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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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passende Strategie; die herum wankenden gefüllten Säcke rissen Julie wieder und wieder aus der Konzentration, sodass sie die Schwebeversuche schließlich aufgab und es auf die herkömmliche Weise versuchte.
    Gleich im ersten Anlauf musste sie von den Balken absteigen und verknackste sich den Knöchel, aber die geglückten Versuche an den Balken hatten ihr soviel Auftrieb gegeben, dass sie sofort wieder zur Plattform humpelte. Es begann zu regnen, doch Julie ließ sich davon nicht beirren. Aufgeben kam nicht mehr in Frage.

    Erschöpft, aber zufrieden zog Julie die Stalltür hinter sich zu und schloss den feinen Nieselregen aus.
    Hier hielt sich der Merlin am l iebsten auf, wenn er nicht im Rat gebraucht wurde.
    Langsam gewöhnten sich Julies Augen an das Dämmerlicht im Stall. Wie erwartet saß Mhyrrdin, der Merlin, auf dem Rand der gemauerten Futterkiste vor der Box seines Pferdes. In der Hand hielt er ein kleines Büchlein, und neben ihm stand eine Stalllaterne, mit Glasscheiben so dick, dass sie wie der Panzer einer uralten Schildkröte wirkten. Zum Lesen war das sicher schlecht, aber Julie konnte verstehen, dass der Gager Hafer im Stall keine anderen Laternen duldete – immerhin ging von offenem Feuer eine erhebliche Brandgefahr aus.
    Der Merlin sah erst auf, als sie direkt vor ihm stand.
    „Julie.“ Er klappte das Büchlein zu und legte es neben sich. „Suchst du mich? Doch nicht etwa schon wieder ein Bote?“ fragte er besorgt.
    „Nein. Ja. Also, ich suche euch, aber es ist kein neuer Bote gekommen. Eigentlich möchte ich nur eine Auskunft.“
    Vielleicht gab der Merlin ihr auch keine Informationen, sobald er merkte, worum es ging? V ermutlich war es besser, ihn nicht allzu direkt zu fragen. Sie merkte, wie ihre Hände leicht zu zittern begannen und verschränkte sie miteinander. Der Merlin sah auf ihre Finger.
    „Nur eine Auskunft, soso. Nun, dann sag mir, was du wissen willst.“
    Julie unterdrückte ein Räuspern. „Könnt ihr mir etwas über die erste Hüterin erzählen?“
    Das Gesicht des Merlins entspannte sich. „ Sicher. Wo fange ich da an?“ Er nestelte an der Schnur, die sein weites weißes Gewand um die Taille herum raffte.
    „Sie war eine wunderschöne Frau.“
    Julie sah ihn erstaunt an und setzte sich auf einen der Strohballen gegenüber der Box. Sie hatte alles erwartet, aber das nicht.
    „Ihr Haar war wie Gold, und sie war von schlanker und aufrechter Gestalt. Ihre Augen waren grau, und auch wenn das nicht besonders klingt, sie waren besonders.“
    Julie schluckte. „Ihr redet über sie, als hättet ihr sie gekannt.“
    „Natürlich habe ich das.“ Er schmunzelte. „Und glaube mir, sie war keine Frau, die man wieder vergisst. Zur Hälfte Elfenblut, zu einem Viertel Dryade und sogar ein Viertel Mensch. Sie hatte von allen Rassen nur das Beste geerbt.“
    „Aber das muss ...“, Julie ging in Gedanken noch einmal alles durch, was sie über die Krise und die Einsetzung der ersten Hüterin wusste, „...das muss über achthundert Jahre her sein.“
    „Achthundertzweiunddreißig, um genau zu sein. Ich war fünfzehn Jahre alt und in jeder Mittsommernacht auf der ersten Ebene gewesen, also gerade im besten Mannesalter, als ich sie kennenlernte.“ Er zwinkerte Julie zu.
    „Ich fürchte, sie hat meine Schwärmerei damals nicht ganz ernst genommen und wenn man es genau betrachtet, ist sie der Anlass dafür gewesen, das s ich zum Merlin wurde.“
    „Wieso?“ flüsterte Julie.
    „Nun, ich wollte sie beeindrucken und versuchte das eine oder andere, was mit Magie zu tun hatte. Wirklich beeindruckt war sie dann, als ich es kurz schaffte durch das Portal auf die dritte Ebene zu gelangen. Ganz ehrlich? Beim ersten Schritt aus dem Portalkreis heraus hat alles so geflackert und sich gedreht, dass ich mich übergeben musste. Ich bin sofort wieder in den Kreis zurück, aber das habe ich ihr natürlich nicht erzählt. Nur, dass ich dort gewesen bin. Zu dem Zeitpunkt war sie noch nicht in der Prüfkammer gewesen und selbst wegen ihres dreifach gemischten Blutes nicht in der Lage, die dritte Ebene zu betreten.“ Er lachte. „Später ist sie dann dort ein- und ausgegangen, als würde sie Blumen pflücken, so leicht.“
    Julie Handflächen wurden feucht. Sie war ganz dicht dran an den Informationen die sie brauchte, das spürte sie deutlich.
    „Was ist denn eine Prüfkammer?“ fragte sie so harmlos wie möglich.
    Der Merlin schien nichts zu merken.
    „Das ist eine Erfi ndung der Alphanen“,

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