegen den Kuss, doch nach einer Weile klammerte er sich an Leo fest wie ein Ertrinkend er und küsste ihn zurück. Schließlich wurde Ronan ganz ruhig, und Leo hielt ihn auf Armeslänge von sich ab.
    „Sag so etwas nie wieder, hörst du?“ Er flüsterte noch immer, ob er vom stundenlangen Rufen oder von der Aufregung heiser war, hätte er nicht zu sagen vermocht, aber Ronan hatte ihn gehört.
    „Nie wieder . Es tut mir leid“, bestätigte er mit gesenktem Kopf.
    „Oh, Leo, was sollen wir denn jetzt nur machen?“ fragte Ronan.
    Leo reichte ihm die Wasserflasche und Ronan ergriff sie durstig.
    „Keine Ahnung, u ns wird schon etwas einfallen. Zumindest gehe ich ohne dich nirgendwo hin.“

11. Abgeschnitten

    Das rhythmische Klackern der Kampfstäbe gegeneinander versetzte Julie auch dieses Mal wieder in eine Art Trance.
    Jeder dieser Stäbe war knapp über haupteslang und aus festem Rosenholz, welches noch

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