Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
noch etwas dagegen tun konnte.
Julie stand auf und ließ die Bücher einfach liegen, ob gleich sie einige nicht mehr benötigte. Brid würde es nicht merken, und wenn, war es Julie auch egal. Sie wollte einfach nur noch ins Bett, unter ihre Decke.
Erst, als sie im Bett lag, merkte Julie, wie kalt ihr war. Doch die Kälte kam nicht von außen.
D ie Sorge um alle, die sie kennen und lieben gelernt hatte, ließ sie bis ins Mark erzittern. Sie musste einen Weg finden Tallyn zu retten, koste es, was es wolle.
Sie grub sich tiefer unter ihre Decke, die langsam warm wurde, und als Mathys an ihre Tür klopfte, war sie zu traurig, um ihm zu öffnen. Sie wollte allein sein. So stellte Julie sich auch beim zweiten und dritten leisen Klopfen schlafend, und als das Klopfen schließlich verstummte, weinte sie sich in den Schlaf.
Damit, dass sie so früh zum Üben kam, konnte selbst Karim nicht gerechnet haben, denn der Platz lag leer und ruhig im Morgengrauen.
Nebel lag wie ein weicher Wollschal auf den Spitzen der Grashalme, die sich unter der Feuchtigkeit des Taus bogen wie gut ausgebildete Diener. Ein Häschen hop pelte mümmelnd auf den Platz, sah Julie kurz an und verschwand erschreckt mit langen Sprüngen.
Julie umging die Mauer, den W assergraben und all die anderen Hindernisse die ihr leicht fielen. Es war Zeit, sich den unangenehmen Seiten dieses Krieges zu stellen und dazu gehörte es auch, sich seine eigenen Schwächen einzugestehen.
Es ging nicht mehr darum, gut dazustehen und zu tun , was man gut konnte. Es ging darum, über sich selbst hinauszuwachsen. Das war ihr klar geworden, als sie in der Nacht wie so häufig über ihren Vater nachgedacht hatte. Er war schneller alt geworden als sie, aber er wollte lieber auf der ersten Ebene bleiben, obgleich seine Lebenszeit dort rascher verrann. Sie hatte ihn bei ihrem letzten Besuch gescholten, ihn mit Bitten und Flehen zu überreden versucht, für immer nach Tallyn zu kommen, doch er hatte sich geweigert.
Sterben müssen wir alle, mein Kind , hatte er gesagt. Was uns Menschen ausmacht, ist das wir es in Würde tun können, wenn wir wollen. Für das Angenehme entscheidet man sich schon einmal leichtfertig. Aber wenn sich jemand für das Unangenehme entscheidet, kannst du sicher sein, dass er es ernst meint. Also versuche nicht, mir das auszureden.
Sie hatte sich schon seit Tagen geärgert, da ss die anderen die Bedrohung nicht wirklich ernst nahmen, mit Ausnahme von Karim vielleicht. Und in dieser Nacht war ihr bewusst geworden, dass sie selbst das auf irgendeine Weise auch nicht wirklich tat. Sie hing noch immer an der Meinung der anderen, wollte gut dastehen, wollte sich rechtfertigen für die Sache mit Tari. Doch all das musste in den Hintergrund treten. Wenn die Kämpfer der zweiten Ebene gegen die Gardisten eine Chance haben wollten, mussten sie ihren Geist leeren und an nichts anderes mehr denken, als an das Ziel: Die Portale wieder zu befestigen.
Julie begann direkt am Balkenfeld. Es war die leichtere der beiden Herausforderungen und damit ein Kompromiss, aber ganz konnte sie sich noch nicht von ihrer Angst vor dem Fallen lösen. Sie unterdrückte d ie aufkeimende Unruhe, ihre Furcht zu versagen und trat festen Schrittes auf das Feld. Sie würde so lange weitermachen, bis sie das Feld jedes Mal auf Anhieb schaffte.
Ihre Gedanken waren seltsam leicht ohne den Ballast der Sorge , was die anderen von ihr denken würden. Es war niemand hier, nicht einmal Mathys. Julie setzte behutsam einen Fuß vor den anderen.
Es war, als ob der Nebel sie tragen würde. Und so war es auch. Zu ihrer Verwunderung stellte Julie fest, dass sie etwa daumenbreit über dem Balken schwebte. Innerlich schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen. Schweben. Warum war sie da nicht früher drauf gekommen? Solange sie die Konzentration halten konnte, würde sie einfach schweben. Das war nicht einmal verboten, keiner hatte irgendeine Vorgabe gemacht wie das Feld zu bewältigen sei, man durfte nur nicht hinunterfallen. Und für das Rätsel, das die Männer um die erste Hüterin aufgeworfen hatten, kam ihr auch eine Lösung in den Sinn. Sie würde einfach den Merlin fragen. Vielleicht war dessen Wissen nicht ganz so umfassend wie das eines Elfen, aber im Gegensatz zu Jarron wusste sie beim Merlin wenigstens, wo er zu finden war.
Ohne auch nur einmal zu wackeln schaffte Julie das Balkenfeld.
Was beim Balkenfeld gut funktioniert hatte, war für die Pflaumenblütenpfähle leider keine
Weitere Kostenlose Bücher