Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
die Unregelmäßigkeit der Äste aufwies. Julies eigener Stock war schon glattgeschliffen vom vielen Benutzen, und da sie ihn regelmäßig mit Magnolien-Öl einrieb, hatte er eine satte Karamelltönung angenommen. Ihr Stock prallte mit einem sauberen Ton gegen den von Mathys, der mit seinem Kampfstock nicht weniger präzise umging als sie selbst.
Rechts oben, links unten, links oben, rechts unten und wieder von vorn.
Vielleicht waren seine Hiebe sogar noch etwas besser als ihre, einfach weil ihr Freund über mehr Körperkraft verfügte; dafür war sie etwas flinker als er, was das Wegducken unter gegnerischen Schlägen anging. Alles in allem machten sie ihre Sache wirklich gut, fand Julie.
„Zeit für den Parcours!“ rief Karim.
Julie st öhnte. So sehr sie den Kampf mit dem langen Stock liebte, so sehr hasste sie den Parcours. Er bestand aus vielen verschiedenen Übungen, von denen einige gar nicht einmal so übel waren, aber das Balkenfeld und die Pflaumenblütenpfähle konnten einem den Parcours wirklich zur Hölle machen.
Das Balkenfeld war aus verschiedenen Holzbohlen aneinandergesetzt, die von etwa einem Meter Höhe bis auf drei Meter Höhe aufgebaut waren. Das ganze Feld sah aus , als habe ein Riesenkind mit zu großen Streichhölzern versucht eine Burg zu bauen.
Die Balken waren etwa eine Hand breit, was sowohl für Julies kleine Füße wie auch für die großen Füße der Männer reichen musste. Jeder der Fortgeschrittenen war extrem motiviert das Feld fehlerfrei zu überqueren, denn wenn man herunterfiel, gab es fürchterliche blaue Flecken, wie Julie schon mehr als einmal festgestellt hatte, auch wenn unter der gefährlichsten Stelle der Konstruktion einige Strohsäcke ausgelegt worden waren.
Dieses Hindernis wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Julie nicht solche Probleme mit ihrem Gleichgewicht gehabt hätte. Sie konnte über die Mauern klettern wie keine andere, war im Säcke-Feld, wo einem gefüllte Reis – und Strohsäcke gegen den Kopf knallten, wenn man nicht schnell genug abtauchte, eine der Besten, sie kroch willig durch jeden Tunnel, selbst wenn sich dort Viechzeug verbarg, aber sie konnte ihr Gleichgewicht nicht richtig halten.
Das war auch das Problem bei den Pflaumenblütenpfählen. Sie waren etwa zwei Mete r hoch und standen recht dicht, angeordnet wie die fünf Blütenblätter und der Stempel einer Pflaumenblüte. Ihre Oberfläche war glatt und bei Regen, so wie heute, regelrecht glitschig. Außerdem standen sie am Ende des Säcke-Feldes, so dass man sich nicht einmal darauf konzentrieren konnte, die vorgeschriebene Schrittfolge zu absolvieren, sondern auch noch aufpassen musste, nicht von den Säcken herunter gefegt zu werden.
Es war einfach nur furchtbar. Julie stellte sich hinter Mathys als Letzte auf, dann mussten die anderen wenigstens nicht auf sie warten, wenn sie mal wieder abstieg.
Die Mauer gelang ihr wie immer ohne Probleme, Julie sprang mit Anlauf gegen die Wand, griff die obere Kante und zog sich hoch, um gleich darauf auf der anderen Seite wieder abzusteigen.
Sofort warf sie sich auf den Bauch und begann, unter der Bespannung im Kriechfeld entlang zu robben. Wenn sie hier etwas Zeit herausholte, musste sie sich bei den Balken nicht so hetzen. Ein Schweißtropfen rann ihr in die Augen und brannte heftig, aber sie nahm sich nicht die Zeit, sich die Augen zu reiben, sondern setzte energisch Ellenbogen vor Ellenbogen, bis sie aus dem Kriechfeld heraus war.
Beim Wassergraben war Julie den anderen, die vor ihr gestartet waren, schon dicht auf den Fersen. Sie w ischte sich mit dem Ärmel kurz über die Stirn, damit nicht noch mehr Schweiß in ihre Augen geriet; noch war der Ärmel trocken, doch das würde sich gleich ändern.
Sie preschte mit Anlauf in den Graben, der, wie sie aus Erfahrung wusste, bis knapp auf ihrer Brusthöhe mit Wasser gefüllt war, und kämpfte sich gegen den Widerstand des Wassers an das andere Ufer.
Klatschnass , aber lächelnd, kam sie an die Ballen: Mathys und zwei andere hatte sie jedenfalls schon überholt, und die waren bestimmt nicht langsam.
Das, was jetzt kam, war ziemlich ekelig. Mit den nassen Klamotten über einen riesigen Strohballen zu klettern führte unweigerlich dazu, dass überall an der na ckten Haut, in den Ärmelaufschlägen und im Kragen pieksige Strohhalme festklebten, die sich dann bei weiterer Bewegung querstellten und in die Haut bohrten. Eigentlich eher etwas, um Feinde vom Gelände fernzuhalten, ein Graben, danach
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