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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Anhänger des Vogtes, sonst hätte er ihn nicht unterbrochen.
    „Was kennst du?“, fragte der Vogt mit einer beinahe sanften Stimme, die seinen langlebigeren Untergebenen das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Ich habe das genau so schon gelesen, Vogt, wirklich …“ Alle Zuhörer zuckten bei der respektlosen Anrede zusammen.
    Es besserte die Laune des Vogtes keineswegs, dass er das Wissen des unverschämten Tölpels vertiefte, indem er ihn die Foltermethode ausgiebig am eigenen Leib erfahren ließ. Nach verrichteter Arbeit polterte der Vogt die grauen Steinstufen zu seinen privaten Gemächern herunter und trat auf dem Weg wütend gegen die Holztür der Kerkerzelle. Er hatte nicht gedacht, dass jemand unter seinen Männern den Quelltext, von dem er abgeschrieben hatte, kannte. Alle sollten sein Buch für einzigartig halten. Wenigstens war die Quelle selten; er würde jedes einzelne andere Buch, das diesen Text enthielt, finden und vernichten!
    In diese Stimmung platzte sein Kontakt. „Es ist soweit, werter Vogt, die Anwärterinnen werden morgen nach Hause geschickt“, durchbrach die Stimme das Dunkel.
    Die Aussicht auf das Kommende besänftigte den Vogt sofort ein wenig. „Es geht also los - es ist gut, du kannst verschwinden.“
     
    Julies Gefährten saßen gemütlich in der Wintersonne und unterhielten sich. Mathys zollte dem Winter Tribut; er hatte seinen sommerlichen Lederschulterumhang gegen ein Leinenhemd und eine fellbesetzte Samtjacke getauscht. Daan wurde das Gefühl nicht los, dass Mathys sich schick gemacht hatte; sonst trug er im Winter eine unförmige Lederjacke. Der Elf kam nicht auf die Lösung – bis Julie aus der Tür des Winterhauses getreten war.
    „Hey, hey, wo willst du denn mit dem schweren Rucksack hin? Verreisen?“, fragte Mathys amüsiert.
    Julie flachste zurück: „Ja, klar, in den Süden - hier ist es mir zu kalt …“ Sie warf ihre Haare zurück und lächelte ihn an.
    Mathys war genauso hastig aufgestanden, wie Ria es tat, wenn sie Daan zufällig traf. Es fiel Daan wie Schuppen von den Augen: Mathys war verliebt in das Mädchen! So ein Idiot. Jeder wusste doch, dass Verliebtheit zu nichts Vernünftigem führte. Ohne ein Wort stürmte Daan davon. Mathys und Julie blieben ratlos zurück.
    „Weißt du, was er hat?“, erkundigte sich Julie.
    „Keine Ahnung“, sagte Mathys nachdenklich, “Daan will öfter mal allein sein, aber sonst rennt er nicht so weg.“
    Achselzuckend machten die beiden sich auf den Weg zum Portal. Julie würde an diesem Tag endlich ihren
    Vater wieder treffen. Wären sie in die andere Richtung gegangen, hätten die Gefährten etwas gesehen, was noch kein Mensch erblickt hatte: Mitten im Wald saß ein fast ausgewachsener Elf und weinte bitterlich.
    Der Weg zum Portal kam Mathys und Julie kurz vor. Es gab so viel zu erzählen. Sorgenvoll runzelte Mathys die Stirn. „Du wirst doch auf dich aufpassen?“, fragte er beunruhigt.
    „Sicher“, gab Julie zerstreut zurück. Die Erzählungen über die Mädchen aus früheren Jahrhunderten, denen im Weihnachtsurlaub etwas passiert war, schienen so weit weg. Jetzt und hier war nur schlimm, dass sie Mathys vier Wochen nicht sehen würde. Dafür konnte sie sich auf ihren Vater freuen! Chris hatte gesagt, es ginge Herrn Denes gut; er hatte ihn zwei Mal besucht, um seinen Husten zu kurieren, aber Julie musste es einfach selber sehen. Julie blieb an der Stelle stehen, an der sie den Durchgang in die andere Welt vermutete. „Wie geht das Portal auf?“
    Mathys zog seine Jacke enger, der Frost biss ihn durch das Leinenhemd. „Es ist ganz einfach; stell dir die andere Welt vor, wie sie war, als du gegangen bist. Sobald du es mit offenen Augen vor dir siehst, kannst du hindurchtreten. Wenn du da bist, verwischt das Bild, und du siehst den Platz, wie er jetzt gerade ist.“ Mathys schaute zu Boden. „So, also, ähm, bis dann?“, fragte er.
    „Eins noch“, Julie drehte sich suchend um, „wie komme ich am siebten Januar wieder zurück nach Tallyn?“
    „Das ist einfach, wir halten uns gegenseitig in der magischen Welt. Gehe zum Portal und denk an jemanden, den du sehr magst“, er sah sie nicht an dabei, “dann zieht es dich in das Portal. – Eine der Maßnahmen gegen den Vogt; er kann niemanden leiden, also kann er auch nicht herein.“
    Julie schloss lächelnd für einen Moment die Augen. „Ich glaube, ich weiß schon jemanden …“ Und dann war sie weg. Seufzend machte Mathys sich auf den Weg zurück nach

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