Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
setzte ihn ins Bild. Auch Daan zögerte, dann sagte er sinngemäß, was Julie auch schon gesagt hatte.
„Trauen können wir ihm nicht, er wird immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein. Und was, wenn er verletzt wird? Er wird Garantien wollen, dass wir ihn heilen.“
„Siehst du“, sagte Mathys zu Karim, „es ist keine gute Idee den Typen da mit hineinzuziehen.“
Karim war die Anspannung deutlich anzusehen.
„Wir brauchen aber Unterstützung. Egal, wie hart wir trainieren, wir machen aus Menschen nun mal keine Elfen.“
Daan runzelte die Stirn unter dem Elfenreif.
„Vielleicht ist das doch möglich. Die erste Hüterin hatte Elfenblut, jemand, der in einer Linie mit ihr steht, könnte...“
„Nein.“
Karim unterbrach Daan einfach, was Julie ganz schön unhöflich fand. Andererseits war Karim auch ziemlich unter Druck, wie sehr, war ihr bis heute gar nicht bewusst gewesen.
„ Was nein ?“ fragte Daan verwirrt. „Es ist möglich, das Wissen meiner Ahnen ist da eind...“
„Ich will nichts mehr davon hören, das ist zu gefährlich“, sagte Karim barsch.
Daan sah ihn erst sprachlos an, dann nickte er langsam.
„Wie du meinst.“
Was ging da gerade vor sich? Diese ewige Geheimniskrämerei konnte einen echt wahnsinnig machen. Warum sagte ihr wieder einmal niemand, um was es ging? Hatte sie nicht bisher in dieser Krise alles richtig gemacht? Wenn es irgendwo eine Verwandte der ersten Hüterin gab, die ihnen helfen konnte, wieso sollte es dann gefährlich sein, sie darum zu bitten?
Mathys zuckte nur mit den Schultern, als sie ihn ansah, sein Gesicht war offen. Er schien tatsächlich nicht zu wissen, worum es hier ging.
„Daan, Karim, so geht das nicht. Sagt mir worum es geht. Immerhin treffe ich hier die Entscheidungen, solange Anouk nicht dazu in der Lage ist.“
Daan warf einen Blick auf Karim, doch der schüttelte kaum merklich den Kopf, wie Julie verärgert feststellte. Beide blieben stumm.
„Wie ihr wollt. Ganz ehrlich? Das ist dämlich. Ich werde es auch so herausfinden. Und dann habt ihr keine Gelegenheit mehr, mir eure Bedenken mitzuteilen, dann entscheide ich einfach.“
Sie kickte einen Kiesel weg, der so weit flog, dass er einen der Pflau menblütenpfähle traf und seitlich davon abprallte.
Dann drehte sie sich um und ging einfach, ließ die Drei stehen. Wegen Mathys tat es ihr leid, aber die anderen Beiden hatten es verdient, stehen gelassen zu werden.
Fü r heute reichte es ihr wirklich. Die hatten keine Ahnung, wie sehr ihre Nase schmerzte. Vielleicht war das Nasenbein sogar gebrochen. Und die benahmen sich wie die Kindergartenkinder.
Der einzige auf dieser Ebene, der ebenfalls über das Wissen der Elfen verfügte und ihr vermutlich sagen konnt e, was Daan sich da ausgedacht hatte, war Jarron. Der sicher nicht darauf verzichten würde, erst wieder irgendwelche Spielchen zu spielen. War sie denn hier die einzige, die den Ernst der Lage begriff?
Julie ärgerte sich so sehr, dass sie das Pochen ihrer Adern am Hals spüren konnte.
Ein metallischer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Julie tastete nach ihrer Nase, verzog das Gesicht und spuckte in den Sand am Rand des Weges, ohne anzuhalten. Die Spucke war voller Blut, die Nase war eindeutig gebrochen. Na toll. Jetzt musste sie auch noch jemanden suchen, der sie heilte.
Julie rutschte die Regenrinne hinter der Kneipe wieder herunter. Das Dach sah nicht aus, als sei kürzlich jemand hier gewesen. Warum war der verdammte Kerl nie da, wenn man ihn brauchte? Sie hätte gerne noch weiter nach Jarron gesucht, aber wo?
Inzwischen war sie nicht mehr so dumm, einfach jemanden nach dem Dunkelelfen zu fragen, wie damals, bei ihrer ersten Begegnung mit Jarron. Kaum einer war gut auf Dunkelelfen zu sprechen und das mit gutem Grund.
Er konnte überall sein, ja, er musste sich nicht einma l auf dieser Ebene herumtreiben. Julie sah ein, dass eine Suche auf gut Glück nicht viel bringen würde. Enttäuscht band sie Go los, schwang sich wieder in den Sattel und ritt zurück nach Tallyn.
Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen. Der Somme r würde bald vorbei sein, und da die zweite Ebene seit dem Eingreifen des ersten Rates keinen Herbst mehr kannte, würde der Winter hart und schnell kommen. Sie konnte nur hoffen, dass es im Winter noch keine Verletzten gab, denn ein Großteil der Wärmegewinnung in Tallyn geschah magisch. In Friedenszeiten kein Problem, aber wenn Julie das Magie-Verbot in Kraft setzen musste, würden
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