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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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sprechen:
    „Es ist jetzt schon etliche Jahre her; ein Fest stand bevor. Alle freuten sich darauf, die andere Welt zu besuchen. Es hatte lange keine Angriffe mehr von Seiten des Vogts gegeben, und es stand auch keine Auswahl an, also wiegten wir uns in Sicherheit. Lara, deine Mutter, freute sich ebenfalls auf das Fest.“
    Julie entfuhr ein überraschter Ausruf.
    „Ja ganz recht, mein Kind, deine Mutter war aus Tallyn. Und sie war eine Baumfrau, jedenfalls zur Hälfte. Aus diesem Grund konnte ich dich rufen. Alle Baumfrauen und ihre Nachkommen sind so miteinander verbunden; sicher wusstest du, wie es mir geht, bevor du hier warst?“
    Julie nickte stumm.
    „So geht es mir auch mit dir. Lara ist die Tochter von Myra, du hast vielleicht von ihr gehört?! Einerlei – an diesem Tag schlugen der Vogt und seine Häscher zu. Sie wollten Lara dazu zwingen, den Lösespruch für den Südstein zu verraten. Die Macht des Vogtes gründet auf einem Pakt mit der Kirche. Dieser Pakt wurde besiegelt, indem vier Steine in das steinerne Kreuz an seiner Hauptkirche eingelassen wurden. Jeder dieser Steine ist wie ein Pfeiler seiner Macht. Den Südstein haben wir ihm vor einigen Jahrhunderten abnehmen können, so wurde das finstere Mittelalter beendet; geschwächt, wie der Vogt war, konnten wir die Hüterin stellen. Um Lara zum Reden zu bringen, hatte sich der Vogt etwas einfallen lassen; er lenkte Urs, der auf die Kinder acht gab, ab, und entführte einen kleinen Jungen. Von seinen Häschern ließ er Lara ausrichten, sie könne das Kind retten, wenn sie den Lösespruch preisgab.“
    „Und hat sie ihn preisgegeben?“, fragte Julie atemlos. „Nein.“ Dendra lächelte unter Tränen. „Deine Mutter war eine der tapfersten Frauen, die ich kenne. Das hat auch der Vogt zu spüren bekommen. Lara hat ihm gesagt, dass sie fast alles tun würde, um den Jungen zu retten, aber das Preisgeben des Lösespruchs würde noch mehr Menschen das Leben kosten. Deshalb werde sie zusehen, wie er den Jungen töte, auch wenn es ihr das Herz zerreiße.“
    Julie schluchzte auf. Dendra strich ihr über das Haar.
    „Eine schwere Entscheidung, aber deine Mutter hat richtig gehandelt. Im Mittelalter hat der Vogt so viele Menschen getötet, dass die Welt da draußen nahezu entvölkert war. Der Vogt merkte schnell, wie ernst es Lara war. Also bot er ihr einen Handel an: Er würde den Jungen gehen lassen, wenn sie ihm freiwillig ihr Amulett gab und sich sein Kreuz umlegte. Das Amulett enthält ein Stück von der Wurzel des Baumes, zu dem die Dryade gehört; als Halbdryade konnte sich Lara damit lange weit weg von ihrem Baum aufhalten, ohne schwächer zu werden.“
    „Wenn Lara, also meine Mutter, eine Halbdryade war, muss ich nicht auch eine Wurzel haben oder so etwas?“, erkundigte sich Julie scheu. Das alles war verwirrend.
    „Nein, da du nur zu einem Viertel eine Dryade bist, kannst du dich auch so in der Welt aufhalten. Aber du solltest dich in der Nähe deines Baumes besser fühlen“, erklärte Dendra.
    Julie schwindelte es. Natürlich, die Ankunft in Tallyn! Wie ausgeruht sie sich gefühlt hatte! Und seit sie hier war, hatte ihre Kraft erstaunlich zugenommen. Sie hatte es auf das gute Essen und das Training geschoben, aber im Nachhinein betrachtet war es offensichtlich: Bestimmt lag es zu großen Teilen an der Nähe zu ihrem Baum.
    Die Dryade fuhr fort: „Ihr eigenes Wohl war Lara nicht wichtig. Ohne zu zögern gab sie dem Vogt den Schatz, der ihre Lebensenergie erhalten sollte, und legte das Kreuz an. Sie wusste, dass nur der Vogt oder der Tod es wieder von ihrem Hals lösen konnten. Von dem Moment an war ihr die Rückkehr nach Tallyn verwehrt.“
    „Aber warum?“, rief Julie aufgeregt. „Sie war doch nicht böse, nur weil sie das Kreuz trug, warum durfte meine Mutter nicht wieder zurück?“
    „Um Himmels Willen, nein!“, widersprach Dendra. „Sie hätte gedurft. Wir haben alles getan, um sie zurückzuholen. Der Rat hat alle Bannflüche, die an Kreuze gebunden waren, außer Kraft gesetzt, bis auf …“
    Julie unterbrach die Dryade: „Den Katakombenfluch, ich weiß“, murmelte sie düster.
    „Richtig, du hast ja Bekanntschaft damit gemacht. Doch obwohl wir alles versucht haben, es gelang deiner Mutter den ganzen Rest ihres Lebens nicht, die Schwelle nach Tallyn noch einmal zu überqueren. Sie blieb in der Nähe des Einganges, damit wir uns ab und zu treffen konnten. Natürlich haben wir ihr eine neue Wurzel gebracht, aber jedes Mal, wenn

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